„Sag es ihr ruhig. Uns glaubt sie nicht. Sie ist halt wie ihr Vater."

317 17 0
                                    



Als ich wieder zu mir kam, setzte ich mich ruckartig auf. „Da sind sie ja wieder.", die mir unbekannte Ärztin lächelte mich sanft an und legte das Tablet aus ihrer Hand zur Seite. „Wo bin ich?", wollte ich direkt wissen und sah mich verwirrt um. „In der Uniklinik. Sie hatten wohl einen Autounfall.", informierte sie mich und wies auf meine rechte Schulter. „Was ist passiert?", als ich ihrem Blick folgte riss ich meine Augen auf, denn mein rechter Arm hing in einer Schlinge. „Das würde ich gerne von Ihnen wissen. Mein Name ist Meyer. Und Ihrer.", stellte sich die Frau vor und ich sah wieder zu ihr. „Mila. Mila Fuchs. Und ich muss gehen.", ich schlug mit der linken Hand die Bettdecke zurück und stand auf. „Das geht nicht. Sie hatten einen Unfall. Ich will Sie noch weiter unter Beobachtung stellen.", Frau Meyer stellte sich vor mich hin um meine Flucht zu verhindern. „Nein. Ich muss nicht bleiben wenn ich nicht will. Ich muss meine Eltern finden.", blieb ich hartnäckig und ging an ihr vorbei. Obwohl jeder Schritt weh tat, vor allem der linke Knöchel, ging ich aus dem Krankenzimmer genau auf den Ausgang zu.
„Dann müssen Sie noch was unterschreiben.", die Ärztin folgte mir und hielt mir das Tablet und einen Stift hin. Kaum leserlich unterschrieb ich auf die durchgezogene Linie und verließ das Krankenhaus.

Nachdem ich die ersten fünfzig Meter gegangen war, wurde mir klar wie dumm ich war. Ich hätte die Ärztin auch einfach bitten können zu schauen ob meine Eltern im selben Krankenhaus waren. Oder das sie auf der Wache anrufen sollte um Paul und die anderen zu informieren. Nach weiteren fünfzig Meter setzte ich mich auf eine Bank und versuchte gegen den Schmerz zu atmen.
Als ich gerade wieder aufstehen wollte um weiter zu gehen, hielt ein Streifenwagen vor mir und Chris und Heidi stiegen aus. „Da bist du. Wir suchen in ganz Köln nach dir.", informierte mich die blonde Beamtin und setzte sich neben mich. „Geht es dir gut? Brauchst du einen RTW? Wobei du siehst aus, als hätte dich schon jemand verarztet.", Chris hockte sich vor mich hin und besah sich die Schlinge in der mein Arm steckte.
„Wo sind Mama und Papa?", wollte ich von den beiden wissen, ohne auf die Fragen des Hauptkommissars zu antworten. „Sie sitzen auf der Wache und sind verrückt vor Sorge.", erwiderte Heidi und legte mir einen Arm um die Schulter. „Wir bringen dich dort hin.", Chris stand auf und hielt mir seinen Arm hin. Wenn auch unter größter Anstrengung und einer Menge Schmerzen ließ ich mich von den beiden zum Streifenwagen bringen und setzte mich hinein.

„Mila!", kaum war ich in das Büro meines Vaters betreten, lag ich auch schon in seinen Armen. „Was ist passiert? Wo warst du? Wieso bist du einfach weg?", Marie überhäufte mich mit tausend Fragen ohne mir auch nur die Chance zu geben zu antworten. „Hab euch gesucht.", nuschelte ich in die Brust meines Vaters und lehnte mich ganz gegen ihn. „Und wir dich. Du warst auf mal verschwunden, nachdem das Auto in uns rein gefahren ist.", erklärte meine Stiefmutter und ich riss die Augen auf.
„Seid ihr verletzt?", ich schob Martin von mir und ließ meinen Blick über seinen und Maries Körper wandern. „Nur ein paar leichte Verletzungen, nicht der Rede wert. Der Unfallwagen hat nur den Teil unseres Autos erwischt in dem du saßt.", informierte mich meine Stiefmutter und sah mich mit Tränen in den Augen an. „Mir geht es gut Marie.", versicherte ich ihr und hielt ihr meine gesunde Hand hin.
„Wo sind eigentlich deine Krücken?", Martin legte mir einen Arm um die Hüfte und zog mich wieder an sich. „Weis ich nicht.", gestand ich leise und kniff die Augen zusammen als ein stechender Schmerz durch meinen Körper schoss. „Ich bring euch drei in die Klinik. Oliver hat gerade Dienst.", entscheid Chris und öffnete bereits die Bürotür. „Mir geht es gut.", widersprach ich dem Vorhaben, folge dem Beamten dennoch. „Werden wir gleich sehen. So wie ich deinen Dickkopf kenne, bist du einfach aus der Klink abgehauen.", Chris sah mich über seine Schulter hinweg an, sodass ich beschämt meinen Kopf hängen ließ. „Mensch Kleine.", Heidi schüttelte ihren Kopf und tätschelte mir die Schulter.

*eine halbe Stunde später*

„Also, laut den Kollegen der Uniklinik war deine Schulter ausgekugelt, du hattest eine große Platzwunde an der Stirn die mit vier Stichen genäht werden musste und dazu noch eine angebrochene Rippe.", zählte Oli auf und steckte das Telefon wieder zurück in seine Kitteltasche. „Und meine Eltern?", nervös sah ich ihn an und vermied es zu Martin und Marie zu sehen, die neben meiner Liege standen. „Ähm...", von meiner Frage überrascht sah der Mediziner zu den beiden. „Sag es ihr ruhig. Uns glaubt sie nicht. Sie ist halt wie ihr Vater.", scherzte Marie und ich begann mit dem Papiertuch, auf dem ich saß. zu spielen. „Na gut. Die beiden haben ein paar Hämatome und Marie eine kleinen Cut am rechten Oberarm. Den mussten wir aber nur verbinden.", erklärte Oliver und setzte sich zu mir auf die Liege, „Was mich aber brennend interessiert ist, warum du nicht mit ihnen im Auto saßt als meine Notarzt Kollegin bei ihnen angekommen ist.".
Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. „Du kannst dich nicht erinnern?", vorsichtig strich Marie mir über den Rücken. „Es ist alles verschwommen. Das letzte was ich weiß ist wie das Auto auf uns zu kam. Und dann wie ich in der Uniklinik wach geworden bin.", gestand ich und lehnte mich müde gegen meine Stiefmutter. „Muss Mila hier bleiben? Wegen ihrem Knöchel ist sie ja auf Krücken angewiesen, aber dafür braucht sie zwei gesunde Arme.", Martin sah Oli besorgt an und trat neben seine Frau.
„Nein, ihr könnt sie gleich wieder mit nach Hause nehmen.", Oli lächelte meinen Vater an und sah dann zu mir. „Scheinbar hast du enorme Selbstheilungskräfte, denn das Außenband ist wieder zusammen gewachsen und du kannst den Knöchel wieder belasten. Nicht gleich den gesamten Tag und vor allem nicht direkt voll, aber immer wieder ein bisschen mehr. Und du solltest in drei Tagen wieder her kommen um die Schulter checken zu lassen.", erklärte der Arzt und ich fing an zu strahlen. „Bitte sag mir nicht das du wieder exzessiv Sport machen willst. Dann verordne ich dir einen Rollstuhl.", brummte Oliver und ich schüttelte direkt meinen Kopf. „Das heißt ich kann richtig arbeiten und Papa und Onkel Klaus haben keinen Grund mich an einen Schreibtisch zu setzen.", erklärte ich ihm und sah dann zu Martin der fassungslos seinen Kopf schüttelte. „Wundert dich das Schatz? Du hast ihr halt deinen Dickkopf vererbt.", lachte Marie und wuschelte durch meine Haare.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt