„Willst du ihn umbringen? Oder dich?"

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„Ein Glück sind die beiden weg.", brummend stieg Paul wenige Stunden später aus seinem Bett und begann an den Rollen herumzuwerkeln. „Was hast du vor?", wollte ich von ihm wissen und riss meine Augen auf, als er sein Krankenbett näher an meines schob. „Leider musst du an den Geräten bleiben, sonst hätte ich mich in dein Bett gequetscht.", gestand mein Freund und wies auf die Monitore links neben meinem Bett. Nur verrieten die Geräte auch meinen beschleunigten Herzschlag.
„Alles gut hier drin?", Oliver kam in den Raum geeilt und bleib stehen als er Pauls Bett dicht neben meinem stehen sah. „Also ich glaube nicht das Julia das damit meinte, als sie vorschlug Paul hier her zu holen.", kopfschüttelnd verschränkte der Mediziner seine Arme vor der Brust. „Entweder das oder ich entlasse mich selber.", stellte ich klar und sah aus den Augenwinkeln wie Paul mich stolz anlächelte. „Na gut. Aber wenn mich jemand fragt, weiß ich nichts davon.", gab Oliver klein bei und halt meinem Freund dabei die Geräte so zu verstellen das sie beiden Betten ganz zusammen standen.

Am nächsten Morgen stand Paul in aller Herrgottsfrühe auf um sein Bett wieder zurück zu stellen. Gerade als er die letzte Bremse fest stellte kamen Stephan und Tom in den Raum. „Guten Morgen ihr beiden."; begrüßten sie uns mit einem professionellen lächeln, sodass mir gleich klar war das der Besucht beruflicher Natur war.
„Guten Morgen. Seid ihr unser Taxi?", scherzte Paul und setzte sich zu mir ins Bett. „So in etwa. Wir wollen euch zu eurer Zeugenaussage abholen. Oder euch hier befragen, je nachdem was die Ärzte sagen.", antwortete Stephan und setzte sich auf Pauls Bett während Tom sich einen der beiden Stühle im Raum ran zog. „Unsere Aussage?", verwirrt sah ich die beiden an. „Marie, Martin und dir Paul wurden Schlafmittel verabreicht. Und dir Mila hat jemand einen Elektroschocker an den Hals gedrückt und du hast eine Platzwunde am Kopf. Mal wieder.", zählte Tom auf und zog einen Notizblock aus seiner Uniform.
Ich legte Paul meine Hand auf den Unterschenkel und er legte eine seiner Hände direkt auf meine. „Keine Angst Mila. Wir wollen nur wissen was los war.", versuchte Stephan mich zu beruhigen, aber wieder verriet das Gerät neben mir meinen beschleunigten Herzschlag. „Muss das hier sein? In der Wache fühlt sie sich doch sicher. Oder bei Martin oder mir zuhause?", Paul rutschte näher an mich heran und sofort verlangsamte sich mein Herzschlag. „Ich schau mal was Oli sagt.", entschied Tom und stand auf. „Danke.", mein Freund nickte seinem Kollegen zu und strich mit seinem Daumen über meine Hand. „Ehrensache.", stellte Tom klar und ging aus dem Krankenzimmer.

„Jetzt mal kurz privat. Gehts euch gut?", Stephan sah uns besorgt an und ich nickte. „Sicher?", auch Paul sah mich voller Sorge an und wider nickte ich mit zusammen gepressten Lippen. „Also nicht.", brummte Stephan und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Aber ich hab doch genickt.", wand ich ein und lehnte mich nun ganz an Paul. „Und ich weiß das du lügst.", stellte mein bester Freund klar und lächelte mich sanft an.
„Also Oli meint das ist kein Problem das ihr gehen könnt. Ihr sollt nur die nächsten vierundzwanzig Stunden allein sein, für den Fall das was passiert.", Tom kam wieder in den Raum und hielt zwei Briefumschläge in der Hand. „Das geht so einfach?", Paul sah seinen älteren Kollegen überrascht an. „Jep. Er hat eine Not-Op rein bekommen und wir sich dann wohl noch mal bei euch melden. Aber sonst ist alles gut.", erklärte der Oberkommissar und trat einen Schritt zur Seite, als eine Krankenschwester neben ihm auftauchte, die mich von den ganzen Kabeln auf meinem Körper befreiten.

Auf dem Weg zur Wache spielte ich nervös mit dem Kettenanhänger um meinen Hals. „Soll ich Robert anrufen?", raunte mir Paul zu und strich mir sanft über den Kopf. „Alles gut.", versicherte ich und vermied es ihn anzusehen. „Was haltet ihr davon, wenn wir den Blutdruck von Papa-Fuchs gleich in die Höhe schießen lassen?", schlug Stephan vor und warf uns durch den Rückspiegel einen Blick zu.
„Willst du ihn umbringen? Oder dich?", lachte Tom und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Wieso? Es reicht doch ein harmloser Satz.", erklärte Stephan und drehte sich zu mir und Paul um. „Und was für ein Satz?", harkte Paul nach und strich mir dabei weiter über den Kopf. „So was wie: Mila ist nicht mehr im Krankenhaus.", schlug Stephan vor, während Tom den Streifenwagen auf einen freien Parkplatz vor der Wache stellte.
„Das könnte klappen, aber er weiß das ich hier bin.", ich wies mit einem Kopfnicken zur Eingangstür der Wache an der mein Vater stand. Neben ihm stand Michael und ein weiterer Mann den ich direkt erkannte. „Was macht der Römer hier?", brummte Tom und stieg aus. Sofort beschleunigte sich meine Atmung da ich an die Mordanzeige denken musste und damit wieder an das grausame Bild von Chantal vor Augen. „Vielleicht ist er wegen deiner Idee da. Oder weil es Hinweise zu der Frau gibt.", zählte Paul auf um mich zu beruhigen, aber ich konnte das Bild einfach nicht ausblenden. Die Panik breitete sich von meinem Bauch langsam über meinen ganzen Körper aus. „Du bist stärker als die Panik. Denk dran was du schon alles gemeistert hast.", versuchte nun auch Stephan mich zu beruhigen, aber dennoch fing ich an zu zittern und ich sah mich nach einem Fluchtweg um.
„Was können wir machen?", wollte mein bester Freund von Paul wissen, der mich an sich zog und fest an sich drückte. „Einfach abwarten. Ich hab schon alle Methoden und so probiert, aber bei Mila klappt das abwarten am besten. Und ihr klar machen dass sie nicht so allein ist, wie es ihr gerade scheint.", antwortete Paul leise und wiegte uns sanft hin und her. „Und wenn wir ihrem Gehirn eine unerwartete Info geben?", harkte Stephan weiter nach und reib sich das Kinn. „Das hab ich nicht getestet. Eben weil ich ihr immer alles sage.", erwiderte Paul und zuckte kurz zusammen, als ich ihm meine Fingernägel in den Oberschenkel rammte.

„Ich bin mit Jule zusammen.".

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt