„Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld."

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„Ich bin glücklich.", stellte ich klar und stand auf, obwohl mir alles weh tat. „Das glaubst du nur. Darf ich dich dran erinnern das du angeschossen wurdest? Und entführt? Ich würde richtig auf dich aufpassen.", versprach die Kellnerin und zog etwas aus ihrer Uniformstasche das gefährliche Ähnlichkeit mit einem Elektroschocker hatte. „Das tun Papa, Mama und Paul auch.", vor Wut rasend wollte ich der Frau wieder in das Gesicht boxen, sie war aber schneller und drückte mir den Schocker an den Hals. Bevor sie den Stromstoß auslösen konnte, griff ich nach meinem Glas und zerschlug es ihr auf dem Kopf. Die ersten Scherben erreichten gerade den Boden da durchfuhr mich der Strom und ich verkrampfte mich um dann bewegungsunfähig auf dem Boden zusammenzusacken.
„Was ist hier los?", ein älterer Mann kam durch die Eingangstür und riss seine Augen auf. „Ich komme wieder.", zischte die fremde Frau und ergriff die Flucht. „Ich rufe die Polizei und den RTW.", hörte ich den Mann noch sagen als ich mein Bewusstsein verlor.

„Sind das Male von einem Elektroschocker?", hört ich Tom und spürte wie jemand meine Haare zur Seite strich. „Sieht so aus, das erklärte die EKG-Entgleisungen.", brummte Oli und ich schaffte es endlich meine Augen zu öffnen. „Da bist du ja wieder.", mit einem sanften Lächeln sah der Notarzt zu mir hinunter. „Wo sind meine Eltern und Paul?", wollte ich von ihm wissen und setzte mich auf. „Da vorne. Aber es geht ihnen den Umständen entsprechend gut.", versuchte Tom mich zu beruhigen aber ich schüttelte meinen Kopf. Obwohl sich mein gesamter Körper anfühlte als würden tausend kleine Nadeln immer wieder hineingestochen, krabbelte ich auf meine Eltern zu. „Mila bleib hier.", bat Oliver und kam hinter mir her. „Mama, komm schon. Mach deine Augen auf.", ich rüttelte an dem leblosen Körper meiner Stiefmutter und spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. „Es geht ihr gut, Mila.", auch Tom war wieder an meiner Seite, aber ich ignorierte ihn. Ich legte meinen Kopf auf ihre Brust und atmete erleichtert aus als ich ihr Herz schlagen hörte. „Der Patientin geht es wirklich gut. Es ist als würde sie schlafen.", erklärte mir eine unbekannte Sanitäterin und ich nickte, bevor ich zu meinem Vater weiter krabbelte. „Komm schon Mila, lass mich dich untersuchen.", bat der Notarzt und kam wieder hinter mir her.
„Kann nicht. Muss erst sicher sein.", erwiderte ich geschwächt und legte auch Martin meinen Kopf auf die Brust. „Es geht den dreien gut. Vertrau uns.", Tom stand auf und hielt mir seine Hand hin. „Vertraue nie einem Polizisten. Sie drehen alles so wie es für sie passt.", ich wusste nicht warum ich den Satz meiner leiblichen Mutter wiederholte aber in meinem Kopf gab es keinen klaren Gedanken mehr. Bei Paul angekommen überprüfte ich auch seinen Herzschlag und wollte mich gerade zu Oliver und Tom drehen, als ich eine kleine Blutlache neben Pauls Kopf entdeckte. Sofort begann ich hemmungslos an zu weinen und riss mir meinen Pulloverärmel ab. „Mila?", Tom hockte sich neben mich und beobachtete mich dabei wie ich den Stoff an Pauls Hinterkopf drückte. „Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld.", wiederholte ich immer wieder wie im Wahn und versuchte dagegen anzukämpfen wieder ohnmächtig zu werden. Tom hatte seinen Platz wohl mit Oliver getauscht denn dieser reichte mir eine Kompresse. „Dan....", mehr schaffte ich nicht zu sagen, denn ich hatte das Gefühl als würde mein Herz stehen bleiben. „Franco! Bring mir das EKG!", brüllte der Notarzt als ich vornüber kippte. „Schon da.", vorsichtig zog mich jemand von meinem Freund und legte mich auf den Rücken. Das letzte was ich sah war der besorgte Blick von Tom der in sein Funkgerät sprach.

„Sie hatte ein Kammerflimmern das wir mir schnell in den Griff bekommen haben. Es wird ihr schnell besser gehen.", erklärte Julia gerade jemanden als ich meine Augen aufriss und mich kerzengerade aufsetzte. „Scheinbar geht es ihr jetzt schon besser.", lachte die Ärztin und wich zurück damit mich meine Eltern an sich drücken konnten. „Geht es euch gut? Wo ist Paul?", löcherte ich die beiden direkt und lehnte mich an meinen Vater. „Und geht es gut. Im Grunde haben wir nur geschlafen. Paul liegt den Flur runter und hat eine leichte Gehirnerschütterung.", erklärte Marie und hauchte einen Kuss auf meine Schläfe.
„Alles klar.", ich schob die beiden von mir und schlug die Bettdecke zurück. „Nix da. Du bleibst liegen.", bestimmte Marie und deckte mich wieder zu. „Nein.", widersprach ich ihr und deckte mich wieder auf. „Doch.", meine Stiefmutter sah mich streng an und deckte mich ein weiteres mal zu. „Nein.", ich funkelte sie sauer an und griff bereits nach der Bettdecke. „Bevor das hier noch stundenlang so weiter geht, wieso verlegen wir Paul nicht hier her?", schlug die Ärztin vor und ich hielt in der Bewegung innen. „Das geht? Also das er her kommt? Jetzt?", mit großen Augen sah ich Julia an. „Also zuerst muss ich Paul fragen ob das für ihn auch okay ist. Und dann müssen deine Eltern einverstanden sein, denn immerhin bezahlen die beiden dein Einzelzimmer.", wiegelte die Ärztin ab und mein Blick schoss zwischen Marie und Martin hin und her.
„Als könnte ich dir was abschlagen.", lachte Papa und wuschelte durch meine Haare. „Wenn es dich davon abhält noch mal die Heldin zu spielen, kann er gerne mit hier rein kommen.", stimmte auch Marie zu und ich fiel ihr um den Hals. „Danke Mama. Du bist die beste.", jubelte ich und drückte sie so sehr ich konnte. „Kein Ding.", keuchte meine Stiefmutter und schlang ihre Arme um mich. „Ich geh dann mal Paul fragen.", Julia tätschelte meine Schulter und ging dann aus dem Raum. Als ich mich von Marie lösen wollte hielt sie mich weiter an sich gedrückt. „Schatz? Mila wird nicht einfach verschwinden. Du kannst sie ruhig los lassen.", raunte Martin und strich seiner Frau über den Kopf. Sofort ließ sie mich los und wischte sich über die Augen. „Tut mir leid, das Desinfektionsmittel brennt nur gerade in den Augen.", versicherte sie uns als wir sie besorgt musterten.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt