„Bist du schwanger?"

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* 16 Tage später *

„Mir hat Klaus auch frei gegeben.", Paul ließ sein Handy sinken und sah meinen Vater irritiert an. „Aber ich hab nichts beantragt, du?", harkte Martin nach und Paul schüttelte seinen Kopf. „Das ist doch super. Dann können wir doch alle gemeinsam Essen.", jubelte Marie und klatschte in ihre Hände. „Was gibt es denn?", erkundigte ich mich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen. „Braten. Als Testlauf für Weihnachten. Kaum zu glauben das heute schon Nikolaustag ist.", Marie strahlte uns an und ging dann in die Küche. „Ich guck mal ob wir noch alles für meinen Lieblingssalat haben. Auch ein Geheimrezept von meiner Mama.", Martin zwinkerte in meine Richtung und ging dann hinter Marie her.
„Willst du mir nicht sagen, was du vor hast?", raunte mir Pauls ins Ohr, als ich mich an ihn kuschelte. „Ich hab nichts vor.", wiegelte ich ab und schloss meine Augen, da ich mir sicher war das mein Blick mich verraten würde. „Schatz komm schon. Klaus meinte ich sollte mich bei dir bedanken. Und da du mir in den letzten Tagen mehr als deutlich gemacht hast, dass du nichts zu Weihnachten willst, will ich schon gerne wissen was los ist.", bat der Oberkommissar und strich mir sanft über die Wange. „Ich nehme von meinem Recht zu schweigen gebrauch.", murmelte ich und genoss das Gefühl von seinen Fingern auf meiner Haut. „Apfel?", flüsterte Paul und atmete tief durch als ich nickte.

Ein paar Stunden später saßen wir am Wohnzimmertisch und Marie trug ihren Braten rein. „Der riecht ja wirklich verführerisch.", mein Vater schloss die Augen und atmete tief durch die Nase sein. „Und du bist ein Spinner.", lachte meine Stiefmutter und stellte den Braten auf der Mitte des Tisches ab. Als ich sah wie Martin sich direkt was nehmen wollte, räusperte ich mich.
„Ich hätte da noch eine Sache, bevor wir essen.", gestand ich und biss mir unsicher auf die Unterlippe. Die Blicke der drei wichtigsten Personen in meinem Leben waren auf mich geheftet als ich zum Sofa ging und ein Päckchen darunter hervorzog.
„Bist du schwanger?", meinem Vater entglitten sämtliches Gesichtszüge als ich mit dem Päckchen auf ihn und Marie zu kam. „Nicht das ich wüsste.", antwortete Paul an meiner Stelle und ich spürte wie ich rot wurde. „Ich frag einfach nicht weiter nach.", kurz kniff Papa seine Augen zusammen und ich nutzte die Chance und hauchte Paul einen Kuss auf die Lippen.
„Jetzt bin ich aber gespannt. Falls ihr verlobt seid, würde ich gerne noch den Ring sehen.", lachte meine Stiefmutter und verstummte als ich ihr das Päckchen hin hielt. „Du weist schon das Weihnachten erst in knappen drei Wochen ist?", scherzte mein Freund, wohl weil er meine Nervosität spürte. „Ja schon. Aber ich wollte und konnte nicht mehr so lange warten.", gestand ich und beobachtete angespannt wie Marie den Deckel des Päckchens öffnete und ein Fotoalbum heraushob. Sie warf mir einen kurzen Blick zu und ließ dann das nun leere Päckchen auf den Boden gleiten, damit sie sich das Fotoalbum auf den Tisch legen und genauer ansehen konnte.
Der Schweiß rann mir den Rücken hinunter als Marie das Album aufschlug und sich die Fotos ansah die ich hinein geklebt hatte. „Das ist ja auf dem Standesamt als wir dich angemeldet haben.", Papa wies auf ein Foto und ich nickte mit zusammen gepressten Lippen. „Und das von deinem Geburtstag.", Paul lehnte sich vor um ebenfalls in das Fotoalbum sehen zu können.
Als Marie dann die Seite mit dem vorläufig letzten Foto aufschlug, hielt ich meinen Atem an. Auf dem Foto waren Marie und ich zu sehen, wie wir auf dem Sofa saßen, aneinander gekuschelt und einen Film im Tv ansahen. Darunter hatte ich ein paar Worte geschrieben, da ich nicht wusste wie ich meine Bitte richtig formulieren sollte.
„Wir teilen zwar nicht die selbe DNA und du warst nicht bei meinen ersten Schritten dabei, aber ich wünsche mir nichts mehr als dass du nun immer da bist. Willst du meine richtige Mama werden?", lass Marie mit brüchiger Stimme vor und mir stiegen die Tränen in die Augen.
Gefühlte Stunden vergingen bis meine Stiefmutter das Album sinken ließ und mich ansah. In mir keimte die Angst auf, das ich zu weit gegangen war. Das ich nur so empfand und Marie nur deshalb so lieb so nett zu mir war, weil sie mit meinem Vater verheiratet war. Aber als Marie dann anfing zu strahlen und ich die Tränen in ihren Augen sah, verschwanden die Ängste so schnell wie sie gekommen waren.
„Natürlich will ich das.", meine Stiefmutter sprang auf und drückte mich so sehr an sich, das mein Rücken knackte. Aber ich genoss die Umarmung voll und ganz und vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge.
Als wir uns wieder von einander lösten sahen wir im letzten Moment wie auch Paul und Papa sich über die Augen wischten. „Wäre blöd wenn du Nein gesagt hättest, weil ich schon alles bei Gericht eingereicht habe.", gestand ich und setzte mich wieder neben Paul. „Deswegen das Gespräch mit Römer?", mutmaßte mein Vater und ich nickte. „Er hat mir geholfen. Er meinte durch seine Stellungsname, weil Marie mich damals vor ihm so vehement verteidigt hat, wird das Ganze mit Sicherheit klappen. Es fehlt nur noch Maries Unterschrift.", erklärte ich und wies mit einem Kopfnicken auf das Fotoalbum in den Händen meiner Stiefmutter. Sofort begann diese darin rumzublättern und fing erneut an zu strahlen als sie den Antrag auf der letzten Seite des Albums fand. „Fuchs reich ihr einen Stift, sonst unterschreibt sie gleich mit der Bratensoße.", scherzte Paul und legte mir eine Hand auf den Unterarm.
„Wie bist du auf die Idee gekommen? Ich meine das Marie dich adoptiert?", wollte mein Vater wissen als er hinter sich griff und einen Kugelschreiber vom Couchtisch angelte. „Sie war doch schon immer meine Mama. Und irgendwann hat Robert dann das mit der Stiefkind-Adoption erwähnt und dann hat Paul Herr Römer angerufen.", zählte ich auf und beobachtete Marie dabei wie sie den Antrag unterschreib. „Das wir nicht darauf gekommen sind. Ich meine das wir deine Eltern sind, ist klar.", Papa reichte seiner Frau eine Servierte und lächele mich stolz an.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt