„Geht es dir gut?", kaum waren wir allein, setzte Paul sich an den großen Tisch und sah mich eindringlich an. „Ganz ehrlich? Ich hab Angst, denn ich hab dir gerade eine Menge an den Kopf geworfen und damit wohlmöglich alles kaputt gemacht.", gestand ich und setzte mich neben ihn. „Da hast du Recht. Du hast mir nicht mal die Chance gegeben dir alles zu erklären. Lieber hast du einer für dich fremden Person geglaubt und warst bereit all die Monate in unserer Beziehung einfach weg zu werfen. All die Monate in denen ich bedingungslos hinter dir gestanden und dir vor allem vertraut habe.", wand Paul ein und schob damit den schweren Stein wieder zurück auf mein Herz. „Ich hab dir vertraut, aber mir nicht. Ich hab mir die größten Vorwürfe gemacht, weil ich mir die Schuld gegeben habe. Das ich dich nicht genug geliebt habe. Das ich zu kompliziert, zu kaputt, war und bin dass du irgendwann nicht mehr konntest. Ich war sauer auf mich selber das ich es nicht rechtzeitig gemerkt habe. Das ich es hätte verhindern können wenn ich... wenn ich normal wäre. Ich hab tief in mir gewusst das du so was nicht machen könntest. Ich hatte Angst das...", meine Stimme brach und die Tränen rannen in Bächen über meine Wange.
Vorsichtig ergriff Paul meine Hand und drückte sie.
„Ich hatte Angst das meine größte Angst wahr geworden ist.", hauchte ich und blickte dabei auf unsere ineinander verschränkten Hände. „Was ist deine größte Angst?", harkte der Oberkommissar nach und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Ich atmete tief durch und hob dann meinen Blick um Paul in die Augen zu sehen: „Ich hab Angst das du eines morgens aufwachst und feststellst das du mich nicht liebst. Das du nur die Aufregung magst, das Drama, die Aufmerksamkeit. Ich schäme mich so sehr für die Gedanken aber ich habe sie.".Paul sah mich einige Minuten schweigend an und atmete dann selber tief durch. „Ich würde dich auch lieben wenn du, wie du es nennst, normal wärst. Denn ich liebe das was in dir ist und nicht was die Welt in dir sieht. Ich liebe die echte Mila. Nicht die Tochter-Mila, die Freundin-Mila, die Maurer-Mila. Ja, die drei sind ein Teil von dir, machen dich aber nicht aus.", versicherte der Oberkommissar und auch über seine Wange liefen die Tränen.
„Und ich liebe dich. Weil du mich nicht aufgibst. Weil du mich verstehst ohne das ich was sagen muss. Weil ich weiß das ich bei dir sicher bin. Weil du...", erneut brach meine Stimme aber ich wusste das er genau wusste was ich dachte.
Wider sahen wir uns schweigend an, aber es war keine unangenehme Stille. Eher eine bei dem man eine Gänsehaut bekommen, weil man das Gefühl hatte zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und vor allem bei der richtigen Person zu sein.„Willst du jetzt Schluss machen?", ich war kaum zu hören und traute mich schon gar nicht Paul in die Augen zu sehen. „Im Grunde hast du das schon.", antwortete der Oberkommissar und ich knickte mit zusammengepressten Lippen. Wider schwiegen wir eine Weile und ich versuchte mir alles ganz genau zu merken. Wie sich seine Hand in meiner anfühlte, wie er roch und vor allen wie ich mich fühlte wenn ich in seiner Nähe war.
„Ich lüg dich nicht an, ich brauch Zeit um über alles nachzudenken.", gestand Paul und zog seine Hand aus meiner. „Das kann ich verstehen. Es tut mir wirklich leid.", obwohl es mir mein Herz zerriss lächelte ich den Oberkommissar an. „Danke.", mit einem letzten Blick in meine Augen stand er auf und ging aus dem Raum.„Mila? Wie geht's dir?", Hannah kam mit zwei Tassen in den Raum. Da ich sie nur stumm ansah, nickte sie wissend. „Er sieht auch nicht besser aus und irgendwie ist es ja auch meine Schuld. Wenn ich nicht so durchgedreht wäre, dann hättet ihr reden können...", begann sich meine beste Freundin die Schuld zu geben und ich unterbrach sie direkt. „Ich hab ihn angebrüllt. Ich hätte ihn auch ausreden lassen können. Du hast damit nichts zu tun.", erklärte ich abgehackt und schüttelte meinen Kopf als sie mir eine der zwei Tassen hinhielt. „Aber ich hätte dich nicht so wild machen müssen.", genickt stellte Hannah die Tassen auf dem Tisch ab und setzte sich neben mich. „Ich vermisse ihn jetzt schon.", gestand ich ihr leise und presste meine Hände auf mein Gesicht. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zog mich meine beste Freundin in ihre Arme und wiegte uns sanft hin und her.
Ich wusste nicht wie lange wir so da saßen, aber irgendwann tauchte Marie auf und brachte mich durch einen Seitenausgang zu unserem Familienwagen. Auch sie schwieg während ich mich an ihrer Brust ausheulte bis ich irgendwann völlig erschöpft einschlief.
Erst Balus nasse Nase an meiner Wange weckte mich einige Stunden später. „Lass mich.", brummend drehte ich mich auf dem Sofa an und vergrub mein Gesicht in einem der Sofakissen. „Du musst aber was essen, Mila.", bat mein Vater und strich mir über den Rücken. „Keinen Hunger.", antwortete ich wider knapp und rutschte näher an die Sofalehne heran um mich seinem Griff zu entziehen. „Ich weiß das du lügst, denn du hast seit 48 Stunden nun nichts mehr gegessen.", hörte ich Marie und stöhnte sauer auf. Als würde der Rottweiler den beiden zustimmen bellte er laut auf.
„Meinetwegen. Aber ich esse nur eine Scheibe Brot.", sauer sprang ich vom Sofa auf und stampfte in die Küche. „Aber es gibt Nudelauflauf.", Stellte Marie klar und eilte hinter mir her. „Dann esse ich eben nur ein paar Nudel.", fuhr ich sie an und bereute es direkt. „Schon gut Kleine. Ich weiß wie es ist mit Liebeskummer.", durchschaute sie mich ohne das ich was sagen musste. „Du darfst mich gerne anbrüllen, dich bei mir ausheulen oder mit mir über die gesamte Männliche Spezies lästern. Ich bin bei allem dabei.", versprach mir meine Mutter und ich sah sie mir Tränen in den Augen an. „Den letzten Punkt nehme ich mal nicht persönlich.", beschwerte sich Martin und setzte sich an den Küchentisch.
„Siehst du? Mit ihm geht so was nicht.", lachte Marie und drückte mich auf einen der Küchenstühle.
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Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)
RomanceLange war sie ein Niemand. Die namenlose Frau mit den Eisblauen Augen. Aber dann ändert sich alles. Sie beginnt den Menschen zu vertrauen, vor denen ihre Mutter sie immer gewarnt haben und stellt fest das ihr gesammtes Leben auf einer Lüge basierte.