Mir tat jeder Knochen im Körper weh und in meinem Kopf drehte sich alles. „Keine Sorge. Ich pflege dich zuhause wieder gesund.", versprach mir die Frau, deren Arm um meine Hüfte lag. „Papa. Mama.", stöhnte ich und versuchte mich zu unserem Auto umzudrehen. „Denen geht es gut. Ich hab darauf geachtet euch nur sanft zu treffen.", versicherte die Frau und zog mich weiter mit sich. „Aber ich muss ihnen helfen.", mir fiel es immer schwerer einen Fuß vor den anderen zu setzten. „Musst du nicht. Du musst mit zu mir kommen. Nur ich kann dich beschützen. Du gehörst zu mir.", widersprach die Frau und ich versuchte sie von mir weg zu drücken. „Nicht. Du bist zu geschwächt.", die Fremde drückte mich noch enger an sich, sodass ich langsam panisch wurde.
„Gleich sind wir bei meinem Auto. Dann wird alles gut.", die Frau wies auf einen schwarzen Wagen, dessen Motor schon lief.
„Ich glaube ich muss brechen.", log ich und krümmte mich. Sofort lies mich die Frau so weit los, dass sie mir die Haare aus dem Gesicht halten konnte. Das nutzte ich aus, schubste sie so kräftig wie ich konnte von mir und lief torkelnd weg.
Nur leider hatte ich völlig die Orientierung verloren und wusste nicht wohin ich lief. Als ich hinter mich sah, um zu schauen ob die Frau mir folgte, prallte ich mit jemanden zusammen. „Bitte nicht!", schrie ich panisch und hielt mir die Arme vor den Kopf. „Was ist Ihnen passiert?", ein hochgewachsene Mann sah mich besorgt an und wollte mich am Oberarm packen, wohl um mich zu stützen, aber ich wich von ihm weg. „Ich bin Niko, Niko Berger. Und ich bin Polizeibeamter, Sie brauchen also keine Angst vor mir zu haben.", stellte sich der Mann vor und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Papa. Mama.", ich drehte mich um und ging in die Richtung aus der ich glaubte gekommen zu sein. „Bleiben Sie stehen. Sie sind verletzt. Was ist passiert?", Nico stellte sich mir in den Weg aber ich umrundete ihn.
„Nico hier. Ich bin gerade eine junge Frau gefunden, die augenscheinlich verletzt ist. Habt ihr schon einen Notruf dazu?", der Beamte in Zivilkleidung lief telefonierend neben mir her. „Nein sie sagt nichts, sieht aber auch nicht wirklich gut aus. Sind beim Wildpark Dünnwald.", informierte Nico seinen Gesprächspartner und zog mich von der Straße, bevor ich von einem heranrasenden LKW erfasst werden konnte.
„Geht klar.", der Beamte legte auf und harkte sich bei mir unter. „Lass mich. Muss Papa und Mama finden.", bat ich ihn nuschelnd und hatte Mühe grade stehen zu bleiben. „Sie haben eine Platzwunde auf der Stirn und ihre rechte Schulter sieht auch alles andere als normal aus.", mit einem besorgten Gesichtsausdruck sah sich Nico um. „Muss Papa und Mama finden.", wiederholte ich und riss mich von ihm los um wieder weiter zu laufen. „Meine Fresse, muss ich Sie irgendwo festbinden?", fluchte der Mann und eilte mir hinterher.
Wir kamen vielleicht fünfzig Meter weit, bis ein Streifenwagen mit quietschenden Reifen neben uns hielt. „Ein Glück seid ihr hier.", entfuhr es Nico als er seine Kollegen entdeckte. „Was ist passiert?", eine Frau eilte auf mich zu und zog mich an sich. „Muss Papa und Mama finden.", erklärte ich ihr, als sein diese fünf Worte die einzigen in meinem Wortschatz. „Das übernehmen die Kollegen. Wir bringen Sie jetzt erst mal in ein Krankenhaus.", entschied der uniformierte Beamte und drückte einen Knopf an dem Funkgerät, das an seiner Uniform befestigt war.
Der Funkspruch ging aber in der Sirene des Krankenwagens unter, der hinter dem Streifenwagen zum stehen kam. „Komm.", die Frau zog mich zum Krankenwagen und egal wie sehr ich mich dagegen sträubte sie lies mich nicht einen Moment lang los.
Ehe ich mich versah lag ich auf der Liege und wurde von dem Rettungsteam untersucht. „Was ist passiert?", eine junge Frau beugte sich über meinen Kopf und drückte mir einem Tuch auf meiner Stirn herum. „Muss Papa und Mama finden.", erklärte ich auch ihr und versuchte mich wieder aufzurichten. „Ich hab sie so gefunden. Von ihren Eltern fehlt jede Spur.", hörte ich Niko antworten, als mich die junge Frau wieder auf die Trage drückte. „Vorhin kam doch der Funkspruch von einem VU. Könnten die das gewesen sein? Klang ziemlich mies.", der zweite Sanitäter, der den Notarzt bisher die geforderten Sachen gereicht hatte, sah mich mitleidig an. „PAPA UND MAMA!", brüllend setzte ich mich ruckartig auf und sprang von der Liege. „Liam du Idiot.", die junge Sanitäterin packte mich an der Hüfte und zog mich wieder auf die Liege, während der Notarzt, auf dessen Brusttasche Funke stand, in einer Tasche nach etwas suchte. „Muss. Papa. Und. Mama. Finden.", ich wand und drehte mich so heftig umher das die Beamten in den Rettungswagen eilten um mich festzuhalten. „Ich gebe Ihnen jetzt etwas zur Beruhigung!", warnte mich Herr Funke vor und rammte die Spritze in meinen Oberarm.
Einige Augenblicke wehrte ich mich noch gegen die Griffe, bis das Mittel anfing zu wirken und ich nach vorne kippte. „So ist es gut. Jetzt legen Sie hin und lassen uns unsere Arbeit tun.", bat der Arzt sanft und legte mich wieder auf die Liege. „Muss Papa und Mama finden.", flehte ich ihn an und spürte wie ich langsam immer müder wurde. „Das werden wir tun, Liebeleien. Ruh dich aus.", das Gesicht der Beamtin schwebte über meinem und ihre Augen war das letzte das ich sah die Dunkelheit siegte.„...wahrscheinlich Opfer eines Autounfalles.". Ich riss meine Augen auf und versuchte mich aufzusetzen, konnte mich aber nicht bewegen. „Hallo junge Frau. Hören Sie mich?", eine Frau mit einem weißen Kittel trat neben mich und legte mir ihre Hand auf die Wange. Mit weit aufgerissenen Augen nickte ich und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu halten. „Sie sind in der Uniklinik. Wissen Sie was passiert ist?", sie leuchtete mir mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen und stutze als ich meinen Kopf schüttelte. „Am Unfallort wollte sie die ganze Zeit ihre Eltern suchen. Habt ihr noch zwei Opfer eines Verkehrsunfalles bei euch?", der Notarzt tauchte an meinem Fußende auf und ich versuchte mir die Zugänge aus den Armen zu ziehen. „Beruhigen Sie sich. Wir geben unser bestes das es Ihnen bald wieder gut geht.", versicherte mir die Ärztin und griff nach einer Spritze die neben ihr auf einem Rolltisch lag. „Muss Papa und Mama finden.", flehte ich sie an und Sekunden später war ich wieder eingeschlafen.
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Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)
RomanceLange war sie ein Niemand. Die namenlose Frau mit den Eisblauen Augen. Aber dann ändert sich alles. Sie beginnt den Menschen zu vertrauen, vor denen ihre Mutter sie immer gewarnt haben und stellt fest das ihr gesammtes Leben auf einer Lüge basierte.