„Meinst du nicht..."

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Auch wenn ich es nicht wollte, werde ich wohl wirklich eine kleine Pause machen. Einfach weil mein Kopf leer ist und weder Isabella noch Mila es verdient haben halbherzige Sachen zu erleben.
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„Ich weiß, es ist nicht so schön wie das von dir für Marie. Aber ich wollte das du ebenfalls ein Album hast, das du dir irgendwann mit deinen Kindern ansehen kannst. Deswegen hab ich ein paar Fotos von mir rein getan und ein paar von Marie. Natürlich auch welche von uns als Paar und von unserer Hochzeit. Und dann die ganzen Fotos die wir von dir haben.", erklärte Martin schüchtern als ich noch immer auf das Cover des Albums starrte.
„Ich hab versucht was zu den Bildern zu schreiben. Einfach weil ich es so persönlich wie möglich machen wollte, aber ich bin wohl doch nicht so wortgewandt wie ich immer dachte.", scherzte er dann wohl um seine Nervosität zu verbergen. „Perfekt.", hauchte ich und strich über das Coverfoto, von dem ich mir selber zulächelte. Hinter mir standen meine Eltern und strahlten noch mehr. Das Foto hatte damals die Frau auf dem Standesamt gemacht und ich hielt meine vorläufige Geburtsurkunde in der Hand.
„Aber du hast es doch gar nicht aufgemacht.", wand mein Vater ein und ich konnte endlich meinen Blick von dem Geschenk lösen. „Aber du hast dir Mühe gegeben und es selber gemacht.", erklärte ich und stellte die Box auf dem Couchtisch ab, so vorsichtig wie ich konnte, denn ich wollte nicht riskieren das es kaputt ging. „Es sind auch nicht viele Fotos, eben weil wir dich nur ein halbes Jahr kennen, aber ich bin mir sicher dass das Album schnell voll...", fing nun auch Marie an das Geschenk klein zu reden und verstummte als ich ihr einen wütenden Blick zu warf. „Mila hat Recht. Es ist eine tolle Idee. Da komme ich mir mit meiner irgendwie albern vor.", lachte Paul und strich mir über den Rücken. „Paul!", rügte ich ihn direkt und strafte auch ihn mit einem finsteren Blick. „Tut mir leid.", mit einem Blick als hätte ich ihn beim klauen erwischt, sah mich mein Freund an und ich fing laut an zu lachen.
Als ich dann zu meinen Eltern sah, riss ich meine Augen auf. „Warum weint ihr?", wollte ich sofort wissen und stand auf. „Weil wir einfach glücklich sind.", erklärte Martin und zog mich zwischen sich und Marie. „Und da haben wir das neuste Foto für dein Album.", Paul stand ebenfalls auf und machte ein Foto von uns und dem Tannenbaum im Hintergrund das mich auf Lebzeiten an mein erstes richtiges Weihnachten erinnern würde.

Die nächsten Tage war alles ruhig und ich half Marie dabei Silvester vorzubereiten. „Hast du denn schon mal Silvester gefeiert?", erkundigte sich meine Mutter und hielt mir die nächste Kartoffel hin die ich in kleine Würfel schneiden sollte. „Gefeiert nicht. Aber Hubert hat einmal richtig groß gefeiert weil er in dem Jahr Partei Vorsitzender wurde.", erzählte ich ihr und konzentrierte mich dabei voll auf das schneiden, „In dem Jahr hab ich auch einem der Gäste das Essen geklaut, als er völlig betrunken vor der Kellertreppe eingeschlafen ist.".
„Dieses Jahr brauchst du das nicht. Ich hab genug Essen für alle und so wie ich deinen Vater kenne, wird er nicht eine Sekunde zulassen dass dein Teller leer ist.", prophezeite Marie und hielt mir die nächste Kartoffel hin. „Muss er nicht. Ich bin mir sicher das Paul das schon machen wird.", murmelte ich und hoffte das sie das Thema jetzt sein lassen würde. „Meinst du nicht...", fing meine Stiefmutter an und wurde dann von einem lauten Knall unterbrochen. „Was war das?", mit großen Augen sah ich Marie an sie aus dem Fenster sah. „Jemand böllert schon rum.", erklärte sie und der nächste Knall war zu hören. „Genau... böllern.", wiederholte ich und verkrampfte mich als der dritte knall zu hören war.
„Ich bin zuhause.", hörte ich wie durch Watte meinen Vater rufen und spürte in nächsten Augenblick etwas gegen mein Bein stupsen. Davon überrascht sah ich an mir runter und blickte in die braunen Augen eines Hundes. „Mädels das ist Emma. Der Labrador von Marc. Er, Anna und die Kinder sind über den Jahreswechsel weg und er hat mich gefragt ob ich mich nicht um Emma kümmern kann. Eine Frau mehr im Haus ist ja nicht so schlimm.", berichtete Papa und tätschelte den Rücken des Hundes. Irgendwas in den Augen des Hundes fesselte mich, sodass ich die Kartoffel und das kleine Messer ablegte und mich neben den blonden Hund setzte.
„Du kommst anscheinend genau richtig.", freute sich Marie und ließ sich von ihrem Mann einen schnellen Kuss geben. Ich war so damit beschäftigt Emma zu streicheln und zu lachen wenn sie ihre nasse Nase gegen meine drückte, dass ich gar nicht mitbekam wie meine Eltern sich unterhielten. „Ich wollte ja schon immer einen Hund.", lachte Papa und trat dann wieder neben mich. „Aber ich weiß das Marc sich nicht von Emma trennen wird. Er liebt sie ja fast mehr als seine beiden Töchter.", lachte Marie und strich dem Hund über den Kopf.
„Muss er ja nicht, wir können ja auch ein Tier aus dem Tierheim holen.", schlug mein Vater auf und ich sah ihn überrascht an. „Vielleicht finden wir einen Hund, der dich genauso gut und vor allem schnell beruhigen kann wie Emma. Einen undercover Therapiehund sozusagen.", Martin kniete sich neben mich und ließ Emma seine Hand ablecken. „Das ist eine schöne Idee. Ich bin mir sicher dass wir den richtigen Hund finden werden.", stimmte Mama ihn zu und ich fing direkt an breit zu lächeln.
„Aber jetzt mal das wichtigste zuerst, was gibt es zu Essen?", mein Vater stand auf und sah mit einer gerunzelten Stirn auf die gewürfelten Kartoffeln. „Auflauf. Weil wir ja morgen groß essen.", antwortete Marie und wusch sich die Hände um mit dem Kochen weiter zu machen.
„Warum gehst du nicht mit Emma in den Garten und wirfst ihr den Ball zu?", mit einem sanften Lächeln hielt mir mein Vater eine Jute-Tüte hin die ich ihm direkt abnahm. „Hast du darauf Lust, Emma?", wand ich mich an die Hündin die ihren Kopf schief legte als würde sie überlegen. Als sie dann wieder mit ihrer Nase gegen meine tippte nahm ich das als ja und ging mit dem Labrador hinaus in den Garten.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt