„Ich werde mich da nie dran gewöhnen."

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„Soso, du ziehst also bei mir ein?", ein Fenster im Erdgeschoss öffnete sich und das strahlende Gesicht von meinem Freund war zu sehen. „Nein.", Martin beugte sich so weit aus dem Fenster um Paul sehen zu können, das Onkel Klaus ihm an der Uniform festhalten musste. „Ich würde vorschlagen ihr beiden kommt rein, bevor Martin sich gleich umbringt.", kam es lachend von Chris, der an der Eingangstür der Wache auftauchte.
Keine fünf Minuten später stand ich am Empfangstresen der Wache, Papa und Paul standen vor mir und sahen mich abwartend an. Unsicher ließ ich meinen Blick von einem zum anderen Beamten wandern und sah dann zu Stephan.
„Jungs, beruhigt euch. Das war gerade nur ein Scherz, weil Mila nach einem halben Jahr im Fuchsbau noch immer keinen Schlüssel hat.", klärte Stephan die Situation auf und steckte seine Hände in die Hosentaschen seiner Uniform. „Bisher warst du auch immer mit einem von uns unterwegs, da hab ich gar nicht dran gedacht dir einen Schlüssel zu geben.", gestand Martin und Paul hielt Stephan direkt seine flache Hand hin.
„Was genau erwartest du von mir?", erkundigte sich Stephan bei seinem Freund der stumm eine Augenbraue hoch zog. „Stephan hat einen Schlüssel von dir?", hörte ich mich selber sagen und die Blicke sämtlicher Anwesender glitten zu mir. „Meinen Ersatzschlüssel für den Fall das ich mich mal aussperre oder er was auf meiner Bude holen muss.", antwortete Paul als sei es das normalste der Welt. „Aber wieso wusstest du was er von Stephan wollte?", harkte Papa nach und sah mich überrascht an.
„Das nennt man Liebe Kumpel. Du kannst doch auch Maries Gedanken lesen oder? So wie ich die von Simone, und Mila anscheinend die von Paul.", lachte Onkel Klaus und schlug mir auf die Schulter. „Aua.", ich kniff meine Augen zusammen, da der Dienststellenleiter genau die schmerzende Stelle an meiner Schulter getroffen hatte.
„Klaus!", entfuhr es Paul und Martin direkt die mich besorgt musterten. „Schon gut. Ich hab heute nur viel gehoben. Ist wohl ein Muskelkater.", beruhigte ich die beide und rieb mir meine Schulter. „Das ruft doch nach einem Fernsehabend auf dem Sofa.", stellte Paul klar und sah kurz auf sein Handy. „Ich hab Feierabend, wartest du auf mich?", bat er mich, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen als ich nickte und ging in die Richtung der Umkleiden.
„Ich werde mich da nie dran gewöhnen.", brummte Papa und hielt sich seine Hand vor die Augen. „Dabei hast du ihn doch schon Schwiegersohn gennant.", zog ich ihn auf und wollte hinter Paul her gehen, als dieser stehen blieb und auf sein Handy sah.
Schon von weitem sah ich wie sich seine Muskeln anspannte und er tief durchatmete bevor er sich zu uns umdrehte. Meinem Vater schien die Veränderung auch aufgefallen zu sein, denn ich spürte wie er sich dicht hinter mich stellte, als hätte er Angst das Paul mir wehtun könnte.
„Stephan?", Pauls Stimme klang dunkel und als er seinen Blick hob und ich seine Augen sehen konnte, bekam ich ein ganz mieses Bauchgefühl. „Ja?", Stephan ging an mir vorbei zu Paul und sah auf sein Handy. „Wer hat dir das geschickt? Das ist ja völlig aus dem Kontext gerissen.", versicherte mein bester Freund und ich runzelte meine Stirn.
„Hat einer von euch beiden Lust mir zu erklären was los ist?", forderte Klaus und stellte sich neben mich. Stumm kam Paul auf uns zu und hielt sein Handy so dass wir alle das Display sehen konnten. „Bist du sicher dass sie dich liebt?", lass Martin vor, was unter dem Foto stand, das jemand davon gemacht hat als Stephan mir die Träne vom Gesicht gewischt hatte. „Das ist nicht das wonach es aussieht!", schwor ich und hoffte das er mir glaubte. „Das weiß ich. Ich sehe es in deinem Blick dass du dich davor mit ihm gezofft hast. Und außerdem kenne ich euch beide.", beruhigte mich mein Freund und ich atmete erleichtert durch. „Aber wer schickt dir so was?", Martin griff sich das Handy um sich das Bild genauer anzusehen.
Da er nun die Hände frei hatte, zog mich Paul an sich und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge. Sein Dreitagebart kitzelte mich, sodass ich ihn kichernd von mir schob. „Nicht. Ich brauch noch eine Portion.", brummte mein Freund heiser und zog mich wieder an sich. „Ich tu mal so als würde ich unseren älteren und vor allem bewaffneten Kollegen zuhören und stelle mich vor euch. Hab nämlich keine Lust hier gleich eine Zeugenaussage zu machen.", scherzte Stephan und stellte sich wirklich zwischen mich und meinen Vater.
„Gott ich liebe deinen Geruch.", stöhnte Paul und hauche einen Kuss auf die Stelle hinter meinem Ohrläppchen. Meine Knie wurden weich und nur Pauls Armen um mein Hüfte war es zu verdanken dass ich nicht auf den Boden sackte. „Und ich liebe dich.", nuschelnd drückte ich mich unbewusst enger an meinen Freund. „Wenn ihr mich liebt, lasst ihr das jetzt bleiben.", zischte Stephan und schnippste gegen meinen Hinterkopf. Paul hob seinen Kopf so weit, dass er seinen Kollegen einen giftigen Blick zuwerfen konnte: „Tu das noch mal und du hast keine Finger mehr.". Ich nahm an das Stephan seine Hand provozierend in meine Richtung hob, denn in einer Bewegung wurde ich herum gewirbelt und an Pauls Rücken gedrückt. „Junge, ruhig Blut.", lachend hob Stephan seine Hände und wich einen Schritt zurück.
„Prügelt ihr euch gleich? Dann hole ich eben die Kamera. Das kommt bestimmt gut in einer Pannenshow.", hörte ich eine Stimme hinter mir und krallte mich in die Uniform meines Freundes. „Pier.", brummte mein bester Freund und stellte sich neben mich. „Ja was denn? Zwei Kölner Polizisten prügeln sich um die Tochter eines Kollegen.", lachte Pier und Paul drehte sich um, seine Arme ließ er um meinen Hüften liegen.
Pier sah an mir hoch und runter und ein Ekelschauer lief mir über den Rücken. „Alles gut?", raunte mir Paul ins Ohr und drückte mich an sich, als ich kaum merklich mit dem Kopf schüttelte. „Der einzige der sich lächerlich macht, bist du Pier. Aber das weißt du bestimmt selber.", brummte Stephan und ich hatte das Gefühl als wäre er noch größer geworden.
„Paul? Du bist ja noch immer in deiner Uniform. Willst du Mila doch nicht mitnehmen?", scherzte Papa und hatte scheinbar die letzten Minuten nicht mitbekommen. „Doch.", erklärte mein Freund knapp und zog mich hinter sich her in die Richtung der Umkleiden. „Wir sehen uns morgen, Mila. Ich freu mich schon!", rief Pier mir hinterher und ich kniff meine Lippen zusammen um nichts schnippisches zu antworten.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen Augen (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt