Ich muss nach Hause

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Er sieht schon wirklich sehr gut aus. Seine Stimme, so ruhig, so klar, so empathisch. Ich wusste gar nicht mehr, dass es noch solche Männer gibt und vor allem, dass man sie einfach so auf dem Nachhauseweg kennenlernen kann.
Wir plaudern über alles Mögliche. Richard, genannt Riki, lenkt mich sogar etwas von meinen Bauchschmerzen ab, die ich seit heute so stark spüre wie die ganzen letzten Tage - oder gar Wochen zuvor.
Immer weniger kann ich mich auf seine Worte konzentrieren und werde immer einsilbiger. Aber Gott sei Dank ist es nicht mehr weit bis zu meiner Wohnung.
An der Straßenecke wollen wir uns gerade verabschieden als ich merke wie mich eine Welle der Hitze überkommt, gefolgt von kalten Schweißausbruch und dann sehe ich nur noch schwarz.
Wie mit Watte in den Ohren höre ich von weit weg wie jemand meinen Namen ruft und an mir rüttelt.

# "Feli, Feliiiiii, aufwachen". Sie ist kaltschweißig. Ihr Puls ist tachykard, ich wette der Druck ist niedrig. Ich löse den sternalen Schmerzreiz und Feli öffnet langsam die Augen.
"Hallo, da bist du ja wieder". Vorsichtig lächle ich sie an. Meinen Mantel habe ich ihr unter den Kopf gelegt, als sie mir quasi in die Arme synkopiert ist. Ich krame vorsichtig in meiner Manteltasche, mein Handy suchend, um einen RTW zu alarmieren.
"Feli, kannst du kurz den Kopf anheben, ich brauche mein Handy um einen Rettungswagen zu rufen" bitte ich sie höflich. Etwas zu schnell will Feli aufstehen, was ihr direkt mit einem weiteren synkopalen Ereignis quittiert wird. "Langsam, langsam, junge Frau" , mahne ich. Was ist denn mit ihr los? #

"Ich will keinen Rettungswagen. Ich gehe jetzt nach Hause und lege mich ins Bett, ich bin heute nicht ganz fit."

# "Nix da" , sage ich bestimmt aber freundlich. "Du hast jetzt 2 Möglichkeiten. Nummer 1: ich alarmiere den Rettungswagen, Nummer 2.wir fahren zu mir nach Hause. Ich bin Arzt." #

"Ich bin Krankenschwester und kann gut auf mich selbst aufpassen" zicke ich ihn an, als mir schon wieder kalter Schweiß ausbricht und mir übel wird. Ich muss mich direkt auf den Gehweg übergeben. Oh man, wie peinlich. Riki reicht mir ein Taschentuch, damit ich mir den Mund abwischen kann.

# "Gut, haben wir das also auch geklärt. Du kommst mit zu mir nach Hause. Kannst du laufen?" #

Ich hoffe es und nicke. Ich habe mittlerweile so starke Schmerzen im Unterbrauch, dass ich mich nicht gerade aufrichten kann. Ich muss in Schonhaltung gehen, damit wir langsam voran kommen.

#Aha, Miss 'ich gehe nach Hause'.
Nie und nimmer hätte sie den Weg ohne mich geschafft, denke ich so bei mir.
Als wir endlich bei meinem Wagen ankommen, sitzt Feli noch nicht richtig im Sitz, da ist sie schon vor Erschöpfung eingeschlafen. Sie sieht blass aus, die Lippen sind rau.
Keine 10 Minuten später kommen wir bei mir zu Hause an.
Meine Praxis ist im UG meines Hauses. Ich trage Feli vorsichtig ins Haus, lege sie auf die Couch und decke sie mit einer Wolldecke zu. Sie rollt sich sofort in Embryonalstellung und erwacht kurze Zeit später.#

Ich bin so müde und erschöpft aber ich habe so heftige Unterbrauchschmerzen, ich brauche dringend ein Schmerzmittel. Als ich die Augen öffne befinde ich mich in einem fremden Wohnzimmer, auf einer mir unbekannten Couch. Riki sitzt neben mir und schaut mich sorgenvoll an. Diese Augen sind wirklich zum verlieben. Leider kann ich den Anblick nur kurz genießen als mich die nächste Schmerzkaskade erneut auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

# "Feli - soll ich mir deinen Bauch mal anschauen? Ich bin Arzt, möglicherweise kann ich dir helfen".  Plötzlich reißt Feli schlagartig die Augen weit auf, pure Angst und Panik sind darin zu lesen. Sie steht wieder viel zu schnell auf, hält sich an der Rückenlehne der Couch fest und hechelt ein 'Auf keinen Fall. Ich will jetzt sofort nach Hause.' Huch, was ist denn jetzt los, denke ich.
"Feli, was ist denn los mit dir? Ich will dir doch nur helfen." #

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt