M a t t h e w
Dr. Jordens untersucht Hannahs Verletzungen mit ernster, aber auch zweifelnder Miene. Denn schon nachdem wir das Behandlungszimmer betreten haben und mein Kollege sowohl die eindeutigen Blutergüsse in Hannahs Gesicht, als auch die Würgemale an ihrem Hals gesehen hat, wollte er ganz dem Vorschriften entsprechend die Polizei informieren.
Doch sobald Hannah das Wort ‚Polizei' auch nur gehört hat, war sie praktisch schon wieder panisch aufgesprungen. Sie wollte partout nicht, dass die Polizei kommt und hat sogar damit gedroht sofort und ohne Untersuchung wieder zu gehen. Deshalb bin ich um so erleichterter, das Edgar Jordens und ich sie, nach mehrmaligen versichern, das niemand die Polizei informieren wird, soweit wieder beruhigen konnten, sodass sie sich jetzt behandeln lässt.
„Das Jochbein scheint nicht gebrochen zu sein und die Blutergüsse am Hals sind offenbar auch nicht so schlimm, wie auf den ersten Blick... aber ich will trotzdem noch ein CT vom Kopf machen lassen, nur um sicher zu gehen.", teilt mein Kollege uns mit. „Haben Sie sonst noch irgendwo Verletzungen oder schmerzen, Miss Collins ?"
„Sie hält sich immer wieder die rechte Seite, die fünfte oder vielleicht sechste Rippe wenn ich raten müsste.", spreche ich meine Beobachtung laut aus, was Hannah dazu veranlasst ihren Mund wieder zu schließen, den sie gerade geöffnet hat.
„Miss Collins, haben Sie schmerzen auf der rechten Seite ?", fragt Edgar nach und sieht sie dabei eindringlich an.
„Ja ?", antwortet Hannah murmelt, wobei es eher nach einer frage klingt, als nach einer Antwort. Sie sitzt steif auf der Behandlungsliege und spielt unruhig mit ihren Fingern herum.
„In Ordnung, damit ich mir das ansehen kann, wäre es am einfachsten, wenn Sie für die Untersuchung Ihren Pullover ausziehen würden.", sagt er ruhig und wirft mir eine Sekunde später einen stummen, aber unmissverständlichen Blick zu, der wohl einem Rauswurf gleich kommt.
„Ich-", etwas verlegen räuspere ich mich, stehe langsam auf und deute überraschend unbeholfen auf die Tür. „Ich warte dann mal draußen."
„Nicht.", presst Hannah prompt hervor und sieht mich mit ihren Sturmgrauen Augen flehentlich an. „Bleib.... Bitte."
Einen Moment hadere ich mit mir. Allein der Gedanke Hannah nur in Unterwäsche zu sehen, fühlt sich nicht richtig an. Nicht das ich, als Arzt, noch nie eine Frau oben ohne gesehen hätte oder Hannah keine schöne Frau wäre. Nein, eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall, Hannah ist unglaublich attraktiv und wenn ich etwas anderes behaupten würde, wäre ich ein Lügner und ein Heuchler. Aber dennoch scheint es mir einfach nicht richtig.
Doch der Ausdruck in ihren Augen wirkt im Moment so ungewohnt verletzlich und ängstlich und genau das reicht aus, damit ich all meine Zweifel über Bord werfe und mich stumm wieder hinsetze. Um ihr dennoch ein wenig Privatsphäre zu geben drehe ich mich, während sie den Pullover auszieht, ein wenig von ihr weg.
Erst als sie schmerzhaft die Luft einzieht, drehe ich mich wieder zu ihr. Ganz zu meinem Erstaunen trägt Hannah beinahe unschuldige Unterwäsche. Die hellblaue Spitze ihres Bralettes umspielen die Kurven ihrer wohlgeformten Brüste perfekt und haben damit sicherlich einen gewissen Reiz auf jedes Männliche Wesen, in 100 Meilen Entfernung. Doch genauso schnell wie mir dieser unpassende Gedanke gekommen ist, schüttele ich ihn wieder ab und versuche mich nur auf meine berufliche Professionalität, die ich mir über die Jahre angeeignet habe, zu fokussieren und mich auf ihre Verletzungen zu konzentrieren.
„Mhh, das sieht nicht sonderlich gut aus.", seufzt Edgar nachdenklich und liegt damit goldrichtig. Ein Football großes Hämatom in dunklem Blautönen zieht sich über einen Großteil von Hannahs rechter Seite, das stark auf eine Fraktur hindeutet und sicherlich furchtbar wehtun muss. „Haben Sie starke schmerzen oder Schwierigkeiten bei Atmen ?"
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Bittersweet Enemies
RomanceSie sind wie Hund und Katz oder Feuer und Benzin, -höchst explosiv und immer Gefahr laufend, sich gegenseitig umzubringen. *** Auf den eigenen Beinen zu stehen, ist für die toughe, manchmal etwas kühle und grundsätzlich sehr direkte Hannah Collins...