M a t t h e w
Ich stelle Kleo ein Schälchen Nassfutter vor die Nase und kann es mir nicht verkneifen gleich darauf grinsend den Kopf schütteln. Die zierliche Katzendame stützt sich nämlich augenblicklich auf ihren Napf und verschlingt das Zeug in null komme nichts, nur um dann teils enttäuscht, teils empört und auf jeden Fall bettelnd, zu mir hoch zu starren. Himmel, die kleine Diva, wie Hannah ihre Katze oftmals nennt und ziemlich passend ist, spielt das verhungernde Kätzchen wirklich äußerst überzeugend. Wüsste ich nicht ganz genau, das sie zweimal täglich einen vollen Napf bekommt, würde ich selbst glauben, das wir sie hungern lassen.
„Du hattest deine Portion.", kommentiere ich ihr wehleidiges Gemecker ruhig und streiche ihr noch ein letztes Mal über den weichen Kopf, um mich dann wieder zu meiner vollen aufzurichten. Ich will mich gerade ins Arbeitszimmer verziehen, um an dem Papierkram weiterzuarbeiten, den ich für die zwischengeschobene Raubtierfütterung unterbrochen habe, als das klingeln eines Handys die friedliche Stille der Wohnung zerreißt und mich instinktiv zusammenfahren lässt.
Mein Blick zuckt automatisch zum Schlafzimmers, noch bevor ich mich in Bewegung setzen und mir Hannahs lärmendes Handy vom Esstisch schnappen kann. Die Blondine schläft zum Glück weiter in meinem Bett und rührt sich nicht. Erleichtert atme ich aus und bin froh, dass ihr Handy sie nicht aus ihrem ohnehin leiten Schlaf gerissen hat. Denn sie sollte wirklich mal ein wenig Schlaf nachzuholen, was angesichts ihrer inneren Anspannung und der ständigen Wachsamkeit nicht gerade leicht zu bewerkstelligen ist.
„Hey.", trällert Eliza mit einem breitem Lächeln, sobald ich ihren FaceTime Anruf annehme und sieht mich keine Sekunde später überrascht an. „Ich dachte, ich hätte Hannah angerufen... Macht sich meine Schwangerschaftsdemenz langsam bemerkbar oder warum gehst du an ihr Telefon ?"
„Sie schläft.", murmele ich gedehnt und deute zögerlich hinter mich, da mir beinahe ein ertapptes wieso rausgerutscht wäre. Innerlich vor mich hin fluchend, versuche ich mich unter dem Blick meiner kleinen Schwester nicht zu winden. Hannah und ich haben schließlich nichts verbotenes getan oder etwas, wofür sich im Nachhinein jemand schämen müsste !
Und dennoch habe ich das unbestreitbare Gefühl, das Elizas Augen ganz genau erkennen, wo und wie ich ihre beste Freundin vor ein paar Stunden berührt habe. Oh verdammt nochmal, wir haben im Fahrstuhl doch einfach nur miteinander geknutscht und keiner Satanistischen-Jungfrauen-Opferung beigewohnt !
Gut, es war verdammt heiß und ich wäre niemals davon ausgegangen, das ein paar Küsse mich so dermaßen aus dem Gleichgewicht bringen und mir den Atem rauben können. Herrgott, es war ja nichtmal geplant Hannah zu küssen ! Sie war einfach mal wieder so ... Hannah und gleichzeitig wie ein verfluchter Wirbelsturm, -unberechenbar, schwindelig machend und verdammt gefährlich. Da ist es einfach über mich gekommen... und ich habe ihr einfach dieses hinreißend anmaßende Grinsen und die frechen Sprüche von den sündhaften Lippen geküsst.
Tja und danach war ich absolut und unwiderruflich verloren. Mir wird sogar jetzt noch gleichzeitig heiß und kalt und ich spüre wie mein Blut sich in tieferen Regionen bemerkbar macht, wenn ich an die Szene im Aufzug zurückdenke und wie sie sich in diesem immer noch surrealen Augenblick angefühlt, angehört und geschmeckt hat. Mit aller Kraft muss ich die Gedanken daran zurück drängen. Ich habe keinerlei Ansprüche auf sie oder dieses Verlangen !
Aber bei Gott, wenn Hannah das ganze nicht rechtzeitig abgebrochen hätte, wüsste ich nicht mit Bestimmtheit, wo und mit wie viel unbekleideter Haut das ganze geendet hätte. Auch wenn ich auf unseren darauffolgenden Streit oder Diskussion oder wie man das auch nennen mag, gerne verzichtet hätte. Ihre Worte schmerzen mich noch jetzt, obwohl mir beinahe sofort bewusst gewesen ist, das sie nur dazu da waren, um mich auf sicherem Abstand zu halten und ihre emotionalen Mauern wieder um sich zu errichten.
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Bittersweet Enemies
RomanceSie sind wie Hund und Katz oder Feuer und Benzin, -höchst explosiv und immer Gefahr laufend, sich gegenseitig umzubringen. *** Auf den eigenen Beinen zu stehen, ist für die toughe, manchmal etwas kühle und grundsätzlich sehr direkte Hannah Collins...