09 | froot loops

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H a n n a h

Die Tage, nach Ians Angriff auf mich ziehen sich unerträglich lang und nicht ohne eine ständige Anspannung meinerseits hin. Immer wieder wandert mein Blick nervös aus den Fenstern meiner Wohnung, während ein Teil von mir, der Ian noch so gut zu kennen glaubt wie vor fünf Jahren, nur auf seinen nächsten Schritt wartet.

Ernsthaft, während der ersten zwei Tage habe ich quasi sekündlich darauf gewartet, dass etwas schreckliches passiert, er vor meiner Tür steht oder zumindest noch ein weiterer unerwünschter Blumenstrauß auftaucht. Doch nichts. Ganz gegen meine Erwartungen ist es nämlich auch die darauffolgenden Tage verdächtig ruhig geblieben und auch jetzt, eine Woche nach seinem erneutem Auftauchen in meinem Leben, scheint Ian mich vorerst in Ruhe zu lassen.

Trotzdem werde ich dieses beschissene Bauchgefühl nicht los. Es kommt mir so vor, als wäre das hier die Ruhe vor dem großen Sturm, der mein neues Leben nun vollends mit sich reißen wird und egal wie sehr ich es will, ich kann dieses Gefühl einfach nicht abschüttelt. Selbst mein Körper reagiert auf diesen irrationalen, wahrscheinlich nicht mal wahren und auf jeden fall paranoiden Instinkt mit zunehmenden Albträumen, die mich mehr als ohnehin schon aus dem Schlaf hochschrecken lassen und einer ständigen Angespanntheit, die mir zusätzlich einen fiesen Spannungskopfschmerz verschafft.

Tatsächlich ist die einzige Zeit in der ich mich ein wenig besser fühle, -oder jedenfalls weniger elend, wenn ich mit Eliza telefoniere und meine beste Freundin mich mit -vorgeschobenen- Hochzeitsvorbereitungen volltextet und wir beispielsweise über verschiedenste Farb- und Blumenkonzepte diskutieren. Es ist ihre Methode mich ein wenig abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen, vor allem da ich die Woche nicht gearbeitet habe. Aber obwohl Elli wirklich alles dran setzt dabei ganz normal zu wirken, höre ich jedes Mal an ihrer Stimme, dass sie Besorgt um mich ist und ich kann ihr nichtmal böse sein, da ich immer noch eisern schweige, was die Umstände meiner Verletzungen betrifft und sie damit im dunklen lasse.

Und sollte jetzt, trotz Ellis täglicher Anrufer und Nachrichten, noch irgendjemand Zweifel daran hegen, dass sie sich insgeheim Sorgen macht, wäre wohl spätestens die Tatsache, dass ihr großer Bruder mindestens einmal am Tag unangemeldet und mit Hilfe der illegalen Benutzung von Elizas Ersatzschlüssel in meiner Wohnung steht, beweiskräftig genug für meinen Geschmack. Ernsthaft seitdem er mich ins Krankenhaus gefahren hat, geht er mir Tag ein, Tag aus auf die Nerven, indem er gefühlt ständig nach mir sieht und kontrolliert ob ich artig meine Tabletten schlucke.

Diese fast schon ekelig fürsorgliche Art, die bloß von seinen selbstgefälligen Sprüchen etwas abmildert wird, ist im Großen und Ganzen äußerst gewöhnungsbedürftig und es ist tatsächlich nicht nur einmal vorgefallen, das ich diesem großen und ungehobelten Idioten, beinahe einen schweren Gegenstand an den Kopf geworfen hätte. Mal mehr, mal weniger absichtlich. Eigentlich kann er sogar ganz froh sein das bisher noch nichts passiert ist, denn jedesmal wenn er seinen überheblichen Mund aufmacht, steigt in mir das Bedürfnis ihm etwas entgegen zu werfen !

Das einzig positive an seinen nervtötenden Besuchen ist, dass Matthew mir meine Post mit hoch bringt und vor ein paar Tagen sogar so -ungewohnt- freundlich war und für mich einkaufen war, obwohl die Stimme in meinem Kopf mir einredet, dass Eliza ihn dazu beauftragt haben muss. Aber ich werde mich sicherlich nicht beschweren und bin einfach nur froh, das ich vorerst nicht aus meiner Wohnung musste.

Doch mittlerweile neigen sich meine Vorräte wieder dem Ende, sowohl die frischen von Matt, als auch die Sachen aus dem Tiefkühlfach. Und auch wenn ich mich am liebsten noch eine ganze weile, nur mit Kleo, in meine Wohnung verschanzen würde, geht das wohl nicht mehr. Außerdem habe ich, nach einer Woche in meiner Wohnung, mit schlechtem Reality Tv, mehr Tiefkühlpizzen, als ich zugeben würde und nur Matthew Evans als realen menschlichen Kontakt, das verlangen mal wieder an die frische Luft zu gehen.

Bittersweet EnemiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt