18 | dragula vs karma

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H a n n a h

Über Matts erstklassiges Surround-Sound-System schallt laut ‚Dragula' von Rob Zombie, während ich auf der Kücheninsel sitze und mit dem Kopf im Takt wippend, auf die vor mir auf den Boden ausgebreitet liegenden Fotos, betrachte. Seit Matt die anderen in das großes Geheimnis meiner Vergangenheit eigeweiht hat und der Hiobsbotschaft, das Ian mal wieder ohne einen Kratzer aus der Sache rausgekommen ist, sind ein paar Tage vergangen und ich wohne weiterhin bei Matthew, obwohl ich von den anderen mehrere Wohn-Angebote bekommen habe.

Aber da ich sowieso schon angestrengt nach einem neuen Zuhause für mich und Kleo suche und nicht vorhabe ewig hier zu bleiben, werde ich jetzt bestimmt nicht damit anfangen, wie eine Vagabunde durch die Gästezimmer meiner Freunde zu ziehen. Außerdem haben Matt und ich uns, nach unserem Streit, wieder einigermaßen zusammengerauft und er hat mir versichert, das er es auch weiterhin mit mir aushalten würde. Solange ich also nur ‚mein Chaos', -seine Worte nicht meine, ein bisschen unter Kontrolle bekomme und nicht immer alles an Ort und Stelle liegen lasse, sollten ich nicht direkt Gefahr laufen, von ihm rausgeworfen zu werden.

Und nach zwei Wochen des zusammenwohnens, hat sich ohnehin schon ein gewisser Alltag zwischen uns eingependelt. Einem Alltag der mittlerweile unheimlich vertraut ist und mir eine ungeahnte Sicherheit gibt. Wenn ich zum Beispiel mal wieder einen Albtraum habe, muss ich mich Nachts nur umdrehen, um ein vertrautes Gesicht zu sehen, -jedenfalls sofern er keine Nachtschicht hat. Und dazu zurückzukehren, war vorerst am einfachsten.

Denn auch wenn Matt eine Menge seiner Zeit im Krankenhaus und in der ProBono Klinik verbringt und ich mich immer mal wieder in meinem Atelier verkrieche, weiß ich doch, das Ian hier sehr viel schwerer an mich ran kommt und ich nicht alleine bin, sollte es doch mal soweit kommen.

„Was zum Teufel treibst du hier ?", ruft plötzlich jemand über die laute Musik hinweg und lässt mich zusammenzucken. Erschrocken reiße ich den Kopf hoch und sehe Richtung Eingangsbereich, wo mein Mitbewohner lässig an der Wand lehnt und sich steigende Belustigung auf seinem Gesicht abzeichnet.

Verdammt !", knurre ich mit ungesund rasendem Herzen und strecke mich nach der Fernbedienung für die Musikanlage, als ich den Blondschopf erkenne. Sobald die Lautstärke soweit runter gedreht ist, das man sich unterhalten kann, ohne sich dabei anbrüllen zu müssen, wende ich mich wieder an Matt. „Scheiße, warum erschreckst du mich so ?!"

„Sagt die Frau, die um kurz nach elf Uhr Nachts, Heavy Metal so laut aufgedreht hört, das es die Toten aus ihren Gräbern hervortreiben könnte und dabei vollkommen abwesend auf irgendwelche verstreuten Bilder starrt. Ernsthaft Hannah, würden neben uns noch andere Menschen in dem Haus wohnen, wären sie ohne jeden Zweifel aus ihren Betten gefallen.", gähnt Matt unbeeindruckt, kommt rüber spaziert und holt sich aus dem Kühlschrank ein Bier.

Schnell und ohne richtig darüber nachzudenken, springe ich von der Marmorplatte und versuche die Fotos einzusammeln. Nicht das ich mich dafür schämen würde, -ganz bestimmt nicht, aber es sind die ersten Auszüge und ich bin noch am durchschauen, was sich gebrauchen lässt und was nichts geworden ist.

„Was hast du gegen Heavy Metal ?", will ich schließlich von ihm wissen und schiebe den Stapel Bilder falsch herum auf den Tresen. „Warte mal ... oh meine Gott, der Taylor Swift Remix, der eingestellt war, als ich die Anlage angestellt habe, war doch nicht etwa von dir oder ? Oh Gott, du ... bist... bist ein Swifty !", lache ich und falle dabei fast von wieder vom Hocker, auf den ich mich gerade erst gesetzt habe. „Oh, das ist eine so unfassbar gute Information, die ich später definitiv gegen dich verwenden werde !"

„Hahaha, wirklich witzig und du hörst dir Musik an, die so klingt, als hätte das Monster aus einem Low-Budget-Horrorfilm, -in dem Jungfrauen abgeschlachtet werden, und eine verdammte Kettensäge, ein Baby bekommen...", meint er sarkastisch und sein Blick wandern zu seinem Bett, an dessen Fußende sich meine grau getigerte Katze, völlig entspannt, ausgestreckt hat und über Meter große Wollknäuele und einen Milch-Springbrunnen, träumt. „Ich habe wirklich keine Ahnung, wie Kleo bei dem Krach auf nur ein Auge zu bekommt."

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