Bittersweet Enemies

38 | verschwunden

H a n n a h

Die beiden neuen Familienmitglieder, Cameron und Jackson, wachsen und gedeihen prächtig. Sie werden in den nächsten zwei Wochen mit soviel bedingungsloser Liebe und purer Freude empfangen, dass sich mein Herz fast in jedem Augenblick vor absolutem Glück zusammenzieht. Es ist einfach schön mitanzusehen, wie die kleine Familie immer weiter zusammenwächst und da ich, Matt und Kleo uns im Gästezimmer ausgebreitet haben, sitzen wir quasi in der ersten Reihe.

Matthew arbeitet weiterhin seine Stunden im Krankenhaus und auch Alex hat letzte Woche -äußerst widerwillig- wieder damit angefangen jeweils für zwei Stunden ins Büro zu fahren, um sich um die Dinge zu kümmern, die er nicht von Zuhause aus erledigen oder dirigieren kann. Obwohl man dazu sagen muss, das sein Vater und auch Collin ihm schon sehr viel abnehmen und ihr bestes geben, damit Alex bei seiner Frau, Jamie und den beiden Neugeborenen sein kann. Aber er ist nunmal der Geschäftsführende Partner der Kanzlei und muss manche Sachen selbst erledigen.

Eliza ist sich dessen auch bewusst und macht ihrem Mann da keinerlei Vorwürfe. Sie hat ihr Imperium ja selbst quasi aus dem Wochenbett heraus geleitet. Auch wenn sie damals gesagt hat, dass sie sich nach der Geburt für ein paar Wochen oder sogar Monate aus dem Geschäft zurückziehen würde, kann sie es einfach nicht lassen und muss es auch nicht, durch HighSpeed Internetverbindung und Skype. Doch es ist jedes mal wieder amüsant, sie dabei zu ertappen, wie sie sich bei Mateo oder einer ihren Assistentinnen nach den aktuellen Projekten erkundigt.

Dabei ist es doch völlig in Ordnung, dass sie die Arbeit vermisst. Es ist okay, wenn sie nicht Daheim bleiben will und unabhängig von ihren Kindern auch noch ein eigenständiges Leben führen möchte. Es ist ja nicht so, als würde Eliza Jamie, Cameron und Jackson dadurch weniger lieben oder durch ihren Job eine schlechte Mutter sein und das habe ich ihr auch schon mehrmals klar und deutlich in Erinnerung gerufen.

Trotzdem beharrt Eliza darauf, dass sie gerne zuhause ist und warum sollte ich ihr da widersprechen. Ich kann meinen Job schließlich größtenteils von überall machen und bin gerne da, wenn meine beste Freundin sich mal für ein winziges Briefing eine halbe Stunde zurückzieht oder sich auch einfach ein bisschen Zeit für sich nimmt.

Dazu kommt, dass sich wirklich jeder in der Familie einbringt.

Alex Eltern und Cathy sind jederzeit abrufbereit und haben schon mehrere Male geholfen. Vor ein paar Tagen waren die drei zum Beispiel mit Jamie auf einen Ausflug im Zoo. Währenddessen hatten wir Zeit, die Zwillinge zu baden, die Wäsche zu machen, einmal durch zu saugen und schonmal das Abendessen vorzubereiten.

Man könnte also sagen, die letzten Wochen waren auf ihre Weise zwar durchaus anstrengend, aber auch schön und es hat funktioniert.

Doch das endete heute. Genauer gesagt in dem Moment, als Jones Jamie vom Kindergarten abholen wollte. Doch bevor sie sicher nachhause kommen konnten, ist der Bodyguard von hinten attackiert worden, womit niemand gerechnet hat. Es gab eine handgreiflichen Auseinandersetzung, aber es kam so plötzlich, dass Jones niedergeschlagen und die vierjährige entführt wurde.

Jetzt herrscht vollkommenes Chaos. Jones hat, sobald er wieder zu Bewusstsein gekommen ist, die Polizei und uns informiert. Die Cops haben sofort die Fahndung eingeleitet und einen AMBER Alert ausgelöst und sich hier einquartiert, weil sie mit einer Lösegeldforderung rechnen. Zwar hat das noch nichts erbracht, doch jeder im Raum hofft auf ein Wunder und darauf das sich bald jemand meldet.

Die Angst um Jamie schnürt mir regelrecht die Luft ab und ich will mir gar nicht vorstellen, wie Eliza und Alex sich in diesem Augenblick fühlen müssen. Als ich das Gefühl habe, das alles zu viel wird, erhebe ich mich steif vom Sofa und laufe ohne irgendwas wahrzunehmen durchs Wohnzimmer. Ehe ich durch die Haustür trete, schnappe ich mir aus einer Laune heraus Matts Jeansjacke, ziehe sie über und vergrabe meine Nase in dem Stoff, der nach ihm riecht.