13 | dagobert duck

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H a n n a h

Eine halbe Stunde später sitzen wir in Matts schwarzem BMW, da ich gerade nicht in der emotionalen Verfassung bin, schwere Maschinen zu bedienen oder selbst zu fahren. Wir haben es kurz vor Mitternacht und Chicagos dunkle Straßen Rauschen an uns vorbei. Zum Glück hat das zusammen suchen meiner Sachen nicht allzu viel Zeit beansprucht, sodass wir hoffentlich bald bei Matt zuhause sind.

Das gefühlsmäßige auf und ab, der letzten Stunde hat mir nämlich im wahrsten Sinne des Wortes all meine Kraft geraubt und ich will mich nur noch hinlegen und vielleicht einen Monat durchschlafen. Zuerst der lange Tag, den ich mit der Arbeit, die ich liebe, verbracht habe: Gut. Dann Ians Terror-Anruf und der Einbruch: Schlecht. Und abschließen die Konfrontation mit zwei Polizisten, die zwar nur helfen wollten, aber allein durch ihre Anwesenheit einige schlimme Erinnerungen in mir wieder hoch geholt haben: Verwirrend. Jetzt bin ich einfach nur noch erschöpft und ein ohrenbetäubendes schweigen füllt die Stille zwischen uns, während mein Blick gedankenverloren aus dem Beifahrerfenster gleitet.

Officer Jameston und Officer Forbes haben, bevor sie wieder gegangen sind, alle wichtigen Informationen für ihren Bericht aufgenommen und Fotos von dem kaputten Fenster gemacht, dass Matthew anschließend provisorisch mit einer Spanplatte gesichert hat, die er von meinem Hausmeister bekommen hat. Auch der ‚Brief' wurde von den beiden Polizisten eingetütet und sie haben mir versprochen sich Ian vorzunehmen, auch wenn ein Teil von mir ernste Zweifel hegt, ob es überhaupt etwas bringt. Ian ist schließlich nicht so dumm sich dabei erwischen zu lassen, wie er das Gesetzt bricht. Er wird keine Beweise hinterlassen und er hat früher schon oft genug gezeigt, wie manipulativ er sein kann.

Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er bei jeder potenziellen Vernehmung den gesetzestreuen, Vorzeige Polizisten spielen wird, der sich nie etwas zu Schulden kommen lassen würde. Er wird vertrauenserweckend Lächeln, ein oder zwei Cop Witze oder Anekdoten fallen lassen, damit sie merken, dass er einer von ihnen ist und meinen Anschuldigungen dann den Todesstoß verpassen, indem er die unumstößliche Maskerade, eines ehrlichen Mannes aufsetzt und mit ein paar gezielten Kommentaren alles in Zweifel zieht, was ich gesagt habe.

Wahrscheinlich wird er ihnen erzählen, dass er hier bloß Urlaub macht. Das er sich eine Auszeit von dem stressigen und anstrengendem Alltag eines Polizisten nimmt und bloß zufällig auf mich, seine Ex-Verlobte, getroffen ist. Er wird es so hinstellen, als wäre ich die böse und abstreiten etwas illegales wie einen Einbruch begangen zu haben und sie werden ihm seine Lügen glauben, denn er ist ja schließlich ein Cop und damit einer von ihnen.

„Ist alles in Ordnung ?", bringt mich Matts sanfte Stimme aus den tiefen meines Kopfes zurück. Fragend sehe ich zu ihm rüber, was ihn dazu bringt seine Stirn zu runzeln. „Du hast ausgesehen, als wärst du Lichtjahre von hier entfernt und hast dabei ein bleischweres Seufzen von dir gegeben."

„Oh... alles gut.", presse ich trotz meines Bedürfnisses heraus, mich irgendwo einfach zusammenzurollen. Um diesem Gedanken nicht nachzugeben, werfe ich einen Blick auf die Rückbank, wo Kleo in ihrer Transportkiste, zum Glück, friedlich schläft.

Nachdem ich sie so vollkommen verängstigt unter meinem Bett gefunden habe, habe ich mir ernsthaft Sorgen gemacht, das sie der Wirbel heute Abend vielleicht völlig verschreckt haben könnte. Aber meiner tapferen, grau getigerte Katze scheint es soweit ganz gut zu gehen. Sie hat sich sogar noch bevor Matt losgefahren ist, in die Decke eingekuschelt, die ich ihr in die Transportbox gelegt habe und zeigt nun keinerlei Anzeichen mehr von Angst.

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