M a t t h e w
„Und du bist dir sicher, das es Hannah auch wirklich gut geht ?", will meine kleine Schwester zum wiederholten Mal von mir wissen. Nicht, das ich ihr das nicht schon mehrmals versichert habe und ich mir langsam aber sicher vorkomme wie eine gesprungene Schallplatte. Aber ist ist ehrlich besorgt, was ich gewissermaßen verstehen kann und auf jeden Fall besser ist, als ihre erste Reaktion.
Als ich mich nämlich vor fünf Minuten endlich durchringen konnte und Eliza angerufen habe, um ihr von der derzeitigen Situation zu erzählen, war sie kurz gesagt überrascht. Lang gesagt, ist sie fast an ihrem ungläubigen Lachen erstickt und hat, nur mit Müh und Not, irgendwann ein ironisches ‚Na klar' hervorgebracht.
Ich schätze ich muss an dieser stelle nicht erwähnen, das sie dachte ich mache einen Witz, als ich sagte, dass Hannah,- ihre beste Freundin und meine Gegenspielerin in vielen Bereichen meines Lebens, vorerst bei mir wohnt. Tja, vor ein paar Wochen hätte ich wohl auch nicht damit gerechnet, dass es jemals soweit kommt. Und um ehrlich zu sein, ist es immer noch ungewohnt, dass noch jemand in meiner Wohnung ist, trotz der vergangenen zwei Tagen die sie jetzt schon bei mir lebt.
Tatsächlich gibt es vor allem morgens, nachdem ich aufwache, diesen winzigen Moment, in dem es mir so vor kommt, als hätte ich mir das ganze nur zusammengeträumt. Doch das hält nicht lange. Spätestens wenn ich mich nach rechts drehe, Hannahs blondes Haar über das Kopfkissen verteilt und ihre schlanken schultern, die sich unter ihren Atemzügen heben, wird klar, dass das kein Traum oder Witz oder was auch immer, ist.
Es ist ernst, Todernst, und das versteht auch Eliza, nachdem ich ihr von Hannahs Anruf und dem Einbruch erzählt habe und das ihre beste Freundin ganz sicher nicht alleine in ihrer Wohnung hätte bleiben können. Sie brauchte fast eine ganze Minute um die neuen Informationen zu verdauen, während mir die plötzliche Stille, nach ihrem vorherigen lachen noch viel schlimmer vorkam. Danach kamen Besorgnis und leichte Vorwürfe á la ‚ich kann nicht fassen, dass erst jetzt, zwei Tage später, jemand auf die Idee kommt, mich zu informieren', ehe sie schlussendlich erneut bei der altbekannte Besorgnis ankommt und damit wären wir wieder in der Gegenwart und ihrer Frage, auf die ich ihr immer noch eine Antwort schulde.
„Ihr geht es den Umständen entsprechend ganz gut.", wiederhole ich mich so zuversichtlich wie nur irgend möglich und hoffe es sehr. Doch ganz ehrlich ? Seit ihrer Ankunft hat die Blondine meine Wohnung nicht mehr verlassen, spricht wenig und ist insgesamt irgendwie in sich gekehrt. Ich habe immer wieder das Gefühl, das sie in einem fast schon lethargischen Zustand abrutscht, obwohl sie all das versucht zu kaschieren und zu verstecken, wenn ich in der Nähe bin.
Zusätzlich schläft sie Nachts so gut wie nicht, sondern dreht sich nur unruhig hin und her oder wird von Albträumen heimgesucht. Tagsüber starrt sie oft aus einem der Fenster, sieht Fern oder beschäftigt sich abwesend mit Kleo. Was mir bei all dem wohl aber am meisten Kopfzerbrechen bereitet, ist, dass sie nicht viel isst. Und mit nicht viel, meine ich, so gut wie gar nichts.
Ich bin sogar soweit gegangen, das ich ihr diese Lebensmittelfarben versetzten Frühstücksflocken besorgt habe, die sie offenbar zu jeder Tages und Nachtzeit essen kann. Als dieser Versuch jedoch nicht den gewünschten Effekt hatte, habe ich gestern versucht sie mit fettigen Pommes und Arterien verschließenden Burgern von ‚IN-N-OUT' zu ködern, die ich nach meiner Schicht besorgt habe. Aber bis auf eine Handvoll Pommes und einen bissen des Burgers hat es nicht viel gebracht.
„Das war nicht alles oder ? Was verschweigst du mir Matt ?", bohrt Eliza unnachgiebig weiter nach. Sie kennt mich eben zu gut und so gerne ich es ihr auch erzählen will, es ist nicht meine Aufgabe. Ich habe nämlich keine Ahnung wie viel Eliza weiß oder was Hannah ihr in all den Jahren ihrer Freundschaft erzählt hat.
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Bittersweet Enemies
Storie d'amoreSie sind wie Hund und Katz oder Feuer und Benzin, -höchst explosiv und immer Gefahr laufend, sich gegenseitig umzubringen. *** Auf den eigenen Beinen zu stehen, ist für die toughe, manchmal etwas kühle und grundsätzlich sehr direkte Hannah Collins...