04 | krieg baby

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H a n n a h

In einem weichen, warmen Bett, zwischen frisch duftenden, blütenweißen Laken aufzuwachen, ist für jeden normalen Mensch wohl etwas schönes. Selbst wenn man von der Sonne geweckt wird, die einem auf die nervigste Art und Weise überhaupt, mitten ins Gesicht scheint.

Doch ich schrecke alarmiert, mit rasendem Herz, aus einem Albtraum hoch. Die ganze Nacht schon war ich unruhige, wurde von Blutrote Rosen, hämische Grimassen und bösartiges Lachen verfolgt. Während ich also dem instinktiven Impuls nachgebend und mich hektisch umschaue und fast noch zusätzlich aus dem Bett falle, beruhige ich mich wieder. Langsam wird mir bewusst, dass ich alleine bin. Ich habe all das nur geträumt und bin immer noch bei Eliza und Alex zuhause, stelle ich tief durchatmend fest und lasse mich zurück ins Kissen fallen.

Die zierliche Brünette, die sich meine beste Freundin schimpft, hat mich gestern Abend, nachdem sie mir mein Verhalten verziehen und auch den letzten Mochi vernichtet hat, nämlich nicht mehr nach Hause gehen lassen. Stattdessen hat sie mich, unter starken Protesten meinerseits, in einem der schon fertig eingerichteten Gästezimmer einquartiert, das trotz ihres erst kürzlichen Umzugs schon wieder Katalog verdächtig aussieht.

Noch einige Augenblicke bleibe ich liege und starre einfach an die Decke über mir, bis ich mich stöhnend aufraffe und die Beine aus dem Bett schwinge. Schnell schlüpfe ich aus dem Pyjama, den Eliza mir geliehen hat und ziehe mir meine Klamotten von gestern wieder an. Im angrenzendem Bad spritze ich mir noch ein wenig Wasser ins Gesicht, versuche das blonde Durcheinander auf meinem Kopf zu bändigen und mache mich schließlich auf den Weg nach unten.

Ausgiebig gähnend schlendere ich die Treppe runter durchs Wohnzimmer, wo eine gut gelaunte Jamie, in einem Alice im Wunderland Pyjama auf dem Boden sitzt und ihre Schildkröten Jasper mit einem Salatblatt füttert. Ein ganz normales Bild in diesem Haus, dass mich ganz automatisch zum schmunzeln bringt.

„Tante Hannah !", strahlt sie, als sie mich bemerkt und winkt mir fröhlich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu. Ich habe sie geraten Abend nicht mehr gesehen, da Eliza sie schon ins Bett gebracht hatte, bevor sie den Pokerabend gecrasht hat.

„Gute morgen, meine Süße.", begrüße ich die vierjährige und drücke ihr im vorbeigehen einen dicken Kuss auf den dunkelbraunen Lockenkopf, was sie zum kichern bringt.

Danach laufe ich in die Küche, wo ich schon jemanden fleißig werkeln höre, und muss staunend feststellen, dass ich heute wohl die letzte bin. Alex steht nämlich am Herd und Matthew, von dem ich ernsthaft gehofft habe, ihn heute morgen nicht mehr anzutreffen, dreht sich träge in meine Richtung und sieht auch noch nicht sonderlich wach aus. Ganz anders Eliza, die entgegen ihrer eigentlichen Morgenmuffel-Mentalität, energiegeladen durch die Küche wuselt und gerade dabei ist, Wasser zu kochen. Offenbar machen die Schwangerschaftshormone sie High.

„Guten morgen.", murmele ich zu niemanden bestimmten und lasse mich schräg gegenüber von Matt an der Kücheninsel fallen.

„Guten Morgen, Süße. Das Frühstück ist gleich fertig !", trällert Eliza fröhlich und drückt mir im vorbeigehen einen Kuss auf den Kopf. Schmunzelnd überkommt mich das Gefühl eines Déjà-vu, da ich diese kleine Geste der Zuneigung ja gerade eben selbst erst bei Jamie benutzt habe.

„Mmh.", stimme ich müde und ausgehungert zu. Allein der köstliche Duft von Alex frischem Rührei, lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen und meinen Magen knurren.

Bittersweet EnemiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt