𝓟𝓻𝓸𝓵𝓸𝓰

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Ruby POV:

„Ruby? Komm bitte, wir müssen langsam los", rief meine Mutter die Treppe hoch. „Ich komme", antwortete ich ihr wenig begeistert und schleppte die letzten Kartons die Treppe hinunter.

„Haben wir jetzt auch wirklich alles", versicherte sie sich bei mir und ich nickte. „Kann ich denn wirklich nicht mit", fragte ich sie zum letzten Mal bettelnd. „Tut mir leid liebes, aber du weißt, dass das nicht geht", sagte meine Mutter liebevoll und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Meine Mutter musste aufgrund ihrer Arbeit für unbestimmte Zeit ins Ausland und weil sie mich angeblich nicht mitnehmen konnte, musste ich nun leider wohl oder übel zu meinem Vater ziehen. Wir hatten früher einmal ein gutes Verhältnis, aber es bleibt halt nicht immer alles so, wie es einmal gewesen ist.

Ich ging noch ein letztes Mal in mein Zimmer, um mich zu verabschieden. Ich war immer schon ein sehr emotionaler Mensch, auch wenn ich dies meistens in Aggressionen äußerte.

Was mich besonders ärgerte, war es meine beste Freundin zurückzulassen. Wir würden zwar weiterhin den Kontakt aufrecht erhalten, aber es war einfach nicht das gleiche. Wir sahen uns durch die Schule jeden Tag und trafen uns zusätzlich auch immer wieder. Sie war immer für mich da und hatte immer nur scheiße im Kopf. Was ein Vorteil war, da es so niemals langweilig werden konnte.

Jetzt sollte ich zu meinem Vater ziehen, wo ich weder Freunde noch sonst irgendwas hatte. Schöne Scheiße. Wie meine Deutschlehrerin aber immer so schön sagte: „Man muss es akzeptieren".

Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich wenigstens Tiger, meinen Kater mitnehmen durfte. Er war aber auch nicht sonderlich begeistert davon, für einige Stunden in einer Kiste eingesperrt zu sein. Mein Vater wollte erst, dass ich ihn verkaufe, aber das hätte ich nie zugelassen. Also habe ich so lange gebettelt, bis er schlussendlich doch nachgegeben hat.

„Wir müssen jetzt wirklich losfahren", erinnerte mich meine Mutter erneut und riss mich damit aus den Gedanken. Ich nickte nur und öffnete die Auto Tür. Dann setzte ich meine Kopfhörer auf und wir fuhren los.

Die Fahrt war relativ unspektakulär, nur Tiger wurde irgendwann so ungeduldig, dass ich die Transportbox öffnen musste, damit er rauskonnte. Er war noch jung, deswegen wollte er alles genauestens unter die Lupe nehmen. Ich nahm ihn also auf den Schoß, um mit ihm den Rest der Fahrt zu schmusen.

Dann standen wir auch schon vor dem Haus meines Vaters, es war doppelt so groß, wie das meiner Mutter. Ich war zwar in den Ferien ab und zu hier, aber dennoch staunte ich jedes Mal wieder, wenn ich davor stand. Ich hob Tiger aus dem Auto und Klingelte an der Tür.

„Guten Tag", sagte mein Vater, als er mich sah. Ich muss zugeben, dass ich mir etwas mehr erhofft hatte. „Da sind wir auch schon", sagte meine Mutter und lächelte freundlich wie immer. Ich hab lediglich ein kurzes „hallo" von mir und blickte dann betrübt zu Boden.

Es war das letzte mal, dass ich meine Mutter für mehrere Monate, wenn nicht sogar noch länger nicht sah. Der Gedanke erdrückte mich.

„Schlecht geschlafen?", riss mein Vater aus den Gedanken. „Du hast es erfasst", murmelte ich. „Würde es dir etwas ausmachen uns auch mal reinzulassen?", fragte ich. „Überdenke deinen Ton, so etwas wird in unserem Haus nicht geduldet", ermahnte mein Vater mich streng. Ich hatte aber nur auf das „unserem" geachtet und schon stand auch schon seine neue vor uns.

„Ich bin Alina, die Freundin deines Vaters", stellte sie sich höflich vor. „Ruby", sagte ich knapp. „Ich habe schon viel von dir gehört", sprach sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Was soll er denn erzählt haben, er kennt mich doch kaum", ich zuckte mit den Schultern und brachte dann Tiger auf mein Zimmer.

„Hier wohnst du ab jetzt", sagte ich, während ich meinen kleinen Kater streichelte.

„Ruby? Kann ich reinkommen?", hörte ich Alina mich fragen. „Ja, komm doch rein", antwortete ich diesmal freundlicher, um keine Probleme in die Welt zu schaffen. „Deine Eltern besprechen noch kurz etwas und dann wird es leider auch schon Zeit sich zu verabschieden", murmelte Alina und streichelte mir liebevoll über den Rücken.

Ich nickte und drehte mich wieder zu Tiger. „Ich weiß, dass es schwer sein muss, seine Mutter lange Zeit nicht zu sehen, du sollst nur wissen, dass ich jeder Zeit für dich da bin", sagte Alina.
„Das ist sehr lieb, danke dir", sagte ich und lächelte ihr zu.

Sie war anscheinend doch nicht so schlimm, auch wenn sie bestimmt 20 Jahre jünger als mein Vater war und somit quasi meine Schwester sein könnte.

Dann rief auch schon mein Vater, dass ich kommen soll. Nein. Noch nicht. Ich möchte noch nicht. Ich möchte mich nicht verabschieden.

Mit einem ziehenden Gefühl in der Brust ging ich die Treppen hinunter und kämpfte mit den Tränen.

Sofort als ich unten war, schloss mich meine Mutter in eine Umarmung. „Pass auf dich auf süße! Wir werden regelmäßig telefonieren und vielleicht schaffe ich es in einer der nächsten Ferien mir freizunehmen, um dich zu besuchen", flüsterte sie mir zu.

Ich hatte schon längst aufgehört, meine Trauer zu unterdrücken, da es einfach unmöglich war. Als wir uns wieder voneinander lösten, winkte sie mir noch ein letztes Mal und stieg dann ins Auto. Wie gerne wäre ich zu ihr ins Auto gestiegen und wieder mitgefahren.

Nun stand ich da an dem Platz, an dem grade noch meine Mutter geparkt hatte und blickte ins ewige nichts. Ich wünschte mir in diesem Moment, dass ich alles nur geträumt hatte, auch wenn ich wusste, dass das nicht der Fall war.

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Das war der Prolog <3
Wie fandet ihr ihn denn so :D?

Ich muss zugeben, dass ich sehr nah am Wasser bei der Abschiedsszene gebaut war xD

Danke fürs lesen und danke, wenn ihr meiner Story eine Chance gebt <3

//Die richtigen Kapitel werden auf jeden Fall länger//

𝒜𝓁𝓁𝑒𝓈 𝓌𝒶𝓈 𝓂𝒾𝓇 𝓌𝒾𝒸𝒽𝓉𝒾𝑔 𝒾𝓈𝓉 // Markus DWK x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt