Heute setze ich mein Vorhaben, nichts zu trinken, um und nehme mir in der Küche eine Cola. Und ehrlich gesagt ist die Party gleich viel lahmer. Ich will nicht sagen, dass man Alkohol braucht, um Spaß zu haben. Im Gegenteil. Die Party ist es nicht mal Wert Alkohol zu trinken. Plötzlich nerven mich die anderen, die so betrunken lallen und rumschreien. Und die Musik und die Hitze auch.
Auf der Suche nach einem Badezimmer, wo ich mich kurz beruhigen kann, laufe ich durch die Wohnung. Ich finde zuerst ein Schlafzimmer, dessen Tür ich schnell wieder schließe, und dann ein Zimmer, welches wie ein Gästezimmer aussieht. Eigentlich will ich auch diese Tür wieder schließen, doch dann fällt mir auf, dass der Raum noch angenehmer als ein Badezimmer ist.
Schließlich lasse ich mich auf dem dunkelblauen Schlafsofa nieder und hole mein Notizbuch hervor."Liebes Tagebuch,
Warum hat mir niemand gesagt, dass Partys eigentlich langweilig sind? Oder liegt es daran, dass ich Zamir noch nicht gesehen habe?"Ich überlege kurz, was ich noch dazu schreiben kann, da sehe ich mein Handy links von mir aufleuchten. Ich werfe einen Blick darauf. Die Nummer kenn ich nicht. Ich nehme mein Handy in die Hand, entsperre es und stelle, als ich den Chatverlauf sehe, fest, dass es wieder die Nummer von heute Nachmittag ist. In der Nachricht steht:
"Feierst du die Party mit dir selbst da drin?"
Ich gucke verwundert, vielleicht sogar ein bisschen ängstlich auf mein Handy. Dann schnellt mein Blick zu der Tür. Mit gerunzelter Stirn und immer noch verunsichert, antworte ich der unbekannten Nummer:
"Wer bist du?"
Es dauert nicht lange, da taucht die nächste Nachricht im Chat auf.
"Ich sag nur soviel: Du wärst froh nicht nur meine Nachrichten zu lesen, sondern auch meine Stimme hören zu können."
Ich atme ein. Es ist Zamir. Wieso bin ich überrascht? Das habe ich doch gestern schon vermutet. Er redet von der Nacht, wo ich ihm betrunken quasi gestanden habe, seine Stimme zu mögen. Aber woher hat er meine Nummer? Ich beiße auf meine Unterlippe. Teilweise, weil ich überlege, was ich ihm antworten soll. Aber eben auch nur teilweise.
"Du kannst ja reinkommen und mitfeiern.;)"
Ich zögere noch einen Moment, doch sende die Nachricht dann durch eine Kurzschlussreaktion ab. Mit angehaltenem Atem warte ich auf seine Antwort.
Doch statt einer Antwort, sehe ich wie die Türklinke runtergedrückt wurde. Ich habe keine Zeit mehr aufgeregt zu sein, geschweige denn noch einmal durchzuatmen, da steht Zamir schon im Raum."Na." sagt er kühl, schließt hinter sich die Tür und läuft cool zu mir. Dann lässt er sich neben mir auf der Couch nieder und ich habe immer noch kein Wort gesagt. Und ich habe auch immer noch nicht geatmet. Jetzt wird es aber Zeit, oder willst du ersticken? Ich versuche so unauffällig wie möglich aus- und wieder einzuatmen.
"Na." gebe ich dann gespielt gelassen zurück. Sein Blick fällt auf mein Notizbuch und ich klappe es zu und verstaue es in meiner Tasche.
"Wie ich sehe, bist du heute eher in selbstsicherer Stimmung." Dabei deutet er auf sein Handy.
Ich denke an die Nachricht, die ich ihm gerade geschrieben habe.
"Und das ganz ohne Alkohol." sage ich mit hochgezogener Augenbraue.
Er nickte mir anerkennend zu.
"Aber du auch." füge ich noch hinzu. "Sonst wärst du ja nicht hergekommen." necke ich ihn.Erst jetzt gucke ich ihn an. Ich fühle mich wirklich selbstsicher, sodass ich seinem Blick dieses Mal standhalten kann. Ich sehe im gedämmten Licht, wie seine braunen Augen auf mir liegen. Ich sehe seinen schon-mehr-als-drei-Tage-Bart und sein oben aufgeknöpftes Hemd. Doch bevor mein Blick dort hängen bleibt, wende ich ihn schnell ab und blicke wieder nach vorne.
"Was schreibst du da immer?"
Mit dieser Frage ändert er die Stimmung. Es geht ein Teil der aufgeregten Spannung weg, dafür entsteht eine Art intime Spannung.
"Ach nur so Zeugs." antworte ich ihm ausweichend. Als ich sehe, dass er nachhaken will, unterbreche ich ihn mit einer Gegenfrage.
"Woher hast du meine Nummer?" Ich gucke ihn wieder an. Er scheint zu überlegen, was er darauf antworten soll.
"Wer hat denn dein Handy für dich gerettet?" fragt er schmunzelnd und das atmen fällt mir zunehmend schwerer.
"Oh." gebe ich nur von mir. Warum ist mir das nicht direkt eingefallen?"Wie auch immer. Heute trinkst du nicht?" wechselt er - Gott sei Dank - das Thema.
"Nein. Die letzten Male ging es mir einfach zu schlecht."
Er lacht schnaubend. "Ja, das hätte ich dir sagen können."
"Ich glaube ich gehe nach Hause. Die Party ist echt lahm." gebe ich nach einer kurzen Stille zu. "Das stimmt. Das kennt man sonst von Rob's Partys gar nicht."
Ich zucke mit den Schultern und stehe auf. "Na dann. Ich gehe mal wieder ins Wohnheim." Bevor er etwas sagen kann, nehme ich mir meine Tasche und gehe aus dem Zimmer.
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Its time to let go
RomanceEndlich beginnt für Ella die aufregende Zeit des Studiums. Die Zeit, auf die sie sich freut, seitdem sie die unzähligen Romane liest, die typischerweise immer an amerikanischen Universitäten spielen. Aber auch seitdem sie es zu Hause nicht mehr aush...