Chapter 25 - ich will nicht zurück

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"Ich will nicht zurück in mein Zimmer." erklärt sie mir, als hätte ich das noch nicht geahnt.
"Okay." Ich nicke um ihr zu verstehen zu geben, dass ich für sie da bin und dass sie sich mir Nichts erklären muss.
Sie bleibt dort liegen und ich bemerke, dass der Schmerz in meiner Bauchhöhle mich nicht verlassen hat. Was bedeutet das? Was bedeutet es, dass ich mir solche Sorgen um sie mache?
Ein Gefühl der Angst steigt in mir auf, doch ich schlucke es runter. Ich realisiere was ich in diesem Moment am meistem brauche und gehe auf mein Schreibtisch zu. Aus dem obersten Fach nehme ich ein neues Notizbuch und halte es Ella hin. "Falls du willst." erkläre ich ihr und reiche ihr dann noch einen Stift. Dann nehme ich mir selbst mein Notizbuch und Stift und setze mich in angemessenem Abstand zu Ella aufs Bett. Ich beginne zu schreiben und nach einer kurzen Zeit sehe ich im Augenwinkel, dass auch Ella sich aufsetzt und anfängt in das Notizbuch zu kritzeln.

Ich schreibe:

Was fühle ich? Wieso fühle ich überhaupt so viel? Wieso nehme ich sie mit zur Party? Wieso habe ich das Bedürfnis sie zu beschützen? Wieso habe ich Angst? Wieso, wieso, wieso? So viele Fragen. Keine Antworten. Vermutlich will ich auf manche Fragen auch gar keine Antwort wissen. Vermutlich. So viel Ungewissheit. Aber eins ist gewiss: für mich ist sie nicht irgendjemand. Schon lange nicht mehr.

*Ellas POV*

Irgendwann raffe ich mich auf, weil ich weiß, dass es eine Sache gibt, die auf irgendeine Weise immer hilft und das ist Notizbucheinträge verfassen.

Ich schreibe:

Ich lebe zwischen zwei Welten. Zwischen dieser kaputten Welt aus der ich stamme. Die aus Tränen, Schmerz, Angst und Hilflosigkeit besteht. Und die Welt, in der ich versuche mich gerade einzurichten. Sie besteht aus Neuanfang, Geborgenheit und viel aus Zamir. Aber eins ist geblieben und das ist die Angst. Die Angst vor ihm und davor diese schöne neue Welt wieder verlassen zu müssen.

Irgendwann habe ich mich einfach hingelegt und bin eingeschlafen. Und irgendwann bin ich auch einfach wieder aufgewacht. Ein kleiner Teil von mir wünscht sich weiter in Selbstmitleid zu baden und tiefer in diese Trauer zu sinken, aber ich kann nicht leugnen, dass es mir zumindest ein bisschen besser geht, als ich gegen 9 Uhr in Zamirs Bett aufwache. Meine Stimmung wird kurz getrübt, als ich feststelle, dass Zamir nicht da ist, doch dann entdecke ich einen kleinen gelben Klebezettel auf seinem Kopfkissen.

"Ich bin beim Sport. Schreib mir wenn du aufwachst, ich komme direkt zurück."

An den Rand hat er noch eine kleine Blume gemalt und diese klitzekleine Zeichnung und die Tatsache, dass er mir lieber einen Zettel, als eine Nachricht geschrieben hat, versüßt mir den Morgen.

Ich schreibe ihm: "Ich bin jetzt wach. Mach aber ruhig weiter Sport. Ich lese einfach eines deiner Bücher wenn es in Ordnung ist."

Er antwortet: "Natürlich ist das in Ordnung."

*Zamirs POV*

Frisch geduscht, mit noch nassen Haaren gehe ich zurück zum Wohnheim. Irgendwie gefällt mir der Anblick von Ella auf meinem Bett mit einem Buch von mir in der Hand ein bisschen zu gut. Kaum habe ich meine Gedanken beim Sport ein bisschen ordnen können, sehe ich sie und alles kommt wieder durcheinander.
"Hi" begrüße ich sie und reiße sie damit aus der Buchwelt in die sie vertieft war.
Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen.
"Hi" antwortet sie ebenso sanft.
Unwillkürlich erwidere ich ihr Lächeln.
"Geht es dir besser?" Leider verliert sie mit dieser Frage ihr Lächeln.
"Ja. Schon." sie zögert. "Ich denke.." Ich schaue sie geduldig an. "Vielleicht können wir ja doch drüber reden." beendet sie ihren Gedanken.

Nachdem wir noch in der Mensa frühstücken waren, machen wir uns auf den Weg zu einem nahegelegenen Park. Während wir spazieren, fängt Ella schon an zu erzählen.

"Gestern ging es mir nicht gut wegen diesem Brief."

Its time to let goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt