Chapter 14 - Lernen mit Ablenkung III

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"Willst du schon wieder in die Bibliothek?" fragt mich Serena am nächsten Morgen aus müden Augen.
"Ja. Ich würde gerne was mit dir unternehmen, aber es muss sein. Ich möchte unbedingt eine gute Note haben."
"Na gut. Das verstehe ich. Dann viel Glück und vergiss nicht auch mal Pausen zu machen."

Serenas Ratschlag nehme ich mir gegen 11, nach 3 Stunden Arbeit zu Herzen und nehme meinen Blick vom Laptop, nur um dann aufs Handy zu schauen.
Ich sehe eine Nachricht von Serena:
"Wehe du machst keine Pausen!
PS: Ich gehe mit Blake in die Stadt. Nicht wundern, dass ich nicht da bin."
Ich antworte ihr:
"Alles klar.
Mache gerade 'ne Pause. Aber mehr als 10 Minuten kann ich mir nicht erlauben. Die Präsentation ist morgen."
Nur einen kurzen Moment später kommt ihre Antwort an:
"Vielleicht sollte ich Zamir auf dich hetzen. Mit ihm würdest du bestimmt gerne eine Pause machen ;)"

Ich verdrehe belustigt die Augen und lege mein Handy weg. Wie macht man eigentlich Pausen?
frage ich mich, da ich die letzten 60 Stunden nur geschlafen und gelernt habe. Und eventuell ein bisschen an Zamir gedacht habe. Ich laufe also wie üblich um den Tisch.
Nach einiger Zeit wird es mir zu langweilig, also setze ich mich wieder hin und arbeite weiter.

2 Stunden später leuchtet mein Handy wieder auf. Will sie schon wieder, dass ich eine Pause mache? Aber es ist gar keine Nachricht von Serena, sondern eine von Zamir.

"Kommst du zum Essen?"

"Hmm. Vielleicht warte ich lieber hier, bis mir jemand Burger vorbeibringt"

Als keine Antwort kommt und mir der Gedanke kommt, dass er das vielleicht ernstnehmen könnte, schicke ich schnell eine weitere Nachricht hinterher.

"War nur ein Spaß. Bin gleich in der Mensa."

Vom Weiten sehe ich Zamir am Eingang der Mensa an einer Wand lehnen. Augenblicklich ist dieses Gefühl in meinem Bauch wieder da.
"Gut, dass du das geschrieben hast, ich war mit einem Fuß schon im Burgerladen." begrüßt er mich zwinkernd. Das Gefühl in meinem Bauch verstärkt sich und verschlägt mir die Sprache. Was ist denn aufeinmal los?

***

Am Montag vormittag verlasse ich mit roten Wangen den Vorlesungssaal, in dem ich gerade meine Präsentation gehalten habe. Draußen angekommen lasse ich mich auf eine Bank fallen und freue mich, die erste Prüfung geschafft zu haben.

Nur wenige Minuten später habe ich eine Vorlesung bei Mrs. Pearl. Ich setze mich neben Zamir, der bereits an seinem Platz sitzt und ein ein zerknittertes Taschenbuch liest.
"Was liest du?"
"Lenk nicht ab. Wie war die Präsentation?"
"Gut."
"Gut?"
"Ja gut."
"Wie gut?"
"Sehr gut."
"Komm schon!" stöhnt er. "Sag endlich."
"Ich habe eine 1,0 bekommen"
"Das nennst du gut?" ruft er so laut, dass sich einige Köpfe zu uns umdrehen.
"Herzlichen Glückwunsch."
"Danke. Und was liest du da jetzt?" frage ich erneut.
Er muss grinsen und dreht dann sein Buch zu mir.

"Paris, ein Fest fürs Leben." lese ich den Titel laut vor.
"Kennst du das?" fragt er mich interessiert.
"Willst du mich beleidigen?"
Kurz guckt er verwirrt, dann kläre ich ihn auf: "Dürfte ich mich als Bücherwurm bezeichnen, wenn ich noch nicht alle Bücher von Hemingway gelesen habe?" Er lacht. Und ich lächele ihn an. Und ich versuche mit aller Kraft, das Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren.

"Hast du jetzt wieder ein bisschen Zeit?"
Jetzt gucke ich ihm verwirrt an. "Na nach deiner Präsentation. Oder hast du noch mehr Assignments?"
"Ich habe noch eine Hausarbeit abzugeben. Und du? Hast du eigentlich gar nichts zu tun?"
"Schön wär's. Ich machs mir nur leicht." sagt er mit einem stolzen Grinsen.
"Du musst mir bei Gelegenheit zeigen wie du das machst."
"Lieber nicht." erklärt er. "Dann hättest du vermutlich keine 1,0 bekommen." Er grinst mich an.

*Zamirs POV*

Sie scheint kurz mein Grinsen zu beobachten, bevor sie ihren Blick auf den Boden richtet. Ich meine wahrzunehmen, dass sich ihre Wangen röten. Ich balle eine Faust, um mich daran zu hindern ihre Wange zu berühren.
Reiß dich zusammen, Zamir ermahne ich mich selbst. Nicht nur, weil es völlig unangebracht wäre, sie anzufassen, sondern auch, weil ich vollkommen ausgeblendet habe, dass ich hier in einem Hörsaal sitze.
Ich schlage mein Buch also wieder auf und verschlage mich zurück in die Welt von Hemingway. Obwohl es vermutlich schlauer wäre, mich auf die Vorlesung zu konzentieren, aber von Ella kann mich in diesem Moment bei bestem Willen nur ein Buch ablenken. Wenn überhaupt.

Its time to let goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt