Chapter 13 - Lernen mit Ablenkung II

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Auch am nächsten Tag gehe ich in die Bibliothek. Dieses Mal gehe ich direkt nach dem Frühstück. Bevor ich meinen Laptop öffne, schreibe ich noch in mein Notizbuch:

"Heute vermisse ich es, zu vermissen. Ich habe keinen Ort, keine Personen, keine Erinnerungen, die ich vermissen kann. Ich würde so gerne vermissen."

Ich höre auf zu schreiben, obwohl das blöde Gefühl in meiner Brust noch nicht verschwunden ist. Aber ich muss mich konzentrieren. Ich muss jetzt an dieser Präsentation arbeiten.
Also öffne ich den Laptop und schließe ihn erst dann wieder, als es kurz vor 14 Uhr ist und ich mich erinnere, dass das Mittagessen bald zu Ende ist. Schnell packe ich alles in meinen Rucksack und mache mich auf den Weg in die Cafeteria.

Zum Glück kann ich noch eine Portion Gemüsegratin ergattern. Auch beim Essen öffne ich meinen Laptop und schreibe nebenbei weiter an meinen Notizen für die Präsentation. Nächstes Mal fange ich früher an.
Nach dem Essen gehe ich wieder in die Bibliothek, wo ich mich weiter an den Laptop setze. Dieses Mal arbeite ich bis 21 Uhr. Die Bibliothek hier hat die ganze Nacht auf, nur dass man nach 20 Uhr keine Bücher mehr ausleihen kann und kein Personal da ist.
Ich erhebe mich und gehe einige Schritte um den Tisch herum. Bis auf ein Mädchen, das am anderen Ende des Raumes sitzt, nehme ich an, alleine zu sein. Ich schätze, die anderen Studierenden verbringen ihren Samstag Abend lieber anders. Ich bin sogar ganz froh nicht auf einer Party zu sein. Aber so langsam habe ich auch genug vom Lernen.

Genau als ich das denke, blinkt mein Handy auf. Was für eine gelegene Ablenkung. Denke ich und hoffe, dass es keine Negative ist.

"Lernst du?" Hat Zamir mir geschrieben.

"Ja. Mir vergeht aber die Lust." Antworte ich ihm.

"Verstehe ich. Du hast ja heute Mittag schon gelernt. Beim Abendessen habe ich dich nicht mal gesehen."

Ein ungewohntes Gefühl breitet sich in mir aus. Ich antworte ihm:

"Um genau zu sein lerne ich schon seit heute früh. Nein, das Abendessen habe ich irgendwie verpasst."

Dann kommt keine Antwort mehr, sodass ich mein Handy nach einigen Minuten wieder weglege und mich mit aller Kraft auf den Laptop konzentriere.

Irgendwann höre ich ein Räuspern. Das war aber nicht die Stimme des Mädchens, denke ich mir und blicke trotzdem auf und sehe... Zamir. Zamir?
"Hey" erklingt seine tiefe Stimme und schon ist dieses Gefühl von eben wieder da. Was ist das?
"Hi." gebe ich schüchtern zurück und ermahne mich sofort selbst, selbstbewusster zu sein.
"Ich dachte du hast Hunger." sagt er und deutet auf eine braune Tüte in seiner Hand, die mir erst jetzt auffällt.
"Oh. Wow. Danke." sage ich überrascht. Dieses Gefühl in meinem Bauch will einfach nicht verschwinden. Und dann realisiere ich plötzlich, was das für ein Gefühl ist. Jemand kümmert sich
um mich. Ich bin jemandem mal nicht egal. Dieses Gefühl ist neu und fühlt sich gut an.
"Ella?" unterbricht Zamir meine Gedanken. Er hat wohl gemerkt, dass ich abwesend war.
"Hier. Ich habe Burger geholt. Ich habe einen vegetarischen und einen mit Fleisch geholt." Er lächelt mich an.
"Wow." bringe ich nur hervor. "Ich esse wirklich kein Fleisch." Ich bin noch immer überrascht. "Das ist so aufmerksam. Danke Zamir. Wirklich."

Zamir's POV

Das ist das erste Mal, dass sie meinen Namen sagt stelle ich fest und ich merke auch, dass ich es mag, wie sie ihn sagt.
"Genieß den Burger. Es ist nicht üblich, dass ich einem Mädchen ohne Hintergedanken Essen ausgebe." sage ich neckend.
"Hier können wir aber nicht essen." sagt sie und deutet auf ein Schild, dass Essen in der Bibliothek untersagt.
Also packt sie ihren Laptop und ihre Zettel ein und wir gehen nach unten, wo wir auf der Wiese auf einer Bank unsere Burger essen.

Nachdem wir gegessen und uns miteinander über die vergangene Woche unterhalten haben, bringe ich sie zu Ihren Wohnheimzimmer.
Wie gerne würde ich sie mit in mein Zimmer nehmen. Ich ziehe die Luft bei diesem Gedanken ein. Ella bemerkt es jedoch nicht. Sie ist viel zu müde. Kein Wunder, wenn man 10 Stunden gelernt hat.
"Danke nochmal. Gute Nacht." verabschiedet sie sich von mir.
"Gerne. Gute Nacht."

Its time to let goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt