*Ellas POV*
Am nächsten Morgen wache ich quasi mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf. Zamir hat mich um 3 Uhr noch rüber gebracht.
Mit dem Lächeln im Gesicht, krame ich mein Notizbuch hervor und kritzele rein:"Zamir und ich haben uns geküsst. Und ich musste ihm seine Strickjacke (noch) nicht zurückgeben. Ich hoffe ich sehe ihn bald wieder."
Als ich den zweiten Satz geschrieben habe, steigt ein kleines Gefühl der Angst in mir auf, das in sekundenschnelle größer wird und das Gefühl eines Kloßes in meiner Magenhöhle hinterlässt. Ich bin nicht gut genug.
Wieder fallen mir die Worte von meinem Vater ein und ich schlage mir den Gedanken daran, dass Zamir mich auch mögen könnte aus dem Kopf. Wieso sollte er auch?Zur Ablenkung gehe ich vormittags in die Bibliothek. Als ich nicht mehr rumsitzen und die Zeit Tod schlagen kann, schreibe ich kurzerhand Blake, ob er mit mir ins Fitnessstudio gehen will.
Keine 15 Minuten später treffen wir uns vor seinem Wohnheim und gehen gemeinsam zum Fitnessstudio.
"Julian wollte auch mit trainieren. Er wartet beim Fitnessstudio, wunder dich nicht." warnt mich Blake vor. Julian kannte ich ja schon von Freitag und er ist auch in einem meiner Kurse. Er war sehr nett, deshalb stört es mich keineswegs, wenn er dabei ist.Nachdem wir uns über 3 Stunden ausgepowert haben, gehen wir zu dritt aus dem Studio heraus und begegnen Zamir, der gerade reingehen will.
Die Angst überwiegt, weshalb ich entscheide ihn nicht zu begrüßen. Was mich jedoch sehr wundert, ist, dass er auch mich nicht begrüßt. Das versetzt mir einen Stich. Aber ich machs ja auch nicht besser.
"Hi Zamir." sagt dann Blake und auch Julian begrüßt ihn.
"Hi" erwidert Zamir, ohne auch nur einen von uns anzugucken und geht an uns vorbei.
Ich gucke Blake verwundert an.
"Manchmal hat er solche Tage." erklärt er.
Ich nicke als würde ich nachvollziehen können, was mir Blake erklärt, aber im inneren sprudeln meine Gedanken durcheinander, sodass ich mich gar nicht mehr richtig auf das Gespräch konzentrieren kann.
Warum? Ist die erste Frage die mir kommt. Obwohl, vielleicht ist es ja gar nicht wegen mir. Vielleicht ist etwas anderes passiert, dass er so drauf ist. Aber was wenn? Was wenn es wegen mir ist? Was habe ich denn falsch gemacht? Er hat doch mich geküsst, also habe ich doch gar nichts gemacht.
Ich schüttele meinen Kopf. Hör auf dir direkt so Gedanken zu machen. Vielleicht ist später alles wieder normal ermahne ich mich.Doch später wurde nicht alles wieder normal. Er hat mir am Abend nicht geschrieben. Ich habe ihm am Abend nicht geschrieben. Um genau zu sein, hat er mir die ganze nächste Woche nicht geschrieben. Und ich ihm auch nicht. Am 7. Tag schreibe ich in mein Notizbuch:
"Ist es doch meine Schuld? Hat mein Vater recht?Kann mich vielleicht einfach keiner leiden? Bin ich zu nervig? Nicht genug? Oder zu viel?"
Ich bin traurig beim Anblick meiner geschriebenen Worte. Beim Anblick dessen, dass mein Vater es schafft, mich sowas schreiben zu lassen. Nein, eigentlich bin ich wütend. Plötzlich wütend. Sehr wütend. Eigentlich auf meinen Vater. Aber irgendwie auch auf Zamir. Und da mein Vater nicht in erreichbarer Nähe ist, um meine Wut an ihm auszulassen, muss es jemand anderes ertragen.
Meine Wut hält solange an, bis ich drüben bei Zamirs Wohnheim angekommen bin und verlässt mich erst dann schlagartig, als dieser nach meinem Anklopfen die Zimmertür öffnet. Kurz fühle ich nichts, dann habe ich Angst. Wieso bin ich rübergekommen?
Dann räuspere ich. Nein. Schlimm genug, so von seinem Vater behandelt zu werden, da werde ich nicht noch anderen Männern die Chance geben, mir das Gefühl zu geben, wertlos zu sein. Doch dann fällt mir wieder ein, dass ich mich ja nicht anders als Zamir verhalten habe. Ich kann ihm ja schlecht vorwerfen, mich ignoriert zu haben, wenn ich ihn auch ignoriert habe.
Ich weiß nicht wieviel Zeit vergeht, während wir uns da so an der Türschwelle angucken und keiner von uns beiden etwas sagt. Doch schließlich breche ich das Schweigen.
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Its time to let go
RomansaEndlich beginnt für Ella die aufregende Zeit des Studiums. Die Zeit, auf die sie sich freut, seitdem sie die unzähligen Romane liest, die typischerweise immer an amerikanischen Universitäten spielen. Aber auch seitdem sie es zu Hause nicht mehr aush...