Chapter 39 - schön, dass ihr euch gefunden habt

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"Ich bin mit ihm aufgewachsen. Seit er klein ist, ist er ständig nur am Lesen." erklärt mir Amira, die heute ein hellblaues Tuch auf dem Kopf trägt.
"Hört er dir zu? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch, du musst ihm wirklich etwas bedeuten. Wie oft haben wir alle an ihm vorbeigeredet, weil er, selbst wenn er nicht gelesen hat, in der Welt der Bücher feststeckte."
Ich muss lächeln.
"Unsere Welt war nicht immer schön." fährt Amira fort. "Also bin ich ganz froh, dass Zamir einen Weg gefunden hat, ihr zu entfliehen." Mein Lächeln verblasst.
"Wir haben vorher in Marroko gewohnt." Bei der Information schnellt mein Blick kurz zu Zamir. Davon hat er mir nie erzählt.
"Das Land ist wunderschön, hat aber auch einige Traditionen, die nicht schön sind, vor allen Dingen in den Dörfern."
Zamir hatte erwähnt, dass er aus einem Dorf kommt.
"Du solltest mal wieder mitkommen." sagt Amira an Zamir gewandt. "Jiddah vermisst dich bestimmt."
Zamirs Blick wird weich. Ich streiche mit meinem Daumen über die Fläche seiner Hand, die meine umschließt.
"Jiddah heißt Oma. Unsere Oma war für alle ihre Enkel mehr wie eine Mama, als die eigentlichen Mütter, deshalb haben wir ein wirklich gutes Verhältnis zu ihr. Aber ich will dir nicht seine ganze Geschichte erzählen. Ihr sollt ja noch etwas übrig haben, für nächtliche Gespräche." sagt Amira und lächelt mich an. Sie ist wirklich wunderschön.
"Wohnst du hier Amira?" frage ich.
"Nicht direkt, aber auch nicht weit entfernt. Ich komme regelmäßig her um zu gucken, wie es meinem Lieblingscousin geht." Sie zwinkert. "Sag das nicht Yousef." Sie lacht. Ich gucke fragend zwischen Amira und Zamir hin und her.
"Yousef ist mein kleiner Bruder." erklärt mir Zamir und ich frage mich, was ich überhaupt über Zamir weiß.
"Ist er noch in Marokko?" frage ich nach und hoffe damit keine Grenze zu übertreten.
"Nein, er wohnt bei Amiras großen Schwester Malika. Sie wohnt in der Nähe von Amira."
"Wenn du willst, komme ich nächste Woche wieder her, Ella. Dann können wir was schönes unternehmen." schlägt Amira mir vor.
"Ja gerne. Vielleicht kann Zamir dir meine Nummer geben, dann können wir uns verabreden."
"So machen wir es. Es war wirklich schön mit euch, aber ich muss heute noch zur Arbeit. So ist das als Selbstständige." Sie verabschiedet sich von uns und umarmt zuerst Zamir und dann mich und flüstert mir ins Ohr: "Schön, dass ihr euch gefunden habt."

Zamir und ich machen uns auf den Weg zurück zu den Wohnheimen. Keiner von uns spricht, wir beide scheinen über das Gespräch nachzudenken.
"Amira ist Model." erklärt er mir dann irgendwann. "Das macht Sinn. Sie ist wirklich wunderschön." Ich erinnere mich an ihre Gesichtszüge.
"Möchtest du mit zu mir?" fragt Zamir, als wir uns den Wohnheimen nähern.
"Tut mir leid, das geht nicht. Ich mache heute Abend etwas mit Serena."

Der Abend mit Serena ist wirklich schön. Wir gehen Burger essen und als wir zurück im Zimmer sind, machen wir einen Beauty-Abend. Während wir eine Gesichtsmaske auftragen, erzähle ich ihr von den letzten Ereignissen mit Zamir und von dem Kennenlernen mit Amira.
"Wow, das klingt echt wie eine sehr schöne Liebesgeschichte. Als würdet ihr eure Bücher aufleben lassen." Bei dem Gedanken muss ich lächeln.
Wir liegen bis nachts wach in unseren Betten und reden über das Leben und alles was mit ihm kommt.
Sie erzählt mir auch von Blake und ihrem Kennenlernen, wobei ich quasi ihre Augen leuchten hören kann. Sie klingt wirklich verliebt und ich bin dankbar gemeinsam mit ihr so glücklich sein zu können.
Als ich ihr von der geplanten Kursfahrt erzähle, sagt sie: "Ich habe eine verrückte Idee. Wie wäre es wenn wir als Freundesgruppe auch eine Reise machen?" Sie klingt euphorisch und redet etwas zu laut dafür dass es bereits 1 Uhr ist.
"Vielleicht mit Blake, Zamir, Ruby und Em!"
Wir schmieden Pläne für solch eine Reise, bis wir irgendwann viel zu müde einschlafen.

Its time to let goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt