Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Und als die Zeit gekommen ist, treffen wir uns vor einem Unigebäude auf einer Bank. Da Samstag ist, ist der Campus zum Glück nicht sehr voll, sodass ich nach einer Begrüßung und unangenehmer Stille, anfangen kann zu erzählen.
"Vor drei Jahren war ich auf einer Party mit meiner Ex Julie. Es war eine meiner ersten Partys und da ich meine Grenzen nicht kannte, habe ich zu viel Alkohol getrunken. An dem Morgen hatten Julie und ich schon gestritten, weil ich eine Nachricht auf Ihrem Handy gesehen hatte. Sie war von so einem beschissenen Typen, aber sie hat mir versprochen, da wäre nichts. Und abends auf der Party war er auch und irgendwann habe ich sie zusammen gesehen. Ich weiß nicht mal genau bei was ich sie gesehen habe, weil ich ab einem bestimmten Punkt nur noch rot gesehen habe. Ich habe ihn geschlagen. Und bin mit ihr weggegangen. Und als wir weit genug entfernt waren, fingen wir wieder an zu streiten. Ich schrie sie an, weil sie mich betrogen hat. Sie schrie mich auch an und es fühlte sich an an wäre ich in einer Spirale aus Wut. Ich wurde immer wütender und konnte mich irgendwann überhaupt nicht mehr kontrollieren. Ich warf ihr diese ganzen Beleidigungen an den Kopf und als sie auch anfing mich zu beleidigen drehte ich durch. Und ich schlug auch sie."
Während ich beim erzählen die ganze Zeit auf den Boden geguckt habe, gucke ich bei den letzten Worten in Ellas Gesicht, doch ihr Ausdruck ändert sich kein bisschen. Nach einiger Zeit des Schweigens fragt Ella: "Was war mit ihr?"
"Sie kam ins Krankenhaus. Ich will dir die Details ersparen, aber zum Glück ging es ihr bald wieder gut." erkläre ich ihr.
"Und was war mit dir?"
"Ich bin zu Chris gegangen. Julie hat nicht gesagt wer es war und ich habe keine Anzeige und somit auch keine Strafe bekommen. Aber ich habe mich selbst bestraft. Ich tue es noch heute."
Ella guckt auch auf den Boden. Nur zwischendurch guckt sie mir ins Gesicht.
"Trinkst du deshalb kein Alkohol?" fragt sie in einem der Momente wo sie mich anguckt.
"Ja. Ich habe seit dem nicht getrunken. Ich habe zu große Angst, dass ich mich nicht unter Kontrolle habe."
Sie legt ihre Hand auf meine.
"Ich habe seitdem auch keine Gefühle zugelassen. Ich habe es mir nicht erlaubt in eine Beziehung zu gehen, weil die Chance dann höher stand, dass so etwas passiert." Vor den nächsten Worten zögere ich.
"Aber für dich habe ich Gefühle bekommen. Und als hätte das mir nicht schon genug Angst gemacht, habe ich dann von deiner Vergangenheit erfahren. Da wusste ich, ich muss mich fernhalten von dir. Ich kann dir nicht wehtun. Ich will dir nicht wehtun."
Sie guckt mich traurig an.
"Weißt du.." erzähle ich weiter. "Mein Vater war auch aggressiv. Er hat mich zwar nie geschlagen, bis auf einmal. Aber man musste in seiner Gegenwart immer Angst haben."
"Das tut mir leid." sagt Ella aufrichtig.
"Mit tut es leid. Ella. Ich habe so vieles falsch gemacht. Es tut mir leid dass ich dich alleine gelassen habe."
"Okay." sagt sie. "Ich nehme deine Entschuldigung an. Und wie willst du jetzt mit der Situation umgehen?"
"Ich versuche seit 3 Jahren mich zu verbessern. Und ich mache es auch weiter. Es ist einfach Zeit für mich loszulassen. Wenn du mir verzeihst, werde ich alles dafür geben, dich zu behandeln wie du es verdienst."
"Ich muss erstmal meine Gedanken sortieren. Bitte gib mir etwas Zeit."
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Its time to let go
RomanceEndlich beginnt für Ella die aufregende Zeit des Studiums. Die Zeit, auf die sie sich freut, seitdem sie die unzähligen Romane liest, die typischerweise immer an amerikanischen Universitäten spielen. Aber auch seitdem sie es zu Hause nicht mehr aush...