Chapter 23 - der Brief

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Am Freitagabend sitze ich starr auf meinem Schreibtischstuhl und starre den Briefumschlag an, der auf dem Tisch liegt.
Ich denke nichts. Ich starre nur in die linke obere Ecke auf den Absender. Auf den Namen den ich leider Gottes auch als meinen Nachnamen tragen muss. Ich starre und starre so lange bis mich ein Klopfen aus meiner Blase reißt. Ich blicke zur Tür. Mich überkommt ein Schauer, ich zucke zusammen und habe Angst vor dem, was vor der Tür ist. Wenn mich dieser Brief schon erreicht hat, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass dort vor der Tür--"
Es klopft erneut. Ich schlucke. Meine Augen zucken panisch umher. Wieso ist Serena nicht hier? Scheiße. Mir fällt nichts besseres ein, als Zamirs Nummer zu wählen.
"Kannst du herkommen?" frage ich atemlos als er den Anruf abnimmt.
"Ich bin doch schon da."
"Was?" frage ich völlig planlos.
"Bist du nicht zu Hause?"
"Doch." Ich verstehe gar nichts.
"Dann mach die Tür auf, ich bin hier."
Ich lege mein Handy auf dem Tisch ab und gehe mit zittrigen Beinen zur Tür.
Ich öffne sie und davor erwartet mich ein verwirrter Zamir.
Ich atme aus und lasse mich gegen seine Brust fallen. Er scheint nicht zu wissen, was hier vorgeht, aber nach einer Sekunde der Verwirrung legt er seine Hände auf meinen Rücken und hält mich fest. Ich nehme mir einen Moment, dort auf seiner Brust, um wieder zu Atem zu kommen.
"Was ist los?" fragt er als ich mich von ihm löse und zurück zum Bett taumele.
Ich fokussiere den Fußboden. Reiß dich zusammen, Ella. Lass ihn kein Teil von diesem Mist werden.
"Nichts. Ich.. weiß nicht. Es war aufeinmal.. ich weiß nicht, mir ging es aufeinmal komisch."
Er mustert mich nachdenklich. "Alles gut. Jetzt geht es mir wieder gut." Ich lächele, aber blicke weiterhin zum Boden.
Er lässt sich neben mir auf dem Bett nieder und mustert mich weiterhin besorgt.
"Wieso bist du gekommen?" ich zwinge mich ihn anzugucken und versuche ihm mein bestes Lächeln entgegenzubringen. Ich weiß schon bevor ich das versuche, dass er es mir nicht abkaufen wird. Aber Zamir scheint nicht zu wollen, dass ich mich unwohl fühle, sodass er das Thema vorerst fallen lässt.
"Ich bin gekommen, um dich zu fragen, ob du mit mir zu einer Party kommen willst. Aber wenn du möchtest, machen wir was anderes. Vielleicht ins Kino oder was essen? Oder ich lasse dich erstmal alleine."
"Nein." antworte ich etwas zu schnell, sodass seine Sorge wiederkehrt.
"Lass uns zur Party. Darauf habe ich Lust." Mein falsches Lächeln hat sich jetzt in meinem Gesicht verfestigt.
"Okay."
"Ich ziehe mich kurz um."
"Okay. Ich warte vor dem Wohnheim."

*Zamirs POV*

Zehn Minuten später stehe ich von der Treppenstufe, auf der ich gesessen habe auf und betrachte Ella. Sie trägt ein enges schwarzes Kleid, dass ihr ungefähr bis zur Mitte des Oberschenkels reicht und darunter trägt sie eine Strumpfhose. So schön sie auch gerade aussieht, was dort in ihrem Blick liegt hinterlässt einen leichten Schmerz in meinem Bauch. Ich greife nach ihrer Hand und hoffe ihr so ein etwas besseres Gefühl zu geben.
"Wohin gehen wir?" fragt sie als ich mit ihr Richtung Parkplatz schlendere.
"Zu meinem Auto."
"Ist die Party so weit weg?" fragt sie verwundert.
"Etwas. Circa 10 Minuten Fahrt."

Bei meinem Auto angekommen öffne ich ihr die Tür und lasse ihre Hand los, damit sie sich hineinsetzen kann. Wir reden kein Wort miteinander. Ich schätze sie ist nach wie vor in Gedanken. Als wir durch die Innenstadt fahren, sage ich mit dem Blick auf die Straße gerichtet:
"Wenn du doch nicht mehr hinmöchtest oder irgendwann heute Abend feststellst, dass du nach Hause möchtest, gib mir Bescheid."
"Okay."

Kurz darauf kommen wir bei dem Haus der Eltern von meinem Freund Chris an. Er öffnet die Tür und schaut anerkennend zwischen Ella und mir hin und her. "Zamir mit einer Frau. Welch seltener Anblick. Und dann auch noch mit so einer Schönheit." Ich verdrehe die Augen und er reicht Ella die Hand. Sie fühlt sich sichtlich geschmeichelt. Er hat ja recht. Ich komme fast nie mit Begleitung und dass Ella definitiv die Schönste von denen ist, die je mitkamen, kann ich auch nicht leugnen. Sie lächelt Chris an und stellt sich vor.
"Na dann kommt mal rein." sagt er und öffnet die Tür, um uns an ihm vorbeigehen zu lassen.

Its time to let goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt