*Ellas POV*
Am Abend sitze ich auf meinem Bett und schreibe in mein Notizbuch:
"Es war nicht leicht aber ich fühle mich jetzt etwas besser. Zamir ist die einzige Person, der ich es erzählt habe. Er ist vermutlich trotzdem nicht der einzige, der davon wusste. Eine zeitlang konnte er sich nicht einmal soweit zusammen reißen, dass man meine blauen Flecke oder Platzwunden nicht sehen würde. Ich bin dankbar dass Zamir mir zugehört hat und ich hätte es mir nie erträumen können, aber ich fühle mich tatsächlich ein wenig sicherer."
Mich mit meiner Vergangenheit so auseinanderzusetzen wie ich es heute getan habe, ist anstrengend gewesen. So anstrengend, dass ich noch vor 20 Uhr schlafen gehe.
Am nächsten Morgen schreibe ich Zamir dass ich gerne zur Post gehen will und den Brief zurücksenden will und ob er mich begleiten möchte.
Er antwortet mir leider nicht und um 12 Uhr frage ich Serena ob sie stattdessen mitkommen möchte. Vielleicht ist Zamir heute später zum Training gegangen oder er trainiert heute länger denke ich nach. Serena und ich schlendern zusammen zur Post. Auf dem Rückweg holt sie sich noch einen Kaffee im Café und wir setzen uns auf eine Bank. In diesem Moment, auf dem Campus, von grünem Gras umgeben, mit einer guten Freundin und mit Aussichten auf einen guten Freund bin ich hoffnungsvoll. Ein Gefühl was ich schon öfter an diesem Ort fühlen durfte. Ein Gefühl für das ich extrem dankbar bin.Auch am Abend hat mir Zamir noch nicht geantwortet. Vielleicht hat er sein Handy auch nicht geladen. Immer mehr Gründe fallen mir ein, weshalb er mir nicht antwortet. Wieso mache ich mir darüber überhaupt so viele Gedanken? Ärgere ich mich über mich selbst. Er wird schon noch antworten.
Doch das tut er nicht. Auch nicht bis ich schlafen gehe. Auch nicht bis zum nächsten Morgen als als aufwache. Ich sehe ihn ja gleich in der Vorlesung. Also alles gut.
Aber ich muss feststellen, dass auch das nicht passiert. Nach über 30 Minuten bin ich mir sicher, er würde nicht mehr kommen. Alles davor wäre für Zamir normal gewesen. Montag frühs pünktlich erscheinen passiert Zamir sehr selten. Wieso kommt er nicht zur Vorlesung? Ich hadere mit mir ob ich ihm noch eine Nachricht schreiben soll. Vielleicht ist er auch krank? Dieses Gedanken Machen macht mich verrückt.Ich schreibe ihm:
"Du bist ja gar nicht in der Vorlesung. Alles gut?"Nachdem ich 5 Minuten auf die Nachricht gestarrt habe, stelle ich verwundert fest, dass diese Nachricht im Gegensatz zur Nachricht von gestern morgen nur einen Haken bekommt.
Naja, vielleicht hat er ja wirklich keinen Akku.Die Hoffnung, dass das stimmt, gebe ich irgendwann zwischen Mittwoch und Donnerstag auf. Die Nachricht bekommt keinen zweiten Haken, ich keine Antwort. Ich habe ihm noch zwei-, dreimal geschrieben und einmal angerufen, aber keine Chance. Ich sehe ihn nicht in der Mensa und in keiner Veranstaltung. Dafür in meinen Träumen und noch viel mehr in meinen Gedanken.
Samstag Abend liege ich auf dem Bauch im Bett, mein Notizbuch vor mir, in dem Versuch meine Gedanken zu ordnen. Gerade als ich endlich mal ein paar Worte zu Papier gebracht habe, vibriert mein Handy. Ein Anruf, realisiere ich, als es mehrere Sekunden am Stück vibriert. Vielleicht ist es ja wirklich Zamir spricht die Hoffnung in mir. Vielleicht aber auch nicht sagt mir meine vernünftige Seite. Ich erlaube mir einen kurzen Blick nach links. Sofort bereue ich es. Ich lasse meinen Kopf ins Kopfkissen senken. Alle Beleidigungen der Vergangenheit, die ich mir von ihm anhören musste, hallen in meinem Kopf wieder. Alle Schmerzen, die mir dieser Mann zugefügt hat, spüre ich ein neues Mal. Die Angst, dass der Brief zurück zu ihm kam, er aber weiß, dass ich hier bin verstärkt sich.
Ich unterdrücke eine Mischung aus Schrei und Schluchzen und bin froh zu wissen, dass Serena gerade bei Blake ist.
Als die Wut abflacht und nur ein Gefühl von Verlorenheit zurückbleibt, drehe ich mich um. Ich starre an die Decke. Ich bin nicht wütend, nicht traurig, nicht mal wirklich enttäuscht. In diesem Moment fühle ich kein Gefühl das es gibt. In diesem Moment fühle ich nichts. Ich fühle Leere. Ich fühle mich wie eine Hülle.
Das Schlimmste daran ist, dass ich nicht das Bedürfnis spüre, diese Hülle zu füllen. Es fühlt sich an, als hätte ich verloren.Und ich bin einfach nur enttäuscht zu wissen, dass ich mich nicht bei Zamir melden kann.
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Its time to let go
RomanceEndlich beginnt für Ella die aufregende Zeit des Studiums. Die Zeit, auf die sie sich freut, seitdem sie die unzähligen Romane liest, die typischerweise immer an amerikanischen Universitäten spielen. Aber auch seitdem sie es zu Hause nicht mehr aush...