40.Kapitel: Der Traum

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Wenn Nina ehrlich war, dann war die erste Prüfung einfach nur grausam. Die darauf Folgenden genauso. Doch jetzt war das ihr Problem. Ihr Kopf konnte frei sein, naja, abgesehen von dem ganzen Schulzeug, aber sonst musste sie fast nicht mehr an Jan denken- fast. Es lief eigentlich ganz gut. Wenn sie ihn sah, ging sie ihm aus dem Weg. Vor und nach den Klausuren war sie sofort da und auch sofort wieder weg. Es hätte alles so gut werden können. Wenn da nicht dieser Traum wäre, den sie vor ein paar Tagen hatte.

„Hallo Schatz, ich bin wieder da!", rief eine tiefe Stimme und ließ Nina aufschrecken. Sie musste wohl auf diesem Sofa hier eingeschlafen sein, aber sie kannte dieses Sofa doch gar nicht! Sie sah sich um. Der Raum um sie herum war in warmen Tönen gehalten und war nicht in der Lage irgendwelche Details zu erkennen. Als sie an sich hinab sah, erkannte sie eine Decke, die über ihre Beine gelegt war. Aus Panik, weil sie das alles nicht kannte, sprang sie sofort auf und wirbelte in die Richtung aus der die Stimme kann. Augenblicklich kam ein Mann durch die Tür, die Nina fixiert hatte. Aber Moment einmal, war das nicht Jan? Oder eher eine erwachsene Version von ihm? Nina blinzelte einige Male, aber ihre Augen schienen sie nicht anzulügen. „Alles in Ordnung?", fragte der Mann, oder eher Jan und trat auf sie zu. Sie wollte zurückweichen, aber ihr Körper ließ das nicht zu. Sie sehnte sich nach Jan, das war ihr nur zu gut klar und die Tatsache, dass seine Stimme vorhin „Schatz" gesagt hatte und offensichtlich sie gemeint hatte, hatte in ihr Verlangen aufkochen lassen. Das Verlangen in endlich wieder küssen zu dürfen. „J-j-ja-a", versuchte sie zu antworten, doch so richtig gelang ihr dies nicht. Jans ältere Version legte seine Hände auf Ninas Schultern und fuhr behutsam hinauf zu ihren Wangen. Jede Stelle, die er berührte wurde von einem wunderbaren Kribbeln durchzogen. Langsam senkte er seinen Kopf und drückte Nina einen Kuss auf. In dem Moment, in dem seine Lippen ihre berührten schien die Zeit still zu stehen. Trotzdem löste sich Jan, wie sie fand, viel zu schnell wieder. „Papiii!", rief eine schrille Stimme und ein kleines Mädchen kam angerannt und nahm Jan in den Arm. Nina wusste gerade überhaupt nicht, was hier gerade los war. „Hallo, meine Kleine!  Wieso bist du denn noch so spät wach?", fragte Jan und sah das kleine Mädchen tadelnd an. „Ich konnte nicht schlafen und da hab' ich die Haustür gehört und bin sofort runter gerannt", sagte sie in ihren niedlich kindlichen Stimme. „Dann aber mal ab ins Bett mit dir", sagte Jan, hob das Mädchen hoch und lief mit ihr die Treppen hinauf. Sich die Haare raufend lies Nina sich auf dem Sofa nieder. Was war das hier? Was wurde hier gespielt? Nachdem sich die Verzweiflung gelegt hatte stand sie wieder auf, im gleichen Moment betrat Jan den Raum. „Wie war dein Tag?", fragte Nina direkt. Sie wusste zwar nicht wieso und was und wie das alles hier war, aber sie wollte es auskosten Jan wieder so nahe zu sein. „Anstrengend, die Jungs haben Mal wieder nur Mist gemacht", sagte er leicht lachend. „Die Jungs?", fragte Nina irritiert. „Na Andre und Cengiz... Ist wirklich alles in Ordnung? Ich hab' das Gefühl etwas stimmt nicht", sagte er besorgt und legte seine Hand auf ihre. Inzwischen hatten sich die Beiden an einen Tisch, der vermutlich der Esstisch war, gesetzt. „Ich bin gerade erst aufgewacht, also bin ich noch etwas durch den Wind und so", redete sie sich heraus. Ihr Gegenüber schien sich damit zufriedenzugeben und nickte stumm. „Es ist schwer für sie, dass wir in ein paar Monaten die letzten Videos drehen werden, aber sie versuchen es mit ihrem Humor zu überspielen", fing er an zu erzählen. Sie drehten also immer noch Videos. Eine Frage lag ihr auf der Zunge, aber sie traute sich nicht sie auszusprechen: Wieso hört ihr auf? Anscheinend waren sie in dieser Version ihrer Geschichte zusammengeblieben. Aber wie ging das? War Jan hier nicht nach Hamburg gezogen? Oder was war geschehen? „Ich verstehe immer noch nicht wieso ihr aufhört...", sagte sie mit einem Herz, das gerade rasend schnell am Pochen war. Wenn Jan jetzt etwas merken würde, wäre es aus. „Unser zweites Kind ist ja jetzt unterwegs und ich möchte mich jetzt voll und ganz auf unsere Familie konzentrieren. Du siehst ja, die Kleine bleibt abends spät auf, nur um ihren Vater zu sehen und wir haben auch nicht mehr wirklich Zeit für uns. Es ist einfach das Beste, ich dachte das würde auch in deinem Interesse sein?", antwortete er und sah Nina abwartend an. Sie verstand. „Doch klar, aber mir ist nicht wohl dabei, dass du deine Karriere, wegen dem einfach so beendest", erläuterte sie. Sie erlebte ein Déjà-vu.

Jans Mine wirkte etwas verhärtet. Er stand auf und lief hinüber zu Nina. Er hob ihr seine Hand hin. Verwirrt ergriff Nina diese und wurde sogleich von ihm hochgezogen. Seine warmen Arme drückten sie an ihn. Langsam und wie von alleine begannen sie zu tanzen. „Ich würde das niemals bereuen. Nie, nie, niemals", flüsterte er und tanzte weiter. Wie von Zauberhand ertönte eine Melodie. Es war ihr Lied. Das, welches Jan komponiert hatte. Das, welches ihre Geschichte schrieb. Immer wieder wiederholte sich das Wort „niemals" und es schien immer weiter zu verblassen.

Danach war Nina schweißgebadet aufgewacht. Dieser verdammte Traum hatte sie so sehr aus der Bahn geworfen. Und sie war in der Lage sich an jedes noch so kleine Detail daraus zu erinnern. Dabei war sie ein Mensch, der massive Probleme damit hatte sich an Träume zu erinnern. Diese Idylle in diesem Traum war so absurd, aber irgendwie hatte es sich möglich angefühlt. In ihr kam der Wunsch auf ihre Zukunft mit Jan zu verbringen. Auch wenn es sich in gewisser Weise krank anhörte, so wusste Nina, dass Jan der eine war. Der eine, den es so nie wieder geben wird. 


Dieses Mal nur ein kleines Update, weil ich mega im Stress bin.

Einen schönen Sonntag euch noch!

Alte ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt