5.Kapitel: Das Gespräch

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„Jan?", fragte Nina. Als er aufschaute, sahen seine funkelnden Augen direkt in ihre. Er erinnerte sich! Es war Nina! Das wusste er! Sie allerdings nicht und war deswegen immer noch unsicher. „Ehm...", setzte Nina an, wusste allerdings nicht recht, was sie sagen sollte. Wie fängt man auch ein solches Gespräch an?

„Nina?", fragte er. Seine Stimme war rau und doch sanft, eine wunderbare Mischung. Ihre Augen funkelten freudig. Die größten Zweifel, die sie hatte, fielen von ihr ab. Etwas unsicher umarmte sie ihn. Es war eine sehr zögerliche Umarmung, die Jan nur zu gerne erwiderte. Mit der Zeit tauten sie auf und umschlossen sich immer fester. Nina wollte ihn nicht mehr loslassen. Sie hatte ihn zurück gewonnen und wollte ihn nie mehr loslassen. Der süßliche Duft seines Deos stieg ihr in die Nase. Nie wieder wollte sie ihn missen!

Langsam und auch etwas widerwillig lösten sie sich. Auch wenn fast kein Wortwechsel stattgefunden hatte, fühlte sie sich ihm verbunden, wie noch nie. Ein Gefühl der Geborgenheit umhüllte Nina.

„Wieso b-bist du hier?", fragte er. „Nicht dass es schlimm wäre, aber wieso?", fügte er noch schnell hinzu. „Kann ich dir das ein andermal erzählen? Das ist wirklich eine lange Geschichte."- „Klar, wie wär's mit heute Mittag? Bei mir?", bot er an. In diesem Augenblick machte ihr Herz Sprünge und schlug etwa dreimal so schnell wie sonst, sodass sie Angst hatte, dass ihr Herz gleich aus der Brust springen könnte. Er grinste sie an, seine Zähne waren unglaublich weiß und perfekt angeordnet. Sein Grinsen steckte Nina an. „Gerne", sagte sie leise.

Dieser wunderbare Augenblick ging schnell zu Ende, als dieses Mädchen, das übrigens Michelle hieß, hergedackelt kam und Jan am Arm wegzog. Bevor er endgültig weggezogen wurde warf er Nina noch einen entschuldigenden Blick zu. Nun stand sie alleine da. Sie war aber noch wie in Trance.

War das gerade wirklich passiert? Sie wurde aus ihrer „Trance" gerissen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Schlagartig drehte sie sich zu der Peson hin. „Hast du mit Jan geredet? Oh mein Gott! Wie ist es gelaufen?", quietschte sie. Es war Selma. Manchmal kannte sie Nina besser, als Nina sich selbst kannte.

„Eigentlich ganz gut, aber sag' mal, was hat Jan mit diesem Mädel am Hut?", fragte sie etwas betrübt. Sie war sich gar nicht sicher, ob sie Antwort überhaupt hören wollte.

„Das weiß keiner so genau. Sie hängt die ganze Zeit bei ihm ab und jeder merkt, dass sie auf ihn steht, aber mehr weiß niemand", erklärte sie, gegen Ende etwas lachend.

Nina zuckte mit den Schultern, als ob es ihr egal wäre, aber das war es nicht. Von Außen hin wirkte sie vielleicht gelassen, aber in ihrem Innern ließ ihr das keine Ruhe. Als es wieder zum Unterricht klingelte und dieser begann, versuchte sie sich zu konzentrieren, um ihren schulischen Ansprüchen gerecht zu werden.

Nach Schulschluss wollte Nina so schnell wie möglich nach Hause. Als sie dem schließlich nachkam, wurde sie freudig von ihrer Mutter begrüßt. Nachdem sie zu Mittag gegessen hatten wurde Nina langsam unruhig. Mit Jan hatte sie heute Nachmittag ausgemacht. Eine genaue Uhrzeit hatte er allerdings nicht genannt. Nina beschloss einfach loszugehen. Jan wohnte ja nicht weit von Nina entfernt.

Vor seinem Haus bekam sie doch ein wenig Bammel. Schließlich überwand sie sich doch zu klingeln, Brigitte, Jans Mutter, öffnete die Tür und lächelte ihr entgegen. „Hallo Nina, was hat dich denn hier her verschlagen?"- „Ich wollte eigentlich zu Jan, ist der denn da?", fragte sie Jan Mutter. Diese deutete ihr die Treppe hinaufzugehen. Jans Zimmer lag hinter der dritten Tür auf der rechten Seite. Etwas zögerlich klopfte sie. „Ja!", rief Jan. Ihre Hand drückte die Türklinke herunter und sie betrat den Raum. Jan saß auf seinem Bett und las ein Comic-Heft, welches er daraufhin auch zur Seite legt und sich Nina widmete. „Oh, Hey, du bist's", lächelte er.

Sie nahmen nebeneinander platz auf dem Bett. Sie erzählte ihm die ganze Geschichte. Wie ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte. Wie sie ihre Mutter schluchzend in der Küche vorfand. Einfach alles. Er hörte ihr aufmerksam zu und nickte hin und wieder verstehend. Er überlegte was sein würde, wenn sein Vater das machen würde. Obwohl er seinen Vater gut genug kannte und somit wusste, dass er so etwas nie machen würde, konnte er es doch nachvollziehen. Nina meinte ja auch ihren Vater zu kennen und dann geschah das ganze.

„Das tut mir leid", sagte er, als sie die Erzählung beendete. Das kurze Schweigen wurde von Nina unterbrochen: „Und, wie ist es dir so ergangen?", fragte sie. „Ach, nur das Übliche. Andre, Cengiz und ich haben einen YouTube Kanal eröffnet und schon 2.000 Abonnenten", berichtete er stolz. Eigentlich wollte Nina darauf hinaus, ob er jetzt etwas mit dieser Michelle hatte nicht. Vorsichtig sprach sie ihn darauf an. Jan hatte nicht mit dieser Frage gerechnet. Und so wie Jungs in diesem Alter ticken, musste er erstmal den Dicken raushängen lassen und erzählte, dass er schon seit einem Monat mit ihr war. Als er ihr dies offenbarte wurde ihr auf einmal übel. Das alles versetzte ihr einen mächtigen Stich in ihrem Herzen. "I-Ich geh jetzt besser. Ich muss noch meiner Mutter beim Kochen helfen", suchte sie einen Vorwand um früher zu gehen. Sie stürmte fast aus dem Zimmer und kurz später auch aus dem Haus. Es war doch alles so gut. Und jetzt? Jetzt war er mit dieser Michelle zusammen. Die Tränen liefen ihr ungehalten über die Wangen, während sie zu ihrem Haus lief...

Hey-ho hier ein neues Kapitel :) Dieses Kapitel widme ich der lieben Carla (elfenAuge)! <3 Weil du einfach so ein mega-toller-lieber-netter-awesomer Mensch bist! :3

Noch meeeeehr Liebe an dich, du Nachtelfe! :D ;**

Und einen wunderschönen 2.Weihnachtastag an alle! <3

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