33.Kapitel: Komisch

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„Wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte Nina in wirklich verzweifeltem Tonfall. Man sah ihr deutlich an, dass ihr das alles sehr zu schaffen machte. „Ich halte es für das Beste, wenn wir einfach weitermachen, wie vorher, als ob das alles hier niemals passiert wäre“, antwortete er. Ja, das was er sagte klang sinnvoll. Nina atmete erleichtert auf. Auch wenn es die Sache nicht besser machte, fiel es ihr um einiges leichter damit irgendwie klarzukommen. „Ja, das wird wohl das Beste sein“, murmelte sie vor sich hin und trank weiter von ihrem Kaffee. Aber ihr wollte Jan einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Es ging einfach nicht. Und mit jedem Mal, mit dem er durch ihren Kopf spukte, schien ihr schlechtes Gewissen immer mehr zu wachsen. „Wo warst du überhaupt?“, fragte Andre nach wirklich sehr lang anhaltendem Schweigen. Nina schenkte ihm einen verwirrten Blick, da sie nicht verstand, worauf er hinaus wollte. Sein Kopf nickte nur ein wenig nach rechts, wo ein schwarzer Koffer. Schwarzer Koffer? Sollte sie nicht eigentlich noch, bis heute in Frankfurt bleiben? Da kam ihr alles wieder in den Kopf, jedes einzelne Wort, das ihr Mareike an den Kopf geworfen hatte. Sie musste schlucken. „Mareike hat mich nach Hause geekelt“, erwiderte Nina leise. Nun war er an der Reihe, ihr einen verwirrten Blick zu schenken. So erzählte sie ihm, was die Freundin ihres Vaters ihr vorgeworfen hatte. Andre schnaubte nur verächtlich. „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Aber was diese Mareike da gesagt hat, war übertrieben und absoluter Quatsch!“

Nina musste lächeln. Es tat gut, was Andre sagte. Er war eben ein guter Freund. Und der beste Freund von Jan, mit dem du zudem noch geschlafen hast! Dieser Satz gab ihr den Rest. Wieso spuckte ihr Unterbewusstsein auch immer nur solche Dinge aus? Wieso konnte ihre innere Stimme ihr nicht recht geben oder wenigstens helfen? Aber Andre hatte jetzt wohl seinen Ruf weg. Nina würde ihn immer mit dem Geschehenen assoziieren.

„Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Nina neugierig, da sie erkennen konnte, dass die Sonne schon recht hoch stand. „Halb eins“, sagte er knapp, als er auf seine Armbanduhr geschaut hatte. „Ich sollte dann besser mal gehen“, sagte sie leise. „Und danke für den Kaffee“, lächelte sie, als sie aufstand. „Kriegst du das mit dem Koffer hin, oder soll ich dich helfen?“, bot er seine Hilfe an. Sollte sie annehmen? Na ja, die Sache zwischen ihnen konnte ja nicht noch komischer werden, als sie sowieso schon war. „Danke, das wäre sehr nett.“

Ihr war bewusst, dass sie jeden Moment Jan über den Weg laufen könnten, aber sie war felsenfest davon überzeugt, dass er die Außenwelt mied. Das würde sie selbst ja auch tun, wenn sie nicht gerade dazu genötigt worden wäre, das Wochenende bei ihrem Vater zu verbringen. Aber eigentlich sollte nichts daran verboten sein mit Andre herumzulaufen. Schließlich war sie ja auch mit ihm befreundet. Sie mochte ihn wirklich sehr, zumal er eben sehr viel, was sie durchmachte verstand, da seine Familienverhältnisse auch ziemlich kompliziert waren, aber mehr als Freundschaft wird da nie sein, dessen war sie sich sicher! Nichts desto trotz wollte sie ihn auch als Freund nicht verlieren, da er ihr dafür schon zu wichtig geworden war. Aber auch er würde, mit Jan zusammen, nach Hamburg ziehen und dann würde sie keinen von beiden jemals wieder sehen, höchstens wenn sie mal ihre Familie besuchten, aber das reichte trotz allem nicht aus.

„Das zwischen uns wird niemals aufhören komisch zu sein, oder?“, fragte Nina ein wenig belustigt, als sie gerade ein paar Blöcke von Andres Wohnung weit gelaufen waren. „Ja, wahrscheinlich wird das niemals enden“, seufzte Andre.

Ihr beide redet, als ob ihr jahrelang versucht hättet es zu verdrängen. Macht euch mal nicht ins Hemd, das wird schon. Ihr könnt noch nichts erwarten. Es ist gerade einmal wenige Stunde vorüber! Da könnt ihr doch nicht auf irgendein spontanes Wunder hoffen!

Wieder hatte sich Ninas innere Stimme eingemischt. Dieses Mal, aber musste sie ihr voll und ganz recht geben. Das Gespräch, was sie mit Andre führte, war so dumm, in Anbetracht der Umstände. „Es ist ja erst ein paar Stunden her, da können wir auch nicht auf ein spontanes Wunder hoffen, das es weniger komisch macht“, wiederholte sie die Worte ihres Inneren. „Ja, stimmt auch wieder.“

Den Rest des Weges schwiegen sie, bis sie schlussendlich vor Ninas Haus ankamen. „Dankeschön“, bedankte sich Nina höflich und nahm Andre den Koffer ab, den er den kompletten Weg über getragen hatte. „Kein Problem“, lächelte er und verabschiedete sich mit einem leichten Winken von Nina, die ihm auch ein leises, halb vor sich hin gemurmeltes „Tschüss“ schenkte.

Nachdem sie ihren Schlüssel herausgekramt hatte, schloss sie die Haustür auf und betrat das Haus. „Nina?“, rief die Stimme ihrer Großmutter, was Nina ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.

Hallo Leute! Sorry, dass das Kapitel jetzt erst kommt, seid ihr überhaupt noch wach? :D In den Ferien doch allemal. :3 Wie dem auch sei, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen auch wenn es recht kurz ist. ^-^

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