36.Kapitel: Schicksal

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Hatte Jan das Recht sauer auf irgendjemanden zu sein? Er war nicht mehr mit Nina zusammen, sie hatte dem allen ein Ende gesetzt. Und doch liebte er sie aus tiefstem Herzen. Es tat ihm weh zu wissen, dass sich Nina darauf eingelassen hatte, aber hatte sie das getan, weil sie verzweifelt war? So viele Fragen schossen ihm in den Kopf. Aber letzten Endes, konnte er doch niemandem die Schuld zuschreiben. Niemand war schuld. Jan spürte wie er begann zu weinen. Wie konnte so etwas nur passieren? Wie konnte er das zulassen? Und wieso gab es niemanden den er hassen konnte? Es wäre so viel leichter, wenn er Nina einfach hassen könnte. Aber das ging nicht. Niemals könnte er sie hassen. Zudem kam es ihm so komisch vor. Als ob es gar nicht Nina gewesen wäre, eine Verwechslung oder etwas dergleichen, aber doch nicht Nina. Das passte nicht zu ihr, nein, keineswegs. Er ließ sich in sein Bett sinken und bedeckte sein mit Tränen überströmtes Gesicht unter seinen Handflächen, die er sich ins Gesicht drückte.

[Flashback Ende]

Nina starrte Andre mit offenem Mund an. Er hatte Jan alles erzählt. Jan wusste also bescheid.

Schlimmer hätte es gar nicht ausgehen können, immerhin konnte sie ihm nun nicht einmal mehr unter die Augen treten. „Was?“, presste Nina ungläubig hervor. Sie biss sich auf die Unterlippe um die aufkommen Tränen und Schluchzer zu unterbinden. Sie konnte nicht hier vor allen Leuten einfach losheulen. „Er hat es verdient, Nina“, sagte Andre in gesenkter Lautstärke. Ja, er hatte es verdient. Aber in dem Wissen, dass Jan das alles wusste, wurden das schlechte Gewissen immer größer. „Entschuldige, aber ich muss jetzt gehen“, sagte Nina und wandte sich ab. Sie lief schnell, nein, sie rannte so schnell, sie ihre Beine trugen. Weg von hier!

Es wurde alles immer mehr. Die Probleme, Nina ritt sich immer weiter hinein. Und es fraß sie von innen auf. All das ließ sie sich unglaublich schlecht fühlen. Sie wollte Jan niemals verletzen! Das war das letzte, was sie erreichen wollte. Aber nun hatte sie es geschafft. Sie hatte es zu Stande gebracht, den Menschen, den sie so sehr liebte, so sehr in den Abgrund zu stoßen. Ihr war nicht einmal mehr klar, ob es ihr, oder ihm schlechter ging. Sicher war aber, dass das was sie getan hatte beide unglücklich machte.

„Scheiße“, flüstere sie während sie immer weiter rannte. Normalerweise hätte sie ihren Heimweg mit dem Bus angetreten, so aber, in dieser Verfassung, wäre das, das letzte, was ihr in den Sinn kommen würde. Sie lief immer weiter, bis sie in eine sehr abgelegene Gegend kam. Doch sie kannte diesen Ort, wie ihre Westentasche, auch wenn sie „nur“ vierzehn Jahre ihres Lebens hier verbracht hatte. Hier in der Nähe musste der Fluss sein, obwohl, als Fluss könnte man es nicht bezeichnen, da es nicht mehr als ein Bach war. Es gab eine kleine Brücke, an der sie als sie jünger war oft mit Freunden zusammen gespielt hatte. Sie folgte dem Pfad an einer riesigen Wiese vorbei auf direktem Weg zu der Brücke. Ihr war nicht bewusst, was sie gerade dorthin zog, aber sie schob es einfach darauf, dass sie sowieso schon in der Gegend war. Nur stellte sie sich dabei nicht die Frage, wieso sie schon vorher gerade hier in diese Gegend gelaufen war. Es musste Schicksal sein, sofern es so etwas gab. Denn das mochte sie bezweifeln, da es Lebenslagen gab in denen man so leicht auf etwas wie Schicksal scheißen konnte. In anderen jedoch so sehnlichst hoffte, dass eben etwas wie Schicksal wirklich existiert.

Stur geradeaus lief sie in die Richtung in der die Brücke lag. Es war als würde das Bedürfnis hier her zukommen immer größer werden. Der eiskalte Wind, der ihr entgegen brauste ließ sie stark frieren und wirbelte ihr Haare in alle Himmelsrichtungen, aber all das machte ihr scheinbar nichts aus. Zu stark war der Wille endlich an den Platz ihrer Kindheit zu gelangen.

Schon von weitem erkannte sie den ihr nur zu gut bekannten Übergang. Doch je näher sie kam, desto deutlicher erkannte sie, dass die einst so schöne Brücke nun nur noch ein marodes Holzkonstrukt. Sie war sich nicht einmal sicher ob, diese Brücke es aushalten würde, wenn Nina darauf stehen würde. Als wäre ihr gesunder Menschenverstand einfach aus, begab sie sich in die leichtsinnige Situation, in der sie vorsichtig einen Fuß auf das marode Holz setzte. Auch wenn sie noch so vorsichtig war, diese Situation war gefährlich. Und das Schlimme war, das ihr das bewusst war. Aber es machte ihr nichts aus.

Wenn die Brücke nachgeben würde, dann war das wohl ihr Schicksal… Schicksal? Dieses Wort, dessen Existenz sich Nina immer noch keineswegs erklären konnte. Aber sie wusste in diesem Moment eines, und zwar, dass sie sich ziemlich sicher war, dass es etwas gab, das ihre Zukunft schon im Vorneherein bestimmt; das, was andere Schicksal nennen. Ihr wäre es egal gewesen, wenn die Brücke nachgegeben hätte und sie in den Bach gefallen wäre. Auch, dass das Wasser reißend schnell strömte und es mit größter Wahrscheinlichkeit eiskalt war, machten ihr keine Angst. Wenn sie erfrieren würde, oder wenn sie ertrinken würde, dann wäre das ihr Schicksal!

Ihre Wangen schmerzten höllisch. Die Tränen die stetig darüber liefen und der Wind der ihr immer noch frontal entgegen blies, ließen ihre Haut gefühlt erfrieren. Und doch konnte sie einfach nicht aufhören. Es war alles viel zu viel. Ihr wuchs alles über den Kopf, einfach alles. Sie fühlte sich emotional so zerstört, als wäre das alles in ihr nur ein Haufen voller Trümmer, die immer weiter einstürzten.

„Spinnst du?“, rief eine Stimme und riss sie aus ihren Gedanken. Bevor sie richtig denken konnte, wurde sie nicht gerade sanft von der Brücke gezogen. Große Hände umfassten ihre Schultern und grüne Augen funkelten sie besorgt an. Nina musste kein einziges Wort über die Lippen bringen, dass Andre verstand und sie einfach nur in den Arm nahm. Vor Schock hatte sie sogar für einige Zeit aufgehört zu weinen, das war nun dahin, da sie sich jetzt die Seele aus dem Leib weinte. „Es hätte jederzeit alles unter dir einkrachen können“, sagte er immer noch besorgt.

Sie hätte sich so sehr gewünscht, dass es Jan gewesen wäre, der ihr hinterhergelaufen ist. Und der sie jetzt in seinem Arm hält und ihr Trost spendet. Auch wenn er keinerlei Grund dazu gehabt hätte. Aber trotz ihrem Wunschdenken, war sie Andre unendlich dankbar, dass er sie davor bewahrt hat eine Dummheit zu begehen; wobei sie sich immer noch nicht sicher war, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn die Brücke gebrochen wäre.

Hallo! 

Zuerst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich nichts von mir beziehungsweise von der Story hab' hören lassen. Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich mich zu oft entschuldige, aber ihr sollt wissen, dass mir das wirklich Leid tut.

Der Grund dafür ist, neben dem Stress, den ich momentan habe, jedoch, dass ich zurzeit an einigen Projekten arbeite. Es werden also demnächst neue Storys auf euch zukommen! ^-^

Einen schönen Abend und eine Gute Nacht wünsche ich euch noch! <3

Alte ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt