„Anwaltskanzlei Krüger, was kann ich für sie tun?“, erklang eine ziemlich eingebildet klingende Stimme aus dem Hörer. Eigentlich hatte Nina vor ihren Vater privat anzurufen, der reagierte jedoch nicht, also musste sie wohl oder übel in seiner Firma anrufen, bevor sie der Mut verlassen würde. Ohne groß nachdenken zu müssen, wusste sie, dass die Person, die gerade zu ihr sprach, die Affäre ihres Vaters war. „Hier spricht Nina Krüger, stellen sie mich bitte zu meinem Vater durch“, Nina versuchte die Gefühle, die sie in diesem Moment verspürte zu unterdrücken. Es waren einfach viel zu viele, Trauer, Genervtheit und auch ein wenig Angst. „Selbstverständlich“, die Stimme der Sekretärin klang so furchtbar aufgesetzt. Wie konnte ihr Vater nur etwas mit so einem Menschen haben?
„Anwaltskanzlei Krüger, Krüger am Apparat“, erkannte sie die Stimme ihres Vaters. Dafür, dass sein Leben gerade voller Turbulenzen war, klang er ziemlich heiter. So ein Verräter, schoss es Nina durch den Kopf. „Hi Papa, Mama hat gesagt du hast angerufen“, sie versuchte ihre Stimme so emotionslos wie nur irgend möglich klingen zu lassen. „Ach, hallo, Nina Schätzchen!“ Nina widerte es an, dass er nach all dem immer noch so tat, als würde nichts zwischen ihnen stehen. „Ich hatte angerufen, um dich übers Wochenende hier nach Frankfurt einzuladen“, ertönte seine Stimme in derselben Heiterkeit, wie schon zu Anfang des Gesprächs. Ninas Mund stand eine Weile lang einwach nur offen. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Sie musste zusagen, sie musste. Sonst würde er es einklagen. „Okay“, stimmte sie mit kalter Stimme zu. „Gut, gut. Dann erwarten wir dich Freitagabend um fünf in unserer alten Wohnung.“ Wir? Hatte Nina sich verhört oder hatte er tatsächlich wir gesagt? Sie hatte keine Zeit sich weiter Gedanken darüber zu machen, sie musste sich mental auf dieses Wochenende Vorbereiten. Wieder entwich ihren Lippen nur ein „Okay“. „Super, ich freu’ mich, bis dann!“ Toll, ich mich nicht, dachte Nina. Sie machte es wütend, dass er das alles so heiter nahm. „Ja, tschüss“, verabschiedete sie sich und drückte sofort auf den roten Hörer. Sofort fragte sie sich, ob es richtig war, aber das wird es schon sein. Schließlich hatte sie ja eigentlich nichts zu verlieren und vielleicht würde es ihr sogar gut tun mal von hier wegzukommen. Wo sie schon mal das Telefon in Händen hielt, konnte sie ja Selma anrufen und sich erkundigen, wie die ganze Sache mit Julian denn letzten Endes ausgegangen ist. Ehe sie diesen Gedanken zu Ende gedachte hatte, war die Nummer auch schon gewählt und ein regelmäßiges Tuten ertönte aus dem Hörer. Zuerst meldete sich Selmas Mutter, diese übergab dann aber auf Nachfrage von Nina das Telefon ihrer Tochter. „Nina?“, fragte Selma ins Telefon. „Äh, ja, hi“, meldete sich nun auch Nina. Natürlich merkte Selma sofort, dass mit ihrer besten Freundin etwas ganz und gar nicht Stimmte. „Was ist los? Oder was ist passiert?“, Selmas stimme klang besorgt. Sie machte sich wirklich Sorgen um Nina, da sie wusste, dass Nina ein sehr sensibler Mensch war, den man ziemlich leicht aus der Fassung bringen konnte. Umso besorgter war sie, als sie die Verzweiflung aus Ninas Stimme hörte. „Also“, begann sie und erzählte die ganze Geschichte, genauso wie sie es zuvor bei ihrer Mutter getan hat. Darauf versuchte sie, so eine gute Freundin wie sie war, natürlich sofort Nina aufzubauen, sprach ihr, ähnlich wie ihre Mutter, aufmunternde Worte zu. „Aber ich würd’ gern über ein bisschen was anderes reden. Schließlich haben wir in letzter Zeit viel zu viel über mich und meine Probleme geredet. Was ist bei dir gerade so los?“ Selma musste wegen Ninas Rücksichtnahme sofort lächeln, wurde daraufhin aber sofort rot. „Ja, also ich hatte mich ja am Samstag mit Julian geredet und jaa“, druckste sie herum. Nina musste schmunzeln. So kannte sie Selma. „Später haben wir uns dann geküsst“, wurde sie immer leiser. „Aww“, stieß sie begeistert aus. Sie freute sich wahrhaftig für ihre Freundin. „Das ist doch toll!“, rief sie schon fast. So redeten sie schier endlos lange. Bis dann schließlich Ninas Mutter kam und ankündigte, dass es Essen gab. Daraufhin verabschiedete sie sich mit einem Lächeln von Selma und trat mit ihrer Mutter ins Esszimmer, wo ihre Großeltern schon warteten. „Geht’s dir besser?“, flüsterte ihre Mutter zu, was Nina nur mit einem Nicken bejahte und sich dann an den Tisch setzte.
Obwohl sie das ganze mit Jan so sehr wehtat, schaffte sie es doch zu lächeln. Das ging das alles zwar viel zu schnell, aber der Beistand, den sie von ihrer Mutter und von Selma zu spüren bekam, hatte ihr Trost geschenkt. Der Schmerz war zwar noch nicht geschwunden, aber andere Gefühle hatten es geschafft sie davon abzulenken und hatten ihr ein ehrliches Lächeln geschenkt.
So, ich melde mich hier auch mal wieder mit einem kleinen abendlichen Update bei 'Alte Erinnerungen'. Wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat, auch wenn es zugegeben ziemlich kurz ist. :3
Und noch eine kleine Info am Rande: Ich habe beschlossen den Sonntag zum „offiziellen“ Upload-Tag zu ernennen. Einfach, weil ich sonst nie meinen Arsch hochkriegen würde, um regelmäßig zu schreiben. :D Es kann aber auch sein, dass zwischendrin noch mal etwas kommt, aber sonntags (schreibt euch das in den Kalender :D) ist nun der Tag an dem diese Story hoffentlich immer geupdatet wird! ^^
Gute Nacht euch Menschlein da draußen! <3
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Alte Erinnerungen
FanfictionWas würdest du tun, wenn du denkst, dass du schon mit einem Teil deines Lebens abgeschlossen hast, aber der ohne Vorwarnung wieder in dein Leben eintritt? Wenn du völlig überrumpelt bist, weil alles so schnell ging? Und auf einmal stehst du wieder...