32.Kapitel: Filmriss

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Ein Dröhnen in ihrem Kopf ließ sie aufwachen. Als sie jedoch die Augen aufschlug, brannte das helle Licht in ihnen, so dass Nina sie wieder schloss. Dadurch schienen die Schmerzen in ihrem Kopf nur noch stärker zu werden. Was ist hier los? Schoss es ihr in den Kopf. Sie verstand gar nichts mehr, der Schmerz und das Dröhnen verhinderten, dass sie klar denken konnte. Nach einer Weile voll schier unerträglichem Leiden und tausend Fragen die in Ninas Kopf für Rumore sorgten, versuchte sie ein weiteres Mal ihre Augen zu öffnen. Es brannte zwar immer noch, aber ihre Neugier betäubte den Schmerz. Sie sah sich ein um. Den Raum, in dem sie sich befand, hatte sie noch nie zuvor gesehen, was ihr Angst machte. Noch mehr Angst aber machte ihr die Tatsache, dass sie sich an nichts erinnern konnte, nur noch, wie sie weinend im Zug saß, als sie von Frankfurt „abgehauen" war, weil Mareike ihr vulgäres Mundwerk nicht zügeln konnte. Als sie daran denken musste, schluckte sie und merkte wie trocken ihre Kehle war. Aber sie musste sich jetzt konzentrieren, damit sie herausfinden konnte, wo sie war. Sie wand sich in unter der Bettdecke, doch als sie sah, was sich neben ihr verbarg, wäre sie am liebsten weggerannt. Denn neben ihr lag Andre.

Hatten sie etwa...? Nein! Das konnte nicht sein, absolut nicht. So etwas könnte Nina niemals tun! Sie riskierte einen Blick unter die Decke, doch was sie erblickte ließ sie erstarren. Tränen bahnten sich an, als ihr die Tatsache, dass sie nackt in einem Bett neben einem ebenfalls nackten Andre aufgewacht war, wirklich bewusst wurde. Es war mehr als offensichtlich, was hier gestern Nacht abgespielt haben musste und die überall im Zimmer verstreuten Klamotten halfen auch nicht sonderlich viel, dabei das alles zu verleugnen. Oh nein, oh nein, oh nein! Was hatte Nina nur wieder angerichtet? Sie sah sich nicht in der Lage auch nur einmal etwas richtig zu machen. Doch dieses Mal war es anders, es fühlte sich nicht nur falsch an, nein, zudem fühlte sie sich schmutzig. Es war so falsch, was sie gestern getan hatten. Wenn es zumindest irgendein Typ gewesen wäre, dann hätte Nina in Selbstmitleid versinken können und wäre darüber hinweggekommen. Aber es war Andre! Der nun mal der beste Freund von Jan war. Jan! Den hatte sie gar nicht mehr auf dem Schirm, aber was, wenn er das alles erfuhr? Er wird sie abgrundtief hassen! Er wird ihr nie wieder in die Augen schauen können. Und das war wohl das Schlimmste an der ganzen Sache. Sie konnte es nicht rückgängig machen. So war sie gezwungen es entweder geheim zu halten oder es zu offenbaren. Aber letzten Endes wäre beides fatal, da sie niemals beabsichtigte dem Mensch, den sie mitunter am meisten liebte, eine Lüge vorzuleben.

Mittlerweile hatte sie schon begonnen zu weinen und hatte sich in das Kissen fallen lassen. Durch den nicht gerade leisen Geräuschpegel ihres Weinens wurde auch Andre geweckt, der sich stöhnend den Kopf hielt. Wohl hatte Nina gemerkt, dass er aufgewacht war, aber das war ihr reichlich egal. Zu sehr quälte sie die Tatsache, dass sie ihre Jungfräulichkeit an den besten Freund von Jan verloren hatte.

„Nina?", fragte Andre ungläubig, „Wie, äh, was?" Er stotterte irgendwelche Fragewörter. „Nach was sieht's wohl aus?", fragte sie etwas patzig. Nicht, weil sie wütend auf Andre war, nein ganz im Gegenteil, sie war wütend auf sich selber. Die Gefühle, die in ihr überwogen, waren Selbsthass und Selbstekel. „Ich, ähh-", begann er, doch er wurde von Nina unterbrochen. „Sag' am besten nichts!", wieder liefen ihr einige Tränen die Wangen hinunter. „Äh, willst du dich anziehen? Ich geh' dann", sagte er unsicher und stand in eine Decke gewickelt auf und verließ den Raum. Nina war ihm im Moment so dankbar dafür, dass er das tat.

Nachdem sie einige Moment einfach nur regungslos, fast wie eine Leiche, dagelegen hatte und die Decke anstarrte erhob sie sich und sammelte ihr Klamotten ein. Immer noch liefen ihr die Tränen unaufhaltsam, in Strömen die Wangen hinunter. Sie war eine Schande! Mit dem besten Freund, des Jungen, der sie liebte zu schlafen. Vielleicht wäre es nicht so schlimm für sie, wenn sie Jan nicht so sehr lieben würde. Wenn sie ihn hassen würde, dann wäre es so viel leichter. Dann könnte sie das hier einfach als eine Sache abstempeln, die passiert ist, aber nie wieder passieren wird! Aber so war es nicht. Sie liebte ihn über alles. Und genau deswegen schmerzten, die seelischen Wunden, die sie sich selbst durch schlechte Worte zufügte, schlimmer, als all die Schmerzen, die ihr Kater verursachte. Kater? Sie erinnerte sich, dass sie gestern mit Andre getrunken hatte. Ob es gut oder schlecht war, war ihr nicht klar.

„Andre?", rief sie als sie dir Tür öffnete. Dass ihr Kopf durch das Schreien nur noch mehr weh tat, war ihr gerade so was von egal. Das war jetzt wichtiger! „Ja?", ertönte seine Stimme und sie folgte ihr, bis in die Küche, wo er mit zwei Kaffeetassen am Küchentisch saß. „Kaffee?", fragte er immer noch unsicher. Sie nickte und setzte sich ihm gegenüber, als sie die Tasse ergriff und einige mächtige Züge daraus trank. „K-kannst du dich erinnern?", fragte Nina, die stärke war aus ihrer Stimme gewichen. Doch Andre schüttelte den Kopf. „Du?" Auch Nina schüttelte nur den Kopf. „Ich, also, das hätte niemals passieren dürfen. Es tut mir so leid", entschuldigte Andre sich nervös. „Schon gut. Es ist ja nicht deine Schuld. Immerhin gehören, naja, immer zwei dazu", stellte Nina klar. Auch wenn sie das, was geschehen ist rückgängig machen wollte, so wollte sie nicht, dass Andre sich die Schuld daran gab. Und auch wenn das alles nicht passiert wäre, wenn sie ihn nicht getroffen hätte, gehören, wie gesagt, immer zwei dazu!

Hallo du lieber Mensch, dir sich das hier gerade durchließt!

Ich möchte dir aus tiefstem Herzen danken! Und so möchte ich euch allen danken, für jeden Kommentar, für jedes Sternchen und für jeden, der das hier auch nur liest. Danke! Ihr seid großartig, und ihr solltet wissen, dass ihr mir tagtäglich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Auch wenn es ziemlich schnulzig und kitschig klingt, es ist so! Und ich würde dabei niemals lügen, denn ihr seid so toll! Danke, an jeden einzelnen! <3

Frohe Weihnachten an alle, und an die, die nicht feiern einen wundervollen Abend, und einen guten Rutsch ins neue Jahr! <3
PS. Es tut mir leid, dass das Kapitel jetzt erst kommt. Ich wollte es eigentlich schon um sieben oder so hochladen, war dann aber zu verpeilt dafür. ^-^"

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