14.Kapitel: Aus der Dunkelheit

866 48 5
                                    

Wir saßen uns gerade auf Jans Bett gegenüber und erzählten uns alles Mögliche, als es auf einmal klingelte. Ohne darauf zu achten setzten wir unsere Unterhaltung fort. „Und das hat der wirklich vor der ganzen Klasse gemacht?“, fragte Jan lachend, da ich ihm davon erzählt hatte, wie ein Klassenkamerad in Frankfurt im Unterricht aufgestanden ist und einfach angefangen hat zu singen. Ich nickte nur während ich lachte.

Auf einmal nahmen wir ein Räuspern war. Sofort schnellte mein Kopf in die Richtung aus der dieses zu hören war. In der Tür standen Andre und Cengiz, so hießen die beiden Jungen mit denen Jan ziemlich gut befreundet war. Sie sahen ein wenig angespannt aus.

„Ehm, Jan, wir wollten doch heute das Video drehen“, sagte Andre und betonte, das Video anders, als die anderen Worte.

„Achso, stimmt“, Jan schlug sich mit der Hand leicht gegen die Stirn. „Sorry“, gab er kurz von sich. Danach wendete er sich wieder mir zur. „Du kannst gern zugucken wenn du willst“, bot er mir an. Ich wusste nicht so recht, aber ich entschied mich dann doch dazu das Angebot abzuschlagen. „Sei mir nicht böse, aber meine Mutter fragt sich wahrscheinlich schon, wo ich bleibe“, lächelte ich, obwohl mir nicht danach zu mute war, aufgrund dessen, was heute passiert war. Ich stand von Jans Bett auf und verabschiedete mich etwas unbeholfen und wollte so schnell wie möglich weg. In Windeseile hatte ich meine Schuhe und meine Jacke angezogen und war aus dem Haus verschwunden. Ich wollte nicht der Grund dafür sein, dass Jan seine Freunde und seinen YouTube-Kanal vernachlässigt. Seine Freunde würden mich dafür bestimmt hassen. Irgendwie hatte ich ja schon das Gefühl, dass sie mich nicht mochten.

Woran das nun wieder lag wusste ich nicht, aber ich war so ein Mensch, der manchmal voreilige Schlüsse zieht. Jedoch hatten sich diese auch einige Male bewahrheitet, weswegen ich meiner Intuition in dem Augenblick keinen Glauben schenken konnte.

Ich lief nach Hause. Mit jedem Schritt fiel es mir schwerer einen weiteren zu setzten. Die Ungewissheit, was mich zu Hause erwartete bereitete mir Sorgen. Vor meinem Haus, starrte ich es lange an. Erinnerungen kamen in mir hoch. Wenn man um unser Haus herum ging, konnte man den Garten betreten. Diesen Weg nahm ich. Ich spürt wie das Gras unter meinen Füßen nass war. Obwohl ich Schuhe anhatte fühlte ich das kühle Nass an meinen Füßen als wäre ich barfuss. Ich schloss meine Augen. In meinem Kopf erschien, der Garten, über den inzwischen schon Dunkelheit eingebrochen war, in den buntesten Farben.

~Flashback~

„Hey, passt auf, sonst werft ihr noch den Tisch um!“, rief meine Großmutter lachend. Ich spielte mit meinem Vater fangen und war sehr nahe am Tisch vorbei gelaufen. „Sooo, gleich hab’ ich dich!“, sagte mein Vater grinsend. Ich sah nicht, dass er grinste ich spürte es einfach.

Auf einmal schlangen sich zwei Arme von hinten um mich. Mein Vater nahm ich hoch und warf mich in die Luft, sodass ich Angst hatte auf dem Boden aufzuschlagen. Aber er fing mich sicher auf und ließ mich auf dem Boden ab. Es war mein vierter Geburtstag. Meine Mutter rief uns zum Tisch. Zusammen aßen wir Kuchen. Meine Eltern, meine Großeltern und ich.

~Flashback Ende~

An die meisten Dinge, die in dem Alter geschahen erinnerte ich mich nicht, aber diese eine Erinnerung hatte sich in mein Gehirn gebrannt. Ich öffnete meine Augen. Alles war dunkel.

Meine Sicht wurde klarer, ich konnte leichte Umrisse erkennen, aber mehr auch nicht.

Eine Träne lief mir stumm die Wange hinunter. Damals war die Zeit so unbeschwert. Und jetzt? Jetzt muss ich mich allerlei Problemen herumschlagen, die mich komplett auslaugen.

Ich nahm ein leises Maunzen war. Kurz danach erblickte ich eine kleine Siamkatze, also es schien zumindest so, die wie aus der Dunkelheit lief. Sie schien wie aus der Dunkelheit geboren zu sein. Das gedämpfte Licht, dass aus der komplett durchsichtigen Terrassentür, ließ die blauen Augen der Katze leuchten. Sie kam auf mich zu gestapft und sah mich an. Ich beugte mich zu ihr hinunter und ließ sie an meiner Hand schnüffeln. Danach strich ich mit meinen Fingern sanft durch ihr weiches Fell. Nachdem ich sie einige Zeit gestreichelt hatte, tapste sie wieder davon. Erst jetzt bemerkte ich die Tränen die der Einzelnen vorhin gefolgt waren. 

Mit meinem Handrücken versuchte ich so gut es geht meine Tränen zu trocknen. Ich ging um das Haus herum zur Einganstür. Im Haus war es still. Meine Großeltern schliefen wahrscheinlich schon.

Auf meinem Weg nach oben gaben die Dielen unter meinen Füßen das mir gut bekannte Knarren von sich.

Alte ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt