🌟 Um des Friedens willen

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Riley

»Riley«, höre ich jemanden meinen Namen rufen und bin zuerst etwas irritiert, da mir die Stimme noch ein wenig fremd ist. Als ich mich umdrehe, sehe ich meinen neuen Partner mit dem Telefon durch die Luft wedeln. »Wir sollten Bescheid sagen, dass wir hier feststecken und jemand anderes nach Queens fahren muss.«

»Ja, mach das, ich bin hier noch mit Mr. Wichtig beschäftigt«, erwidere ich und ernte ein empörtes Schnauben von dem aalglatten Lamborghini-Fahrer.

Diego nickt und ich klopfe mit dem Kugelschreiber auf den Notizblock.

»Was bilden Sie sich eigentlich ein, Miss Marple? Beleidigen Sie alle unschuldigen Bürger?« Er fährt sich mit einer Hand durch sein perfekt geschnittenes mittelblondes Haar.

»Nö, nur die, die sich für etwas Besseres halten und ohne Rücksicht auf Verluste jeden umnieten, der ihren Weg kreuzt. Solche Leute, die denken, dass sich die ganze Welt um sie allein dreht«, erkläre ich ihm und neige den Kopf zur Seite, ohne ihn jedoch aus den Augen zu lassen.

Seine Miene verändert sich nur minimal, aber ich bin Profi, was Verhöre angeht, daher bemerke ich es. »Unglaublich, dass jemand wie Sie überhaupt Polizistin werden konnte«, keift er beinahe hysterisch. »Ich werde mich bei Ihrem Boss über Sie beschweren.«

»Tun Sie sich keinen Zwang an. Er wird sich bestimmt über den Besuch eines verwöhnten Typen wie Sie freuen«, sage ich lächelnd und bin erleichtert, als ich die sich nähernde Sirene höre.

Endlich.

»Meine Familie hat großen Einfluss in dieser Stadt«, lässt mich das Muttersöhnchen wissen. »Ich kann dafür sorgen, dass Sie ihren Job verlieren.« Seine wässrig blau-grauen Augen schleudern Blitze in meine Richtung. »Und auch nie wieder irgendwo als Polizistin arbeiten können. Nicht mal in Alaska.«

»Überschätzen Sie mal nicht Ihre Möglichkeiten«, kontere ich gelangweilt, denn solch eine Drohung höre ich nicht zum ersten Mal. Mich wollten schon ganz andere Leute rausschmeißen lassen, doch immer ohne triftigen Grund. Jemandem die Meinung zu sagen, ist nicht verboten.

Dieser Möchtergern-Geschäftsmann in seinem Sportwagen geht mir gehörig auf den Sack und ich würde ihm am liebsten eine reinhauen, um ihn ruhig zu stellen. Was der für einen Scheiß labert, ist echt nicht mehr normal. Angeblich ist er ein hohes Tier bei einer Investmentfirma und auf den Weg nach Japan, zu einem wichtigen Kundentermin. Hoffentlich malträtieren ihn die Japaner mit ihren Essstäbchen, ich würde es auf jeden Fall tun. Augen ausstechen wäre eine Option. Als ich ihn mir genauer ansehe, kann ich nur schwer glauben, dass er so einen prestigeträchtigen Posten innehaben soll, denn er sieht nach wie vor wie ein Grünschnabel aus. Er ist mit Sicherheit nicht älter als fünfundzwanzig Jahre. Typischer Havard oder Yale Absolvent aus gutem Haus, dem ein Platz im Familienunternehmen schon am Tag seiner Geburt in die Wiege gelegt wurde.

Als sich zwei Polizisten älteren Semesters einen Weg zu uns bahnen, atme ich erleichtert auf. Es wird Zeit, dass ich von diesem selbstverliebten Schönling wegkomme, denn viel länger kann ich mich nicht mehr beherrschen.

»Wir übernehmen ab hier«, sagt Officer Taylor und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.

Ich reiße den obersten Zettel von meinem Block ab und reiche ihn an den Kollegen weiter. »Das sind alle Informationen, die mir dieser Prolet gegeben hat. Vielleicht bekommst du ja mehr aus ihm raus«, flüstere ich dem Beamten im Vorbeigehen zu, der daraufhin lacht.

»Alles klar!«

Je weiter ich mich von dem Wagen entferne, desto leiser wird das Gemotze des Bubis. Was für eine Wohltat für meine Ohren.

Latin Vibes (Fiery Desire)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt