🌟 Daumen drücken

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Riley

»Beruhigen Sie sich bitte, mein Kollege erledigt das schon«, versuche ich die aufgebrachte Frau neben mir zu besänftigen.

Gerade als wir uns nach dem Besuch bei Ruben im Gefängnis einen Hot Dog holen wollten, hat ein Jugendlicher einer Passantin die Handtasche von der Schulter gerissen und sich mit seiner Beute durch den Mittagsverkehr geschlängelt. Diego hat, ohne zu zögern, die Verfolgung aufgenommen, während ich die Personalien der Geschädigten aufnehme und ein paar Zeugen befrage.

»Ich war eben bei der Bank und habe fünfhundert Dollar abgehoben«, murmelt sie und wischt sich die dicken Krokodilstränen von den Wangen. »Das Geld war für einen neuen Kühlschrank gedacht.«

Mitfühlend streiche ich der kleinen Frau über den Rücken. »Wir bekommen das Geld wieder. Mein Kollege ist flink wie ein Wiesel und wird sich den Jungen schnappen.« Ich weiß, dass man so etwas nie versprechen sollte, und ich habe keine Ahnung, wie gut Diego in Sachen Verfolgung zu Fuß ist, aber ich glaube an ihn. Nicht nur weil ich ihn liebe, sondern weil er ein super Detective ist, der sich täglich fit hält.

Die Bestohlene gibt ein herzzerreißendes Schniefen von sich, woraufhin sich mein Herz zusammenkrampft. Diese Teenager heutzutage schrecken auch vor nichts mehr zurück. Wahrscheinlich braucht er Geld für den nächsten Rausch oder er will sich irgendein aktuelles technisches Gerät davon kaufen, um bei seinen Kumpels cool zu sein.

Nachdem ich alle wichtigen Daten notiert habe, stecke ich den kleinen Block wieder weg und schaue die Straße hinunter. In der Ferne kann ich Diego erkennen, der mit einem dunkelgekleideten Jungen in unsere Richtung kommt. Wusste ich doch, dass er sich das Bürschchen holt. Stolz wallt in mir auf und ich beiße mir auf die Unterlippe. Kurz darauf treffen die beiden bei uns ein und ich unterdrücke ein Stöhnen, als ich sehe, das mein Liebster verschwitzt und außer Atem ist. Verdammt, er sieht zum Anbeißen aus und ich presse so unbemerkt wie möglich die Schenkel zusammen, da ich ihn ja schlecht hier mitten auf der Straße bespringen kann.

Der Jugendliche, der sicher nicht älter als vierzehn Jahre ist, hält die rote Tasche mit einer Hand umklammert und presst sie sich an den Oberkörper, während er uns der Reihe nach grimmig mustert.

»Hast du bei der Flucht deine Zunge verschluckt?«, frage ich und ziehe die Augenbrauen nach oben, währenddessen ich Diego aus dem Augenwinkel im Blick behalte, der sich in diesem Moment eine Haarsträhne aus der schweißnassen Stirn streicht.

Ein abfälliges Schnauben ist zu hören und der Gauner verdreht übertrieben genervt die Augen.

»Gib der Frau ihre Handtasche zurück«, verlangt mein Kollege und schüttelt den Bengel leicht, der daraufhin mit einer Schulter zuckt, so als könne er den Cop, der ihn gerade am Schlafittchen gepackt hält, abschütteln.

Netter Versuch.

Die Beklaute neben mir atmet erleichtert aus.

Ich trete einen Schritt vor und nehme dem Teenager das Diebesgut ab. »Schauen Sie bitte nach, ob noch alles drin ist.«

Vorsichtig nimmt sie mir die Tasche ab, öffnet sie und schaut dann hinein. Langsam zieht sie das Portemonnaie heraus und vergewissert sich, dass ihr eben abgehobenes Geld auch nch wie vor in dem richtigen Fach steckt. »Ja, es ist alles noch da. Dankeschön!«

»Dich nehmen wir mit«, verkündet Diego und schiebt den Jungen Richtung unseres Streifenwagens, wo er ihn auf die Rückbank verfrachtet. »Können wir?« Erwartungsvoll sieht er mich an und ich nicke kurz, ehe ich mich von der Frau verabschiede.

»Ach, und bitte kommen sie später noch auf die Wache, damit wir ihre Aussage vollständig aufnehmen können, ja?«

»Selbstverständlich. Vielen Dank nochmal.« Sie schenkt Diego ein breites Lächeln, welcher daraufhin nur stumm nickt und sich zur Fahrerseite begibt.

Latin Vibes (Fiery Desire)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt