🌟 Tarnung ist alles

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Riley

Ich stelle unser Frühstücksgeschirr in die Spüle, während Diego noch einmal die Mail des Captains durchgeht, die er uns nach dem Telefonat geschickt hat. Meine Gedanken driften ab zu dem Anblick, der sich mir geboten hat, als ich heute Morgen auf leisen Sohlen in die Kochnische getapst bin, um mir den Wasserkocher zu holen.

Diego lag auf der Seite, von mir abgewandt, und schlief friedlich. Die Bettdecke war soweit verrutscht, dass sein breiter Rücken und der Po nicht bedeckt waren. Wie hypnotisiert hatte ich auf diesen wirklich knackigen Arsch gestarrt, an den sich der dünne Stoff der blauen Calvin Klein-Unterhose wie eine zweite Haut geschmiegt hat. Solch prächtige Hinterbacken habe ich noch nie gesehen. Welchen Sport treibt er, um so ein Gesäß zu bekommen? Und dieser muskulöse Rücken! Daran würde ich mich gern mal festhalten.

»Alejandra López ist zweiundvierzig Jahre alt, geschieden und hat sich vor sechs Jahren selbständig gemacht. Sie ist kinderlos und hat auch keine Haustiere. Zwei Mal die Woche besucht sie einen Pilateskurs auf in der Park Avenue. Jeden Samstag telefoniert sie mit ihrer Mutter und Großmutter in Kolumbien und jedes Jahr zu Weihnachten und Silvester reist siedorthin, um ihre Verwandtschaft zu besuchen. Ihre Praxis wird hauptsächlich von älteren Paaren aufgesucht. Sie kümmert sich nicht nur um Beziehungsprobleme sondern bietet auch Sexualtherapie an ...«

Seine Worte ziehen wie in einem Nebel an mir vorbei. Ich kann sie hören, aber bekomme sie nicht wirklich zu fassen, da ich immer noch über den halbnackten Mann von heute Morgen fantasiere. Oh man, ich bin scheinbar doch schon zu lange auf Entzug. Bisher hat mich das eher nicht gestört, allerdings hatte ich da ja auch nicht so einen Leckerbissen direkt vor der Nase.

»Riley? Alles klar bei dir?«

Diegos Frage lässt die Tagträume wie eine Seifenblase in meinem Kopf zerplatzen. Ein wenig verwirrt blinzele ich und versuche, mich zu orientieren.

»Schläfst du jetzt etwa mit offenen Augen?«

»Sorry ...«, beschämt drehe ich mich um und öffne den Kühlschrank, um mir eine Flasche O-Saft herauszunehmen. »Was hast du gerade gesagt? Könntest du das bitte nochmal wiederholen?« Ich wende ihm so lange wie möglich den Rücken zu, damit er nicht meine geröteten Wangen sieht.

Er seufzt laut auf und liest mir noch einmal die Eckdaten unserer Zielperson vor. Diesmal höre ich aufmerksam zu.

»Macht sie während des Besuches auf heile Familie und spielt die brave Tochter und Enkeltochter?« Mit einem Glas Orangensaft gehe ich zum Esstisch, der momentan als Kommandozentrale dient, und setze mich neben ihn.

Ganz großer Fehler, denn er riecht so gut, dass ich mich am liebsten zu ihm hinüber beugen und an ihm schnuppern möchte.

Tu es, fordert mich das Teufelchen auf meiner Schulter auf. Hol dir diesen Latino Hengst und reite ihn, bis ihm Hören und Sehen vergeht.

Nein, tue es nicht, schreit das Engelchen beinahe hysterisch. Ihr seid Kollegen, das bringt nur Ärger.

Ach sei doch ruhig, zischt der Teufel und wedelt hektisch mit seinem Dreizack in Richtung des Engels. Noch nie davon gehört, dass die meisten Liebeleien am Arbeitsplatz beginnen?

Ruhe. Haltet einfach die Klappe, flehe ich die Nervensägen an. So ein Drama kann ich echt nicht gebrauchen.

»Sieht ganz so aus. Den Ermittlern vor Ort ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen.« Diego öffnet den Anhang der Mail und auf dem Bildschirm des Laptops erscheint das Passfoto einer Frau mit langen schwarzen Haaren, großen dunkelbraunen Augen, dünnen Lippen und einer leicht schiefen Nase, auf der eine Brille mit Leoprint-Rahmen sitzt. Außerdem hat sie ein Grübchen am Kinn. Man könnte sie als klassische Schönheit bezeichnen, denn sie strahlt eine gewisse Eleganz aus.

Latin Vibes (Fiery Desire)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt