Riley
Um mich selbst von all der Grübelei abzuhalten, bin ich schon eine Stunde vor Dienstbeginn aufs Revier gefahren und sitze nun an meinem Schreibtisch und schütte die dritte Tasse Kaffee - oder was man hier als solchen bezeichnet - in mich hinein. Nach wie vor schwirrt mir Diegos Nachricht von gestern Abend im Kopf herum, wie auch den Großteil der Nacht. Erst in den frühen Morgenstunden bin ich für zwei Stunden weggenickt und dann unsanft von dem nervtötenden Wecker aus einem wunderbaren Traum gerissen worden. Einem ziemlich heißen Traum von Diego sogar.
Ich stütze das Kinn auf einer Handfläche ab und seufze auf. Hätte ich ihm auf die Nachricht antworten sollen? Und wenn ja, was genau? In den letzten Stunden habe seine Worte so oft gelesen, dass ich sie inzwischen auswendig kann. Und sie berühren mich immer noch tief.
Er vermisst mich. Und es macht ihn fertig, dass er mich nicht haben kann.
Ich vermisse ihn doch auch. So unendlich doll, dass es schon nicht mehr normal ist und das, obwohl wir uns erst ein paar Tage kennen. Mich macht es ebenfalls verrückt, dass wir uns nicht unter anderen Umständen kennengelernt haben. Als ich kurz die Augenlider schließe, sehe ich wieder seine verkniffene Miene vor mir, als wir uns gestern voneinander verabschiedet haben. In seinen schokoladenbraunen Augen hatte dieser traurige Ausdruck gelegen, bei dessen Anblick sich mein Herz zusammengezogen hatte. Verhalten gähne ich und nippe dann ein weiteres Mal an meiner Tasse.
»Ein bisschen mehr Elan, Hudgens«, ertönt plötzlich TJs Stimme neben mir und ich zucke zusammen, da ich gar nicht mitbekommen habe, wie er sich genähert hat. Vorsichtig drehe ich den Kopf nach links und sehe dabei zu, wie er auf die andere Seite des Schreibtisches geht und sich auf Diegos Stuhl setzt. Seine Miene ist unergründlich und der Blick aus seinen grünen Augen liegt auf mir wie ein Röntgenblick. »Warum bist du schon so lange hier?«, will er wissen und lehnt sich entspannt zurück, während er die Arme vor der Brust verschränkt.
Ich zucke mit den Schultern und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm vor mir, wo ich das Videomaterial der heimlich installierten Kamera hinter dem Haus von Dr. Lopéz sichte. Trotz unseres Abzugs ist der Fall noch nicht ad acta gelegt. »Konnte nicht mehr schlafen und habe mich zu Hause gelangweilt«, murmele ich und klopfe mit den Fingern auf die Tischplatte.
TJ runzelt die Stirn, scheint nicht überzeugt zu sein. »Du hast dich noch nie zu Hause gelangweilt. Hat das zufällig mit der Information über Miamis freien Tag zu tun. Du bist komisch, seit ich dir davon erzählt habe.«
»Inwiefern komisch?« Ein wenig ertappt sinke ich tiefer auf meinem Stuhl und versuche, mich hinter dem Computerbildschirm zu verstecken.
»Keine Ahnung«, erwidert er. »Zuerst dachte ich, dass du einfach nur überrascht warst, aber dann hast du dich mit December verkrümelt und als du wiederkamst, warst du ein wenig blass um die Nase, während sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Gibt es da etwas, dass du mir verheimlichst?«
»Nein«, erkläre ich hastig und fahre mir mit einer Hand durchs Haar.
»Gibt es Probleme zwischen euch? Muss ich mir Miami mal zur Brust nehmen?«, hakt er weiter nach und ich schüttele sofort den Kopf.
»Nein, das musst du nicht. Wir hatten vielleicht eine Meinungsverschiedenheit, mehr aber auch nicht«, rede ich mich raus und möchte mich gleichzeitig dafür ohrfeigen.
Zwei Mal fantastischen Sex bezeichnest du als Meinungsverschiedenheit? Die nervige Stimme in meinem Kopf gibt ein wenig überzeugtes Schnauben von sich. Belüg dich nur weiter, Riley. Du wirst schon noch sehen, was du davon hast, diesen Traumtypen auf Abstand zu halten. Männer wie Diego gibt es nicht wie Sand am Meer und sie warten nicht ewig, das sollte dir klar sein.
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Latin Vibes (Fiery Desire)
RomanceRiley Hudgens ist eine knallharte und engagierte Polizistin des NYPD, die für ihren Job brennt. Für sie ist es eine Berufung in ihrer Heimatstadt New York für Recht und Ordnung zu sorgen und die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Als sie aus ihrem K...