🌟 Schmutzige Fantasien

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Diego

»Ich hatte eigentlich erwartet, dass dein Herrchen ein Gentleman ist, aber da habe ich mich wohl geirrt«, höre ich Riley zu Henriette sagen, während sie vor dem mannshohen Käfig auf dem Boden sitzt und das Frettchen durch die Gitterstäbe krault. »Er will mir nicht das Bett überlassen. Was sagst du dazu?«

Ich stehe in der Kochnische, des kleinen Apartments, dass früher mal als Safe-House gedient hat, und beobachte die beiden über den Rand der Tasse hinweg. Vor etwas mehr als zwei Stunden sind wir hier eingetroffen und haben dann erstmal die ganze Abhörtechnik gecheckt, denn wir werden in nächster Zeit auf uns allein gestellt sein, bis auf regelmäßige Anrufe und Email-Austausch mit dem Captain.

»Mach mich nicht bei meinem Haustier schlecht«, warne ich sie und lehne mich gegen den Schrank hinter mir. »Sonst gebe ich dir doch keine Chance dir das Bett zu sichern.«

Riley dreht sich um und funkelt mich angriffslustig an. »Übertreib es nicht, Mendoza, sonst ersticke ich dich vielleicht im Schlaf.«

Amüsiert ziehe ich die Augenbrauen nach oben. »Wirklich? Du würdest meinetwegen auf deine berufliche Karriere verzichten und ins Kittchen wandern?«

»Das wäre es mir wert«, sagt sie und erhebt sich wieder. »Wie sieht es eigentlich mit Lebensmitteln aus? Müssen wir noch etwas einkaufen?« Sie kommt in die Küche und wirft zuerst einen Blick in den Kühlschrank, der komplett leer ist, anschließend in die beiden Hängeschränke, in denen sich lediglich ein bisschen Geschirr befindet. »Oh man.« Wie aufs Stichwort knurrt ihr Magen.

»Das schreit ja förmlich nach einem Einkaufsbummel, es sei denn du möchtest etwas von Henriettes Futter probieren.«

Rileys Miene verzieht sich angewidert. »Nein, danke, ich verzichte.«

»Du weißt gar nicht, was du Leckeres verpasst«, ziehe ich sie weiter auf und verkneife mir ein Lachen.

»Meinst du die Innereien, die Eintagsküken, Mäuse und das Nassfutter? Solche Leckereien würde ich der süßen Fellnase doch nicht wegnehmen.«

Ich bin erleichtert, dass Riley kein Problem mit unserer Mitbewohnerin hat. Manche Leute sind Frettchen gegenüber misstrauisch oder sogar ängstlich, da sie glauben, dass sie bissig wären. Als ich Henriette damals bei mir aufgenommen habe, traf ich mich mit seit knapp vier Monaten mit einer Frau. Ihr Name war Cora und sie hatte sich vehement geweigert, noch einmal einen Fuß in meine Wohnung zu setzen, da sie befürchtete, das Tier könnte ihr einen Zeh abbeißen oder so. Schwachsinn. Ja, Henriette knabbert gern an allem herum, aber sie beißt nie ernsthaft zu.

»Na dann los, die Polizei hat uns etwas Geld für die Verpflegung vorgeschossen«, sage ich und gehe hinüber zu dem winzigen Flur, wo meine Jacke an einem Haken hängt.

Riley folgt mir und schnappt sich ihre Geldbörse. »Vorgeschossen? Das steht uns zu, immerhin machen wir das hier nicht aus Spaß und Langeweile.«

Gemeinsam verlassen wir das sandfarbene Gebäude in der E 70th Street und werfen kurz einen Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo sich das Haus befindet, dass wir ab heute Nachmittag observieren werden. Momentan schaut alles ganz ruhig aus, die Fenster sind geschlossen und man kann keinerlei Aktivitäten dahinter erkennen.

»Die Straße runter habe ich einen Supermarkt gesehen«, informiert mich Riley und setzt sich in Bewegung.

Ich folge ihr und behalte so unauffällig wie möglich die Umgebung im Auge. Sicher ist sicher.

Fünf Minuten später betreten wir den Markt und ich schnappe mir einen Einkaufswagen. Als Erstes begeben wir uns in die Obst- und Gemüseabteilung und Riley sieht sich genau um. Zielsicher steuert sie eine Kiste mit grünen Gurken an und nimmt dann eine von ihnen heraus. Das Gemüse weicht dermaßen von der gängigen Norm ab, dass mein Hirn mir sogleich diverse Fantasien vorspielt, die ich im Zusammenhang mit meiner Partnerin lieber nicht haben möchte.

Latin Vibes (Fiery Desire)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt