🌟 Realitätsschock

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Riley

Gedankenverloren laufe ich die Straße entlang, kein bestimmtes Ziel vor Augen. Ich musste einfach an die frische Luft und hoffe das nagende Gefühl, in meinem Inneren vertreiben zu können. Die letzte Nacht mit Diego war einfach wunderbar bis zu dem Moment als wir realisierten, dass wir ungeschützten Sex gehabt hatten.

Zwei Mal.

Mir ist schlagartig schlecht geworden. Diego war zwar sauer auf sich selbst, dass er so leichtsinnig gewesen ist, wo er doch Kondome in seiner Brieftasche hatte, trotzdem versucht er, mich zu beruhigen.

»Hey, alles wird gut, mi corazon«, flüsterte er mir zu, während ich das Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. »Ich bin hier und gehe auch nicht wieder weg.«

Seine Worte waren wie Balsam für meine Seele und ich habe mich nur noch enger an ihn geschmiegt. Ich habe nichts gegen Kinder und kann mir durchaus vorstellen, welche zu haben - gern auch mit Diego, obwohl ich ihn erst ein paar Wochen kenne -, aber jetzt schon? In wenigen Monaten werde ich dreißig Jahre alt, aber bisher tickt meine biologische Uhr noch nicht. Oder habe ich sie bis zum heutigen Tage einfach nur nicht gehört?

Und wie soll das alles mit einem Baby funktionieren? Wir wissen ja nach wie vor nicht, wie es für uns weitergeht, da können wir doch nicht schon ein Kind in die Welt setzen. Bin ich bereit für Nachwuchs meine berufliche Karriere aufzugeben? Unschlüssig nage ich auf der Unterlippe und frage mich, was ich mache, wenn der Unfall tatsächlich Folgen haben sollte. Vielleicht wäre es gut mich mal mit meiner Mom unterhalten, immerhin kennt sie sich bei diesem Thema aus, denn ich bin auch ein Missgeschick gewesen. Eine Unachtsamkeit in der Hitze der Leidenschaft und Lust.

Als ich eine kleine Bäckerei passiere, öffnet sich die Tür, und eine hochschwangere Frau mit langem karamellfarbenem Haar und stechend blauen Augen kommt bepackt mit drei Tüten heraus. Das bunt gemusterte Sommerkleid spannt über ihrer riesigen Babykugel und sie sieht erschöpft aus. Plötzlich rutscht ihr eine der Papiertüten aus den Händen und fällt zu Boden. Ich eile an ihre Seite und bücke mich, um ihren Einkauf aufzuheben, der sich als ein Mix aus Cupcakes entpuppt.

»Oh, vielen Dank«, sagt sie und lächelt müde, als ich ihr das Tütchen reiche.

»Kein Problem«, wiegele ich ab und lasse den Blick über ihren imposanten Bauch wandern. »Sieht so aus, als wäre es bald so weit«, merke ich an und streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

»In zwei Wochen«, bestätigt sie und blickt an sich hinab, »aber ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, wenn es jetzt sofort losgehen würde.«

Erschrocken sehe ich sie an. »Ähm ... ist alles okay mit ihnen? Brauchen Sie Hilfe?«

Die Frau mir gegenüber lächelt und schüttelt den Kopf. »Nein, nein ... es ist alles gut. Nur mein Rücken bringt mich um.« Wie um ihre Aussage zu verdeutlichen, presst sie sich eine Hand auf den unteren Rücken. »Die zwei rangeln nur noch in meinem Bauch miteinander.«

»Zwillinge?«

»Ja, zwei Jungs«, bestätigt sie und mir klappt beinahe die Kinnlade runter.

O Gott, ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn zwei Kinder in meinem Körper heranwachsen. Von meiner früheren Partnerin Samira weiß ich, dass sie schon durch die Produktion von einem Kind extrem müde war. Von der Übelkeit in den ersten Wochen der Schwangerschaft ganz zu schweigen.

»Wow, das ist ja wunderbar. Ich gratuliere.«

»Danke. Könnten sie mir vielleicht behilflich sein? Mein Wagen steht da vorn ...« Sie deutet ein Stück die Straße runter.

Latin Vibes (Fiery Desire)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt