Prolog

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Es gibt diese Momente im Leben, die man wie durch einen Schleier erlebt und die sich trotzdem so tief ins Innerste einbrennen, das man sie niemals vergessen kann. Für den kleinen Arran war dieser Moment, als er mit seiner Mutter vom Kindergarten heim kam. Schon von weiten sahen sie die offene Eingangstür ihrer Wohnung. Das Absperrband und die Polizei, die mit blinkenden Sirenen vor der Tür standen. Miteinander tuschelten. Seine Mutter Summer blieb wie erstarrt stehen, kaum, das sie das alles wahrnahm. Verwirrt blickte Arran zu seiner Mutter hoch und es sah aus, als hätte ihr Gesicht jegliche Farbe verloren, bis sie ihn plötzlich auf ihre Arme hochriss und loseilte. „Bitte. Bitte nicht Rowan. Er hat es mir versprochen. Er hat es mir doch versprochen." Flüsterte Summer leise und der kleine Arran spürte die Angst seiner Mutter. Spürte ihr Zittern und sofort fing er an zu weinen. Trotzdem stolperte seine Mutter weiter, bis sich ihr ein Beamter in den Weg stellte. Arran sah eine Waffe an dessen Gürtel. Auch sein Vater hatte welche besäßen. Viele davon. „Bitte mein Mann. Bitte sagen sie mir, das es ihm gut geht!" Aus Summers Stimme klang pure Verzweiflung. Der Beamte blickte traurig drein, ehe er den Kopf schüttelte. „Ma'am ich darf keine Auskunft geben. Haben sie einen Ausweis?" Immer stärker begann Summers Körper zu zittern, während sie Arran nur an sich drücken konnte. Nicht fähig war ihren kleinen Sohn zu trösten. Etwas, das ihm noch mehr Angst bereitete. Er weinte bitterlich, bis seine Augen die Sanitäter sahen. Sie trugen jemanden auf einer Trage aus dem Haus. Den ganzen Körper einschließlich des Gesichtes unter einem Tuch verborgen. Wie in einem schlechten Film hing eine Hand herab. Baumelte leblos im Schritt der Sanitäter. „Nein Rowan!" Rief Summer, als sie die Hand zu erkennen schien. Im reinen Mutterinstinkt griff sie nach ihrem Sohn und drückte sein Gesicht an ihre Brust. Sorgte dafür, das er es nicht sah, doch er hatte es längst gesehen. Diese baumelnde Hand hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt und er würde den Anblick niemals wieder vergessen. Er war noch klein und jung, doch als er die Hand gesehen hatte, wusste er, das er seinen Vater nie wieder sehen würde. Kinder verstanden mehr auf dieser Welt, als die Erwachsenen annahmen und Arran verstand es. Wie oft hatte sein Vater es ihm eingebläut? >Wenn jemand in die Wohnung einbricht. Wenn du seltsame Geräusche an der Tür hörst, versteck dich nicht unter dem Bett. Versteck dich irgendwo anders.< Scheinbar waren Männer eingebrochen. Männer, über die seine Eltern heimlich nachts redeten, wenn sie dachten, er schläft, aber er in Wirklichkeit nicht hatte schlafen können. Wie oft hatte Summer seinen Vater gebeten auszutreten und mit ihr zu verschwinden? Irgendwann, hatte sie immer düster prophezeit, würden sie kommen. Sie waren wohl gekommen und sein Vater. Er hatte sich unter dem Bett versteckt.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt