Kapitel 18

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Es waren Augenblicke später. Es ging alles so schnell. Summer und Arran traten noch einmal in ihre Wohnung und kramten ihre wichtigsten Sachen zusammen. Packten Kleidung ein und dann schlossen sie die Tür hinter sich. Ließen ihre Wohnung, der letzten 5 Jahre, einfach zurück. Es kam Arran vor, als hätte jemand ihnen die Sicherheit genommen. Sie hätten auch in dieser Wohnung sein können, während des Raubs und was wäre dann gewesen? Umso dankbarer war er, als Josefa ihre Wohnung aufschloss. „Kommt kommt!" Sagte sie auffordernd und trat ein. Als sie eintraten, saß Naia auf dem Sofa. Sie schien es auch zu wissen oder zu ahnen. Denn kaum das sie Arran sah, sprang sie auf und umarmte ihn eilig. „Geht es dir gut Arran?" Fragte sie besorgt und er lächelte schief. „Ja alles gut." Nichts war gut. Doch er hatte das Gefühl, wenn er sie beruhigte, beruhigte auch er sich. Er wollte jetzt stark sein. Für seine Mutter. Seine starke, mutige Mutter wirkte noch immer völlig mitgenommen. Sie stellte den Rucksack auf den Boden und schloss die Tür, während Josefa einfach weiterstürmte. „Naia mi cielo!" Fing sie an, und Naia ließ Arran sofort los. „Ja er kann bei mir schlafen!" Sagte sie überzeugt und Arran blinzelte. „Si Si." Sagte Nana beiläufig, während sie das dritte Zimmer öffnete. Arran hatte es nur einmal gesehen. „Ah. Was ein Chaos!" Erkannte Nana und schüttelte den Kopf. „Wir können es morgen ausräumen. Belleza. Du kannst in meinem Bett schlafen." „Nein." Sagte Summer. Ihre Stimme wiederfindend. „Das ist zuviel. Ich schlafe auf dem Sofa. Mein Rücken ist gesünder. Du tust schon mehr als genug für uns Josefa." „Und du hilfst Naia wann immer sie krank ist. El barrio es familia y la familia se mantiene unida." Sagte sie und Arran erkannte den Satz. Naia sagte ihn oft, wenn es Streit in der Klasse gab. Sie hatte gesagt, sie hatte diese Worte von Nana, doch es war das erste mal, das er diese Worte von der alten Frau hörte. „Danke Josefa. Aber ich nehme das Sofa und morgen suche ich eine neue Wohnung." Josefa schüttelte den Kopf, ehe sie zu Arran und Naia sah. „Na los. Ich weiß ihr seit jetzt wach. Aber geht schlafen. Morgen ist die Welt wieder schöner." „Aber." Fing Arran an doch Summer schüttelte den Kopf. „Josefa hat recht. Los. Geht ins Bett. Heute können wir eh nichts mehr tun." Arran öffnete den Mund, doch Summer hatte ihre Stärke wiedergefunden. Josefas Hilfe tat auch seiner Mutter gut. Mit einem vernichtenden Blick schloss Arran seinen Mund wieder und es war Naia die seine Hand ergriff. „Komm, legen wir uns in unser Bett." Sie grinste breit. Sie wollte die Stimmung heben, den sie spürte die Schwere, die auf jedem einzelnen lag. So war sie schon immer. Und es funktionierte, auch weil Arran wollte, das es das tat. „Unser?" Fragte er zurück und Naia nickte. „Ja unser. Bis das 3. Zimmer frei ist!" Sie klang fast vorfreudig. So fischte sich Arran seine Zahnbürste aus dem Rucksack und wusch sich das Gesicht, ehe er mit Naia in ihr Zimmer ging. „Das ist jetzt unser Zimmer." Sagte sie, als hätte sie seinen Gedanken gehört. Er seufzte. „Aber nicht für immer." „Aber für heute Nacht." Sie lächelte ihm zu und es brachte ihn dazu endlich auch zu lächeln. „Na gut. Für heute Nacht." So krochen sie zusammen ins Bett und unter die Decke. Doch keiner von Beiden konnte schlafen. Sie starrten an die Decke hinauf. Eine Decke, an der kleine leuchtende Sterne klebten, als blickten sie auf einen Sternenhimmel. Das musste Nana gewesen sein. Müde sahen sie hinauf während sie sich an der Hand hielten. Naia spürte das Arran diese Nähe jetzt gebrauchen konnte. Das sie wichtig für ihn war. Vor allem, weil sie hörten was die zwei Frauen miteinander redeten, auch wenn diese versuchten leise zu sein.

„Josefa, ich kann dein Angebot nicht annehmen. Ich gehe morgen und suche eine neue Wohnung für mich und Arran." Man hörte nur wie ein Stuhl verrückt wurde und Arran nahm an, das sich Josefa setzte. Er hörte wie etwas auf den Tisch gestellt wurde. Tranken die Beiden noch etwas? Seine Mutter trank manchmal nachts ein Glas Wein. Nicht viel. Das wusste er. „Kannst du es dir leisten?" Fragte die alte Frau überraschend klar und wieder dachte Arran an die Spüle. Was auch immer seine Mutter dort alles versteckt hatte. Es war weg. Scheinbar dachte auch Summer daran, denn sie schwieg. „Ich könnte die Miete gut gebrauchen Mi belleza." Fügte Nana hinzu und für einen Moment war es still. „Die Arztkosten?" Fragte Summer leise und es war, als konnte Arran Nanas Nicken sehen. „Wir können uns gemeinsam helfen." Sagte Nana sanft und kurz wurde es still. Für einen Moment drehte Arran leicht seinen Kopf nur um Naias trauriges Gesicht zu sehen. Ob sie es wusste? Das ihre Arztbesuche teuer waren und das Nana Geldprobleme hatte? Waren deswegen alle Stühle des Cafes Plastikstühle, obwohl es gut besucht war? Für einen Moment drückte er Naias Hand fester und sie sah zu ihm und lächelte kurz. „Die Beiden verstehen sich gut." Sprach Summer leise. Als überlegte sie es sich bereits. Nana schien der selben Meinung. „Si. Naia und Arran sind unzertrennlich." „Und er ist wohl auch so schon viel hier. Josefa. Ich kann das alles nicht von dir verlange. Er ist schon nach der Schule oft hier. Ihr habt doch selbst nur wenig Platz." „No! Mi belleza. Für mich seid ihr längst familia. Und Familia hält zusammen. Zusammen ist es immer schöner." Zusammen ist es immer schöner. Sein Herz schlug schneller bei der Vorstellung Naia und er könnten ab jetzt zusammenwohnen. Sofort blickte er zu ihr und sie zu ihm zurück. Ihre Augen funkelten vor Freude und er begann zu Lächeln. Er mochte Naia wirklich und er wollte das sie immer Freunde blieben. Immer bis sie alt und grau waren. Und wenn er könnte, würde er dann noch immer mit ihr zum Rummel gehen und ein Slushy essen. Denn in all den Serien und Animes, die er schaute, gab es nichts wichtigeres als Familie und Freunde. Eine Freundschaft war die Bereitschaft alles füreinander zu tun und zueinander zu halten, egal wie schwer es sein konnte. So wie ihre Freundschaft Summer und Arran in die Wohnung von Nana und Naia geführt hatte. Er hatte geschworen Nana's Cielo zu beschützen, genauso wie sie ihn beschützen wollte und er stand zu seinen Worten. Noch war er ein 10 Jähriges Kind, doch irgendwann würde er stark genug sein. Damit seine Mutter nicht mehr heulend in den Resten ihrer Wohnung stehen musste. Damit Naia nicht mehr traurig dreinblickte. Damit sie immer zusammen wohnen und eine Familie sein konnten. „Denk nach mi belleza. Wir haben es schwer allein. Warum sind wir länger allein? Wohnt hier und lasst uns zusammen halten. Una familia. Wir haben sie Beide verloren, doch das muss nicht so bleiben." Una familia. Immer wieder dachte er an diese Worte und innerlich betete er zu seiner Mam. Bitte. Hauchte es in seinem Geist. Bitte sag ja. Er wollte hier wohnen und wieder eine Familie haben und Nana war wirklich längst wie eine liebende Großmutter für ihn. Natürlich liebte sie Naia mehr, doch das war nicht der Punkt. Er spürte wie Naia seine Hand noch etwas fester packte, als wollte sie diese zerdrücken. Auch sie hoffte es. Immer noch blickten sie sich in die Augen. Hoffnungsvoll. Dann hörten sie etwas, das sie Beide erstarren und strahlen zu gleich ließ. „Gut. Lass uns zusammen wohnen Josefa. Ich glaube du hast recht. Was Arran und ich jetzt brauchen, ist Familie." „So wie Naia und ich es brauchen." Fügte Nana mit an. „Darauf stoßen wir an!" Frohlockte Nana glücklich und man hörte wie sie zwei Gläser füllte, während Arran und Naia sich ein Jubeln nur mit Mühe verkniffen. Sie pressten gemeinsam ihre Augen und Lippen zusammen. Hopsten aber leicht auf dem Bett herum. Gläser klirrten im Wohnzimmer. Dann wurde es kurz ruhig. „Werden wir euch nicht in Gefahr bringen?" Fragte Summer plötzlich betrübt und sofort erstarrten die Kinder. Doch Nana antwortete ruhig. „Weil sie euch überfielen, weil ihr weiß seid? Oh mi belleza." Plötzlich flüsterte Nana als wusste sie, das die Kinder lauschten. Hatten sie sich verraten? Sie hörten ein Oh von Summer und Arran biss sich auf die Lippen. Was war das oh? Wieso war Nana überzeugt, das sie hier nicht überfallen werden würden? Alles was die Kinder noch hörten war: „Ich werde dich damit unterstützen!" „Aber mi belleza. Das tust du mit der Miete." Mit einem Wort verlor sich das Gespräch in der Küche. „Arran." Flüsterte Naia leise. Er sah auf und direkt in ihre Augen. Ihr Gesicht strahlte breit. „Una familia. Das sind wir jetzt." Sie sprach so leise um sicher zu gehen, das die Erwachsenen sie nicht hörten und Arran nickte. „Una familia. Naia."

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt