Kapitel 12

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Sie alberten zusammen so lange herum, das die Sonne bereits am untergehen war. Erst da blickten die Kinder erschrocken zum Himmel. „Oh nein, es muss schon spät sein!" Sagte Naia besorgt und auch Arran blickte hoch ins Firmament, dort, wo sich gerade der Mond erhob. „Oh shit! Mam dreht am Rad!" Erkannte nun auch er. „Schnell!" Selbst Jacob sah überrascht auf. In den Augenwinkeln sah Arran auch sein Gesicht entgleisen und er wusste das Jacob heute abend den selben Ärger bekommen würde wie er. Hastig kletterten die Freunde also aus dem Fluss und zogen sich hastig ihre Kleidung über die nassen Unterhosen. Dann rannten auch schon alle in verschiedene Richtungen los. „Bis morgen!" Rief Kiki laut und Naia nahm sich noch die Zeit ihr zuzuwinken. „Bis morgen! Dir auch Ella!" Fügte sie hinzu und das schüchterne Mädchen lächelte verlegen. Sie winkte auch noch. Selbst Jacob und Arran warfen sich Blicke zu. „Lass dich nicht umbringen." Sagte Jacob amüsiert und Arran grinste zurück. „Sieh zu das du morgen sitzen kannst!" So schnell sie konnten eilten Naia und Arran die Straßen entlang. An der Schule vorbei. Arrans Sportsachen schlugen ihm von einer Rückenseite auf die andere, doch er beschwerte sich nicht. Die Angst vor seiner Mam war größer als der Schmerz. Als sie den Marktplatz am Cafe erreichten, war Naia bereits völlig aus der Puste. Sie atmete schwer und in seiner Sorge hatte Arran den Unfall völlig vergessen. Er merkte es erst, als Naia seine Hand losließ. Verwirrt blieb er stehen und sah zurück. Erst da wurde es ihm klar. Sie hatte ihm so oft von dem Unfall erzählt und das sie noch immer davon eingeschränkt war. Das sie keinen Sport machen sollte. Er hatte es gehört, doch in dem Moment, als sie auf die Knie sank und flach und hastig atmete, da begriff er, das sie noch lange nicht über dem Berg war. Ihr Atem wurde immer schneller und schnappender. Zwischendurch hustete sie. Ihre Augen wurden immer größer, als die Panik über den Sauerstoffmangel ihr Tränen in die Augen trieb. „NAIA!" Schrie Arran voller Sorge. Er ließ seinen Sportbeutel einfach auf den Boden fallen und eilte zu ihr zurück. Doch kaum war er dort, wusste er nicht was er tun sollte. Alles was er sah, war ihre panische Angst und ihr zunehmend blasseres Gesicht. „HILFE!" Brüllte er verzweifelt und hob den Kopf, da kam auch schon Cesco angerannt. Der nette Mann, der jeden Tag im Cafe verbrachte. „Eine Tüte Josefa. Eine Tüte!" Erkannte er sofort. Weitere Schritte folgten ihm. Summer war direkt hinter dem alten Mann. „Naia!" Sagte sie besorgt. Kurz fanden ihre Augen die ihres Sohnes und Wut war darin, doch sie entschied sich, erst einmal Naia zu versorgen. Während Cesco mit der Hand nach der Tüte wedelte, kam Summer zu Naia und berührte ihre Wangen. „Hör mir zu Naia. Ganz ruhig. Hör auf meine Stimme. Atme, wie ich atme. Ein aus. Versuch es du schaffst es." Arran stand einfach hilflos daneben, als auch schon Nana mit der Tüte auftauchte. Sie war völlig aufgelöst, als sie die Tüte an Cesco reichte und dieser sie an Summer. Summer war Krankenpflegerin. Sie wusste sofort was zu tun war. Als das kleine Mädchen kurz aufhörte zu husten, drückte Summer ihr die Tüte über Mund und Nase. „Keine Angst. Atme weiter. Das wird dir helfen." Arran stand dort und alte Erinnerungen überlagerten das Geschehen vor ihm. Er sah eine Hand von der Liege baumeln. Spürte die alte Hilflosigkeit, die ihn als 5 Jähriger erfüllt hatte. Doch diesmal spürte er noch ein Gefühl mehr. Schuld. Er hätte die Strafe akzeptieren sollen und sie nicht so rennen lassen. Er hätte sie nicht überreden sollen in den Fluss zu springen. Es gab viele hätte in seinem Kopf und er war einfach nur erstarrt und sah zu, wie seine Freundin sich langsam beruhigte. „So ist gut." Hörte er seine Mutter beruhigend zu Naia sagen. Es beruhigte ihn nicht. Er wollte irgendetwas tun. Er wollte das hier ungeschehen machen. Doch er konnte nicht. Er war Hilflos. So hilflos wie früher und das war ein grausames Gefühl. „Oh Mi Cielo! Mi Cielo!" Rief Nana immer wieder besorgt, während Cesco einen Arm um Josefa legte. „Beruhige dich Josefa. Sie muss sich beruhigen, also musst du dich auch beruhigen." Flüsterte er ihr zu. Arran hörte es, während seine Augen an der Blonden klebten. Sie wurde tatsächlich ruhiger. Ihr Atem tiefer und gleichmäßiger. Ihre Augen noch immer von Tränen erfüllt, aber nicht mehr so weit aufgerissen. Das war der Moment, als Summer ihr die Tüte wegnahm. Ein Husten erfüllte das junge Mädchen. Ein Tiefer, in dem man den Schleim hörte, der sie quälte. Es dauerte eine Weile bis sie auch damit endlich aufhörte. Nana war wieder ruhiger geworden und an ihre Seite getreten. Hielt ihre Hand. „Oh Mi Cielo. Puedes hacerlo. Du schaffst das!" Sie küsste die Stirn ihrer Enkelin und Naia blickte erschöpft auf. „Todo bien, Nana." Es waren die ersten Worte, die sie sprach und Arran konnte hören, wie erleichtert alle ausatmeten. Sofort umarmte Nana ihre Enkelin. Drückte sie einen Moment fest an sich. „Gracias Dios!" Dann wich sie zurück nur um Naias Stirn zu küssen. „Te amo. Sei vorsichtiger." Naia nickte, während Summer aufstand und zu ihrem Sohn trat. Er sah wieder die Wut in ihren Augen, doch dann erblickte sie sein Gesicht. Ihm liefen die Tränen die Wangen hinab und er zitterte. Unfähig irgendetwas zu tun. So bekam er keine geklatscht, sondern seine Mam kam zu ihm und sank auf die Knie um ihn fest an sich zu drücken. „Du hattest auch Angst um sie nicht wahr?" Fragte sie sanft und er nickte verloren. Krallte sich in das Tshirt seiner Mutter, während weitere Tränen sein Gesicht hinab liefen. "Ich.." Ich wollte das nicht. Er brachte die Worte nicht heraus. „Sie wird wieder. Hab keine Angst. Aber macht das nie wieder. Das weißt du?" Er nickte hastig und sie strich ihm über den Hinterkopf. „Du kommst mit mir die nächste Woche ins Altersheim und kein Fußball. Verstanden?" Wieder nickte er. Er wusste, das er das verdient hatte und er wollte diese Strafe. Es gab ihm das Gefühl nicht mehr so hilflos zu sein. Er würde dafür büßen und diesen Fehler nie wieder machen. Das schwor er sich. Als Summer ihren Sohn endlich los ließ, lief dieser langsam los und zu Naia. Nana blickte auf und er erwartete Wut und Hass. Doch dort war noch immer die Erleichterung in ihrem Gesicht. „Nana.." Fing er an, doch Nana schüttelte den Kopf. „Mi nino. Von jetzt an beschützt du sie richtig ja? Sie ist nicht nur mi cielo. Sie ist auch tu cielo. Vergiss das niemals." Wieder liefen Arran die Tränen hinab, als er wortlos nickte. Er brachte kein Wort hervor. Dann erklang ein kleines schwaches Lachen. Es war fast noch ein Husten. „Ich hatte heute Spaß." Sagte Naia plötzlich und lächelte. „Ich bin lange nicht gerannt. Das war schön." Und Arran wusste, das Naia nicht log. Selbst jetzt noch sagte sie etwas damit es ihm besser ging. Doch irgendwo erleichterte es ihn, das sie wenigstens Spaß hatte. Cesco trat näher. „Komm ich trag sie rein, Josefa. Dann kann sie sich ausruhen." Nana blickte sofort auf und nickte. „Si. Gracias." Cesco warf ihr ein kurzes aufbauendes Lächeln zu. „De nada, Josefa. De nada." Es war eine Hand, die sich auf Arrans Schulter legte und so blickte er auf. „Na komm Arran. Ich denke wir gehen jetzt besser nach Hause." Sprach Summer und Arran nickte sofort. „Naia!" Endlich fand er seine Sprache wieder und Naia hob den Kopf. „Von jetzt an werde ich dich richtig beschützen!" Für einen Moment war es ruhig, ehe Naia lächelte. „Wir beschützen uns zusammen!" Sagte sie entschlossen, ehe sie ihm zum Abschied winkte und Arran es ihr gleich tat. Dann packte Summers Hand seine und sie liefen los. Fort von ihr und auch ohne das ein einziger der Erwachsenen ihn wirklich geschimpft hatte, wusste er, das er diesen Fehler nie wieder in seinem Leben tun durfte. Er durfte nie wieder zulassen, das sie sich in Gefahr begab. Das schwor er sich.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt