Kapitel 42

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Er wachte nicht auf. Stattdessen erreichten sie die Tiefgarage und es gab nur noch einen Weg. Weiter. Die Motorräder hielten neben ihnen und Rico und Leo stoppten das Auto. „Rojo. Es tut uns leid." Sprach Rico bitter. „Geht schon." Sie stiegen vor ihm aus und warteten draußen. Erst jetzt wagte er es zu Naia zu blicken. Gleich würde ganz Lirio von ihr wissen und nichts daran gefiel ihm. „Naia.." Fing er langsam an. Kurz zuckte seine Hand, doch diesmal wagte er es nicht sie zu berühren. Sie hatte aufgehört zu weinen. Langsam hob sie den Blick und es lag Angst darin. Spürte sie seine eigene? Wusste sie wegen ihm, das das hier nichts gutes bedeutete? „Es tut mir leid Arran." Sagte sie überraschend und seine Augen weiteten sich. „Na-" Jemand klopfte gegen die Scheibe und sofort tauchte Wut in Arran auf. Doch er nahm sich noch einen Moment. Naia sah schrecklich aus. Ihre Augen leuchteten rot und so nahm er sich die Sonnenbrille ab und zog sie ihr über. „Wir müssen." Sagte er endlich und schnallte sich ab und eine Mischung aus Angst und Erleichterung erfüllte ihn, als sie es ihm gleich tat. Er stieg aus und blickte in Brooks hämisches Gesicht. „Jetzt kann ich mir die Sü-" Arran packte einfach Brooks Kragen. Es war zu spät. Ganz Lirio würde jetzt von ihr erfahren. Es gab jetzt nur noch einen Weg, den er einschlagen konnte. Er war nicht perfekt im Schauspielern und er könnte niemals so tun, als war sie ihm egal. Damit blieb nur eine einzige Option. „Du hälst dich von ihr fern." Sprach Arran so bestimmt und leise, das die Drohung einer Kriegserklärung glich. Mit einem Schlag war es totenstill in der Tiefgarage. Selbst Brook verlor sein hämisches Grinsen und sah Arran überrascht an. Niemand hatte mit einer so offenen Drohung gerechnet. Niemand hatte erwartet, das er sich dafür entschied, seine Gefühle offen zu zeigen. „Naia. Komm." Er drehte dem überrumpelten Brook einfach die kalte Schulter hin und blickte zu Naia. Sie trug noch immer das schwarze Kleid und obwohl die Brille ihre Augen verdeckte, waren ihre Haare noch immer Chaos. Sie schien zu verstehen. Sie hob ihre Hand und strich sich die Haare glatt, ehe sie den ersten unsicheren Schritt machte. Man konnte ihr die Angst ansehen, doch sie zögerte nicht. Sie machte den nächsten Schritt und er nickte ihr zu. Kurz überlegte er, ihre Hand zu ergreifen, doch dann dachte er an eben zurück. Als sie vor ihm zurückgewichen war. So trat er einfach an ihre Seite und lief mit ihr auf den Aufzug zu. Passierte dutzende Fahrzeuge, die allen El Lirio gehörte. Blicke folgten ihnen stumm und nur zwei Menschen schlossen sich ihnen an. Rico und Leo. Sie eilten hinter die Beiden, als wären sie ihre Bodyguards. Brook hatte seine Worte noch nicht gefunden, als der Fahrstuhl mit einem Ding die Türen öffnete. Ein weiteres Empfangskomitee erwartete ihn darin. Azul und Necro standen im Aufzug. „Blanco will mit dir reden." Verkündete Azul ruhig. Er war ein aufgeweckter junger Mann. Auch er stach aus jeder Menge hervor. Seine Haare hatte er blau gefärbt um seinem Namen gerecht zu werden. Necro dagegen war ein stummer Zeitgenosse genau wie Leo. Er drückte einfach auf den Knopf für die höchste Ebene und blieb stumm. Der Weg zu Blancos Büro. Necro kaute gleichgültig auf einem Kaugummi herum, während Azul etwas den Kopf verengte um Naia zu sehen. Nun handelten sie alle wirklich wie Bodyguards. Sie verdeckten ihm die Sicht und aus den Augenwinkeln, sah Arran, wie Naia zu Boden blickte. Ihr war nicht wohl bei alle dem und ihm genauso wenig. „Ich habe mich schon immer gefragt was es ist." Sprach Azul plötzlich. Arran musterte ihn, doch er witterte keine Gefahr. „Was meinst du?" Azul nickte in Naias Richtung. „Dein Geheimnis. Jeder hat eines Rojo. Du hast viel zu unnahbar gewirkt. Ich liebe das Adrenalin, Necro braucht das Geld, Brook ist ein Freak. Wir haben uns immer gefragt, was dich hier her gebracht hat." Er grinste kurz. „Jetzt versteh ichs." Arran trat einen Schritt vor. Er wollte auch Azul zurechtweisen. Er würde jedem in diesem Hotel drohen. Er war wie ein Mensch, der in die Ecke gedrängt wurde und nichts mehr zu verlieren hatte. Sein Mund öffnete sich bereits und seine Hand hob sich, doch da sah er die Stockwerkanzeige. Er schloss den Mund einfach wieder und Azul lächelte. „Keine Sorge. Mir ist es egal. Ich war nur neugierig." Der Aufzug stoppte im obersten Stockwerk. Zahlreiche Wachen standen hier bereit und mit wenigen Schritten standen sie vor dem einzigen Zugang zu Blancos Büro. Dem einzigen Aufzug, der bis hoch in Blancos Büro führte. Es war totenstill, als sie auch hier einstiegen und als sich die Türen das nächste mal öffneten, erwartete sie ein riesiger Vorraum. Blancos Sekretärin saß dort an einem Tisch und sah auf. „Bitte treten ein. Blanco wartet bereits." Sie deutete auf die Tür hinter sich, ehe sie weiter etwas in ihren Computer tippte. Azul und Necro traten aus um Arran mit Naia passieren zu lassen. Bei Rico und Leo aber hoben sie die Hände. „Nur die zwei." Rico und Leo blieben stehen. Arran sah ihre besorgten Gesichter. „Verzieht euch." Warf er ihnen gleichgültig zu. Sie hatten genug für ihn getan. Brook war ihnen zwar gefolgt, doch Arran wusste das Brook auch andere Wege gefunden hätte ihn zu finden. Hätte er ihn am Bahnhof aufgegabelt, sähe es für Arran deutlich schlechter aus. „Blanco wartet." Wiederholte seine Sekretärin und Arran ließ die zwei einfach zurück. „Komm." Wieder überlegte er ihr eine Hand auf den Rücken zu legen, damit sie sich bewegte, doch sie lief von alleine los. Er konnte sehen wie Naia tief Luft holte, als fürchtete sie gleich nicht mehr atmen zu können. Nach dem Moment im Auto hätte er erwartet, das sie unter Tränen bat, fort zu können. Doch sie lief tapfer weiter. Zwei Bodyguards standen am Büro. Sie hielten Arran die Hand hin und er legte ihnen widerwillig seine Waffen in die Hand. Sie nützten ihm sowieso nichts. Wenn es hier zu Streit kam, nicht einmal er könnte das überleben. Er hätte keine Chance. Als sich die Bürotüren öffneten und er eintrat erwarteten ihn noch mehr Bodyguards. Zum kröhnenden Abschluss traten auch Azul und Necro ein, nur um an den Türen stehen zu bleiben. Und das alles geschah unter dem strengen Blickes Blanco. Ein Mann nähe den 60. Sein Haar war schneeweiß. Seine Augen bedrohlich schwarz. Elegant trug er einen schwarzen Anzug und eine teure Uhr glänzte an seinem Handgelenk. Er hatte nicht einfach am Schreibtisch gesessen und irgendetwas gelesen. Er hatte seine Ellbögen auf dem Tisch abgesetzt und blickte über seine verschränkten Finger hinweg zu ihnen. „Rojo. Schön dich wiederzusehen. Ich hatte mir Sorgen gemacht. Eine wichtige Waffenlieferung und es sind deine Handlanger, die die ganze Arbeit übernehmen. Seltsam nicht? Ah, willst du sie mir nicht vorstellen?" Blanco löste endlich seine Hände und richtete sich auf. Trat um den Tisch herum und direkt auf Naia zu. Arran hörte sie schlucken. Er wollte ihr sagen sie solle ganz ruhig reagieren, da wurde sie bereits ruhig. „Naia." Sagte Arran, als Blanco sie erreicht hatte. Blanco lächelte wie ein liebender Vater. „Ah das freut mich. Ich wollte schon immer Rojos Cielo treffen." Diesmal konnte Arran die geweiteten Augen nicht unterdrücken. Blanco wusste von ihr? Arran hatte sie nie erwähnt. Er war seit Jahren von dort fort. Dann kehrte Erkenntnis in ihn ein und seine Augen wurden ernster. Nicht mehr schockiert. Er war überprüft worden. Man hatte ihn bis aufs Mark analysiert in dem Moment, als er Teil der Familie wurde. In dem Moment, als er ein Liliacease wurde, musste Blanco jeden Stein seines Lebens umgedreht haben. Doch er wusste sogar wie Naia von Nana genannt wurde? Er wusste, das Arran so von ihr dachte, obwohl er es nur ein einziges Mal gesagt hatte? Hatte Blanco sein Tattoo durchschaut? Arran hatte nie angenommen, das es eine Schwierigkeit geben würde, weil er immer wusste, er würde nicht zu ihr zurück kommen. Er war zu unvorsichtig geworden. Zu selbstsicher. Er bereute jeden einzelnen Moment der Sicherheit. In einer Welt wie seiner gab es keine. Arran musste die Hände ballen, als Blanco Naias Hand ergriff und ihr vorsichtig auf den Handrücken küsste. Arran hatte keine Fantasien. Hatte er nie. Die Welt der Gangster war grausam und der Boss war kein liebender Vater, der um seine Schäfchen besorgt ist. Es war ein rücksichtloser Narzisst, der wollte das es lief, wie er sich das vorstellte. Jede Abweichung von der Norm war eine Gefahr und musste entweder beseitigt, oder bereinigt werden. Wie auch immer das aussah. Dort gab es eine breite Spannweite von Mord bis Einschüchterung. Arran konnte in diesem Moment nur beten, das es kein Mord wurde. „Boss." Fing er an, doch Blanco hob die Hand. Zeigte ihm ruhig zu bleiben und Arran wurde ruhig. Verstummte, während Blanco noch immer Naia betrachtete. „Ich hörte gerade von deinem Verlust. Mein Beileid Liebes." Naia schluckte, trotzdem nickte sie, als wusste sie, das es jetzt keine gute Idee war, Blanco zu beleidigen. „Danke." Blanco musterte sie einen endlosen Moment. Dann richtete er sich endlich auf und sah zu Rojo. „Mein Freund. Ich war untröstlich, als ich davon hörte. Hättest du einfach mit mir geredet Rojo. Ich hätte dich natürlich deiner Aufgabe entbunden. Es ist gefährlich, nein es ist sehr gefährlich, wenn Aufgaben nur halbherzig erledigt werden. Auch wenn ich zugeben muss, das deine Männer das gut gemacht haben. Man muss sich auf seine Männer verlassen können. Da stimmst du mir doch zu, oder nicht Rojo?" Arran schluckte und senkte den Kopf. „Ja Boss." „Die Frage ist jetzt, kann ich dir noch vertrauen Rojo, nachdem du mich einfach im Stich gelassen hast?" Arran versuchte einfach nur vor sich hin zu starren. Blanco trat näher zu ihm. Arran konnte seinen unerbittlichen Blick spüren. Das Aftershave riechen. „Und dann lässt du dich von Mortes finden und angreifen. Wir können wohl von Glück reden, das ihr es alle heil dort herausgeschafft habt." Arran ballte seine Faust so fest, das sich seine Fingernägel bereits ins Fleisch bohrten. „Ich war wirklich untröstlich. Ich war kurz davor an dir zu Zweifeln aber jetzt." Blanco klatschte in die Hände und trat näher zu Naia. Berührte eine ihrer Haarsträhnen. „Jetzt ist alles klar. Liebe macht blind nicht wahr? Selbst den Besten. Es setzt einem dumme Flausen in den Kopf. Ein Glück haben wir euch gefunden, bevor ihr euch selbst geschadet habt. Naia. Ich bestehe natürlich darauf, das du mein Gast wirst. Rojo sei unbesorgt, ich werde ab jetzt ein Auge auf diesen wunderschönen Himmel haben, damit du dich ohne Sorge um deine Aufgaben kümmern kannst. Wir verstehen uns doch?" Arran schnürte es die Luft ab. Das hier war eine so klare Drohung. Blanco hat Rojos Verrat gespürt. Er hatte Naia herbringen lassen, um ihn unter Kontrolle zu halten. Naia hatte Recht. Man konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch. Ab jetzt würde man ihn beobachten. Man würde ihn und sie beobachten. Man würde Naia hier einsperren und Arran würde es so fast unmöglich werden, sie aus dieser Stadt zu schaffen. Es müsste ein Wunder geschehen. Er würde Rojo bleiben und Naia sah endgültig was Rojo war. Sie hatte davon gehört, doch sie hatte gezittert und gezweifelt, kaum das sie den ersten Schuss wirklich erlebt hatte. Sie würde entweder daran zerbrechen oder abstumpfen. Es war zu spät gewesen. Es gab für ihn keinen Ausweg mehr. Nicht nur hatte er Nanas Beerdigung entweiht, er hatte auch ihren letzten Wunsch binnen Stunden zunichte gemacht. Alles was ihm blieb war eines. „Ja Boss." „Sehr schön. Ihr könnt gehen. Bianca!" Rief Blanco laut und die Sekretärin trat ein. „Ja?" „Richte unserem Gast doch bitte ein Zimmer auf Rojos Etage her und organisiere eine Bodyguard für sie. Wir möchten doch sicher gehen, das ihr nichts passiert." Bianca nickte und verschwand. Ein letztes Mal legten sich Blancos kalte Augen auf Rojo. „Genießt eure Zeit zusammen meine Hübschen und seit Vorsichtig. Ein falscher Schritt aus diesem Stockwerk und eure Leben könnten auf dem Spiel stehen. Man weiß ja nie."

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt