Kapitel 84

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„Wir sollten überlegen, wie wir entkommen." Warf Leo ein. Es war selten, das er sich an Gesprächen beteiligte, doch es waren die Worte, die sie jetzt brauchen." „Und wie?" Fragte Rico nervös. Immer wieder glitten seine Augen über das Geländer hinab. Auch er war zu Rascal und Azul getreten. Es war Brook der aufsah. „Sicher nicht über die Wäscheschächte. Meine Männer kannten den Plan. Sie werden ihn jetzt bewachen und nur auf uns warten." Azul sah überrascht auf. „So wart ihr also zu mir hochgekommen? Damit hatte ich nicht gerechnet." Brook und Arran grinsten kurz auf, doch als die ersten Schüsse zu ihnen hoch schossen, verlor sich der Stolz. Die drei am Geländer wichen hinter Säulen zurück. Rico war der erste, der immer wieder dahinter erschien, nur um die Leute unter ihnen wenigstens etwas zu beschäftigen. Ihnen Zeit zu verschaffen. Rascal schloss sich ihm an und bewies erneut, das er zu mehr fähig war, als er Arran all die Zeit gezeigt hatte. Arran dachte fieberhaft nach. Ein Teil in ihm wollte herausfinden, wo Tomás und Blanco jetzt waren, doch er wusste, das er das erst klären sollte, wenn sie entkommen waren. Was hatten sie? Nachdenklich zog er die Masterkarte des Hotels hervor. Sie hatten immer noch die Masterkarte, doch sie würde ihnen wohl kaum nutzen. „Du hast sie gefunden?" Fragte Azul plötzlich überrascht. Arran sah verwirrt auf. „Du nicht?" Etwas bitteres tauchte auf Azuls Gesicht auf. „Nein. Das beweist wohl, das er mir nie wirklich vertraut hat." Selbst Arran konnte diese Bitterkeit verstehen. Azul hatte all das nur getan, um Blancos Aufmerksamkeit zu bekommen und diese Karte bewies, das er ihn durchschaut hatte, ihm Azul aber egal war. Azuls Blick wurde konzentriert. „Und so seit ihr an meinen Wachen vorbei. Ihr habt gewartet bis sie einfach an euch vorbei kommen."

Erkannte Azul weiter. Er schien etwas abzuwiegen. Er wirkte nachdenklich während Arran nickte. „Hey Rojo. Dein Plan ist ihn zu töten. Oder?" Fragte Azul plötzlich und dort tauchte Wut in seinen Augen auf. Wut und Hoffnung. „Ja. Ihn und Tomás." „Dann nimm die Scheiß Karte und geh runter. Brook und ich lenken sie ab. Lasst sie an euch vorbei rennen." Brook lachte auf. „Wieso sollte ich das tun?" „Mit deiner Wunde würdest du ihn eh nur ausbremsen." Arran sah zwischen beiden hin und her und wieder war er überrascht, als er Sorge in sich fand. Sie wollten das für ihn tun? War das ein Scherz? Sie drei waren all die Jahre nie gut miteinander zurecht gekommen. Azul hatte Arran hintergangen. Brook war sein Feind gewesen und jetzt standen Beide hier und wollten ihn ziehen lassen? „Das wäre euer Todesurteil." Erkannte Arran ernst. Er sollte ihm egal sein, was mit den Beiden passierte. Doch das war es nicht. Es war ihm nicht egal. Plötzlich rissen Brook und Azul die Waffen hoch und zielten auf Arran. „Du solltest uns nicht unterschätzen Rojo." Brummte Azul und auch Brook sah ernst drein. „Das hier haben wir uns selbst eingebrockt. Wir können nicht alle verschwinden. Jemand muss sie ablenken. Hau schon ab." Azul trat sogar vor. Näher zu Arran. „Aber vergeig es nicht. Ich überlebe das hier und wenn du es nicht durchgezogen hast, dann werde ich dein Erzfeind." Für einige Augenblicke wurde es still um sie alle. Das hier war anders als Arran es sich vorgestellt hatte. Alles war anders geworden. Eine Szene, die er sich nicht hatte vorstellen können. Azul und Brook, die bereit waren sich für Arran zu opfern. Arran ballte die Faust. Viele Optionen waren ihm durch den Kopf gegeistert. Doch er wusste. Keine war so gut wie diese. Und er wusste, das er Zeit verschenkte. Kurz schloss er die Augen, dann drehte er sich weg. Sah zu der Rampe, die sie gleich hinabrennen würden. „Sterbt nicht." Sprach er ernst und er hoffte wirklich das sie es nicht taten. „Werden wir nicht." Antwortete ihm Brook. Rico sah buff drein. „Warte was? Das kann nicht dein ernst sein." „Ist es aber. Los. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verschwenden." Damit rannte Arran los. Kurz zögerten seine drei Begleiter, doch dann hörte er auch ihre Schritte. „Wie weit sind sie noch weg?" Fragte Arran fokussiert. Hörte Schüsse aus dem 22. Stockwerk. Brook und Azul begannen bereits wieder die Feinde abzulenken. Rico hatte es zuvor getan. „17. ca." Arran nickte. „Wir gehen in den 19. Rennt so schnell ihr könnt im Schatten." Dann stürmte er regelrecht los. Noch immer mit diesem seltsamen Gefühl von Sorge in seiner Brust. Er wusste würde alles klappen, er würde nie erfahren, ob die Beiden dieses Opfer überlebt hatten. Er würde von hier verschwinden und dieses Wissen einfach hinter sich lassen. Es war ein seltsames Gefühl. Er wusste nicht, ob es Sorge allein war. Oder Dankbarkeit. Er wusste nur eines. Es tat ihm Leid. Mit seinen drei Freunden nutzte er dieses Geschenk aus bis sie den 19. Stock erreichten und ein x-beliebiges Zimmer wählten. Hineinhuschten und still warteten. Keiner sagte ein Wort, als die ersten Männer an dem Zimmer vorbeirannten. Sie alle teilten was Arran fühlte. Sie alle fühlten sich schuldig. Als sie das Zimmer wieder verließen. Weiter hinab rannten und immer wieder in Zimmern verschwanden, wenn neue Männer die Rampe hochrannten. Sie hörten Kampfgeräusche im obersten Stockwerk. Explosionen. Azul und Brook kämpften mit allem, was sie hatten. Doch je tiefer sie kamen, desto schlechter hörten sie was vor sich ging, bis sie gar nichts mehr davon hörten. Bis die Kampfgeräusche im Erdgeschoss überwogen. Es gab wohl noch einige, die von all diesen Intrigen nichts wussten. Die nichtsahnend ihr Leben für einen Kampf opferten, der keine Bedeutung für Blanco und Tomás hatte. Arran fühlte Wut in sich. All diese Opfer nur um zwei Köpfe zu töten und Clavol hervorzulocken. Zwei Männer sich jetzt opferten, um Arran und seine Freunde ziehen zu lassen. Als sie die unteren Stockwerke erreichten, beachtete sie niemand mehr. Hier waren keiner der eingeweihten Verräter. Es war enttäuschend leicht, sich unter die Kämpfenden zu mischen. Stück für Stück Richtung Ausgang zu kämpfen. Wieder zu töten und damit für weitere Tote zu führen, die nicht nötig waren, bis sie schließlich aus dem Gebäude und hinaus auf den Platz gelangten. Einfach im Zick Zack losrannten, bis sie in einer Gasse verschwanden. Doch sie blieben nicht stehen. Sie rannten weiter. Richtung Parkhaus. Die Treppen hoch. „Was jetzt Boss?" Fragte Rascal, während Arran mit sich rang. Er versuchte diese Gefühle in sich wegzuschieben. Diese Wut und diesen Hass, den er für diese zwei Anführer empfand. Die eigene Schuld Azul und Brook zurückgelassen zu haben. Diese Kämpfe im Erdgeschoss nicht verhindern zu können. Er musste sich jetzt konzentrieren. All das konnte nur Enden, wenn die Anführer fielen. Doch das führte zu einer einfachen und doch so schweren Frage. Wo waren Tomás und Blanco jetzt? Er blieb Rascal seiner Antwort schuldig, weil er nachdachte. Er erinnerte sich an Naias Worte. Variante 4. Der neutrale Boden. Wie hatte er ihre Idee nur so abschmettern können. Wie hatte er glauben können, es besser zu wissen, wenn sie Dinge sah, die sonst niemand wahrnahm. Ein neutraler Boden? Wo war dieser neutraler Boden, wenn die ganze Stadt in Chaos verfiel. Wenn überall entweder Lirios oder Mortes herumstanden. Wenn nur die eigenen Verstecke wirklich sicher waren. Es wurde Zeit das Arran seinen Verstand benutzte. Was wusste er über die Beiden? Sie waren paranoid, selbst überzeugt und gerissen. Sie spielten ihre Feinde gegeneinander aus und doch schienen sie den jeweils anderen als ebenbürtig anzusehen. Sie beide waren Furcht einflössend, aber nur, weil sie Autorität ausstrahlten. Autorität, die auf Angst basierte, obwohl keiner der Beiden sonderlich stark war. Sie hatten einen Hang zum theatralen. Sie konnten kommunizieren, ohne es offen zu tun. Sie verstanden sich auf einer ganz anderen Ebene, weil sie sich kannten. Zusammen bereits in Las Floras geführt hatten. Sicher hatten sie schon damals heimlich miteinander Informationen ausgetauscht ohne sich zu verständigen. Was war es? Wie taten sie das? Langsam erinnerte sich Arran an den Plan mit all den Stecknadeln. Stecknadeln von Lirios und Mortes Männern. Stecknadeln mit wenigen Aufeinandergetroffenen. War es das? Selbst wenn es das war, wie sollte Arran das helfen? Es würde ihn zu viel Zeit kosten den Geheimcode dahinter zu verstehen. Neutraler Boden. Er konzentrierte sich lieber auf Naias Worte. Was war ein neutraler Boden für zwei so theatralische Personen? Plötzlich blieb er stehen, als wäre er gegen eine Wand gerannt. Natürlich. Welcher Ort war theatralischer, als das Haus, in dem Blanco Tomás hatte niederschießen lassen. Vielleicht sogar höchst persönlich. Doch war das wirklich neutraler Boden? Es könnte auch das andere Haus sein. Marcos Villa. Dort wo Naia angeschossen wurde. Arran war sich sicher, das es einer der beiden Orte sein würde, doch welcher? Er musste eine Entscheidung treffen. „Rojo." Erklang es durch den Knopf an seinem Ohr. Genau dann, als er sie am meisten brauchte. Juans Männer, die sich ihm angeschlossen hatten. „Ihr lebt?" Antwortete er ihnen. Die Verbindung war deutlich besser als zu Juan. Scheinbar waren sie nicht mehr in Kämpfe verwickelt. „Wir haben gesehen, das du geflohen bist. Was ist passiert?" Stimmt. Er hatte sie ganz vergessen. Sie nicht in seinen Plan eingeweiht. Er brauchte sie jetzt. Es war eine 50/50 Chance. „Sie werden nicht ins Hotel kommen. Sie sind wo anders. Ich habe eine Aufgabe für euch." Welches Haus sollte er wählen? Welches sie? Nervosität setzte ihm zu. Er wusste es einfach nicht. Er hätte gerne Naias Meinung gehört, doch diesmal würde er ohne sie auskommen müssen. Er konnte das. Er wusste wie sie es anstellte. Er hatte es bei Guevara hinbekommen. Bei Azul. Bei Brook. Wenn er auf seinen Instinkt hörte, würde er es wieder schaffen. „Blanco und Tomás treffen sich auf neutralem Boden. Wir haben zwei Optionen. Meine Männer und ich werden zu Marcos Haus gehen. Geht zu Tomás alter Villa. Einer von uns wird auf die Anführer treffen. Wenn ihr es seit. Schaltet sie aus und seit vorsichtig. Sie werden dort mit ihren besten Männern sein." Rico, Leo und Rascal sahen überrascht auf, während es wieder knackte und einer von Juans Männern antwortete. „Verstanden." Rico trat vor. „Marcos Haus?" Fragte er verwirrt und Arran nickte. „Ja Marcos Haus." Auch Rascal trat näher. „Wieso Marcos Haus?" Keiner schien anzuzweifeln, das die Beiden an einem der Orte waren. Nur das Arran sich dafür entschieden hatte, das machte sie neugierig. Endlich sah er auf mit Entschlossenheit in seinen Augen. „Ich habe keine Ahnung." Sagte Arran überraschend und dann grinste er. „Aber mein Gefühl sagt mir, sie werden dort sein." Rico fuhr sich ungläubig durch die Haare, dann grinste auch er. „Du hattest schon immer ein gutes Gefühl." Leo wandte sich einfach ab um zum Fahrersitz ihres Autos zu gehen. Rascal sah verwirrt hin und her. „Und wenn sie nicht dort sind?" Es war Arran, der den Kopf schüttelte. „Sie werden dort sein. Marco. Clavol steht für das, war Marco wollte. Wenn Blanco und Tomás uns durchschauten und Las Floras wiederbeleben wollen, welchen dramatischeren Ort könnten sie dafür wählen, als den Ort der Clavol so viel bedeuten könnte?" Rascal schnaubte. „Das ist alles? Darauf stützt du unseren Plan?" Arran warf Rascal ein Grinsen zu. „Hast du einen besseren Plan?" Schweigen. Rascal schluckte, dann wandte er sich dem Auto zu in dem Leo und Rico bereits saßen. „Hoffen wir, das sie dort sind." Dann stieg auch der ehemalige Spitzel ein. Das Grinsen verschwand von seinem Gesicht, als auch Arran ihnen folgte. Betend, das sein Gefühl ihn nicht täuschte.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt