Wie erschlagen blieb er kurz stehen. Naia war in der Stadt. Mortes hatte seine Taktik geändert und die Außenbezirke aufgegeben. Bedeutete das? Mit einem Schlag rannte er los. Langsam hörte er wieder das Rascheln seiner eigenen Schritte und jene, die ihn auch wieder zu hören begannen. Er spürte wie Äste und Dornen über seine Haut ritzten, doch er rannte trotzdem weiter. Hielt sich hier und dort kurz die Hände vors Gesicht, bis er den Parkplatz erreichte. Feinde. Sie hatten nur auf seine Rückkehr gewartet. Die Reifen des SUVs, mit dem er gekommen war, waren zerschlitzt. Sicher, man konnte auch auf Felgen fahren, doch nicht, wenn man es eilig hatte. Die Feinde hörten, wie er kam und richteten ihre Waffen auf ihn, doch diesmal schien Rascal zu treffen. Er sprang ebenfalls aus dem Dickicht und schoss, wie es Arran tat. Die Kerle fielen einfach in sich zusammen. Arran hatte keine Zeit sein Gewissen damit zu belasten. Dort waren noch immer Leute hinter ihm. „DA!" Rief Rascal. Sie hechteten regelrecht über den Parkplatz und hinter ihr nutzloses Auto. Schüsse prallten an dem Metall des Wagens ab. Funken sprühten. Sie warfen sich instinktiv Blicke zu. Was jetzt, lag in ihren Augen. Dann sahen sie fort. Sahen sich um. Nicht weit entfernt standen fahrtüchtige Wägen von Mortes. Fast sofort zog Rascal eine Blendgranate hervor. Die selbe, die auch Arran geworfen hatte. Sie nickten sich zu, dann zog auch Rascal den Stift und warf sie. Sie pressten die Augen zu und wieder wurde es erst laut und dann sehr still. Geprägt von einem nervtötenden Piepen. Trotzdem hechteten die Beiden los und zu dem Wagen. Sie nutzten ihre Waffen um auch dort die Mortes auszuschalten. Sie waren kaum drin, als weitere Schüsse einschlugen. Die Scheiben splitterten, als sie die Köpfe einzogen und den Motor starteten. Die Kerle von Mortes waren so nett ihnen den Schlüssel stecken zu lassen. Dann drückte Arran Vollgas. Die Reifen drehten durch, dann bekamen sie Grip und der Wagen schoss los. Arran achtete gar nicht darauf den Motor sanft anzufahren, nein er überdrehte die Umdrehungen, bis das Ding mit maximaler PS fuhr. „Polizeifunk!" Rief Arran Rascal knapp zu und dieser zog aus einer Tasche ein kleines Ding, das an ein Walkie Talkie erinnerte. Er drehte an den Knöpfen bis er ein Signal empfing. „... Code 52. An alle Fahrzeuge. Code 52. Angriff im Stadtkern..." Fast in Dauerschleife verkündete der Funkverkehr von schweren Gefechten im Stadtinneren und von Alarmstufe Rot. Sie waren also nicht die einzigen. Etwas größeres ging vor sich. „Schalt um." Befahl Arran während er den Wagen, wie ein Verrückter, bei weit über 100 km/h, durch die Stadt jagte. Rascal verstand und schaltete auf ihren internen Funk um. Sie nutzen die Frequenz nur bei Notfällen. „.. Schüsse im Hotel!" Arrans Augen rissen weit auf. Das Hotel war unter Beschuss?! „Necro und Rosada gefallen. Azul unter allen Umständen fangen!" Azul? „Dieses Arschloch!" Fauchte Arran wütend. Azul war der Verräter? Er kannte diesen schrillen Zeitgenossen schon fast seit seiner Anfangszeit. Azul war anfangs sein Boss gewesen. Er war ein Verräter und Mortes beigetreten? Seit wann? Und er verkaufte Arran an diese Drecksäcke? „Sie ziehen sich zurück!" Erschallte es durch den Funk. Schon? Was nur war hier los? Waren all die Angriffe nur Ablenkungen gewesen? Damit Azul Necro und Rosada ausschalten konnte? Gab es einen Angriff auf Blanco? Sicher würden sie sowas niemals über den Funk verbreiten. Wenn man Blanco erwischt hatte, all das Chaos. War das vielleicht Arrans Chance Naia dort rauszuholen? Wenn er schnell handelte. Dann knirschte der Funk. „Rojo, wenn du das hörst. Ich habe sie. Und wenn du weißt was gut für sie ist, dann kommst du zu uns." Azul. Er wusste das Arran den Funk abhörte? Wusste er, das Arran dem ersten Ambush entkommen war? Wenn er ein Verräter war, dann hielt er wohl zu Mortes Kontakt. Arran krallte seine Finger ins Lenkrad, während er eine Vollbremsung hinlegte. Erst schleuderte es seinen und Rascals Kopf nach vorne, dann zurück in den Sitz. Die Reifen quietschten über den Asphalt. Rascal flog das Empfangsgerät fast aus der Hand. Er hatte es gerade so noch halten können. „.. Na sag schon was Cielo..." Ein Knacken erklang. Scheinbar versuchte jemand Azuls Signal zu stören. Es gelang ihm nicht. „So du willst tapfer schweigen, damit er mir nicht glaubt." Ein Schuss war durch den Funk zu hören. Arrans Herz blieb stehen, während ein Schrei erklang. Es war kein Schmerzensschrei. Arran hatte genug gehört um das zu erkennen. Nein es war ein Schreckschrei. Naia. Der Schuss hatte sie erschrocken. Kurz wurde es still, ehe Naias Worte doch erklangen. „KOMM NICHT!" Azuls Lachen durchbrach ihre Forderung. „Rojo, sie gehört jetzt uns." Arran starrte wie erschlagen auf die Armatur vor sich und doch nahm er sie nicht wahr. Was nur ging hier vor sich? Man wollte ihn. Das hatte Mortes in der Bucht bewiesen. Arran versuchte eine Lösung zu finden, doch sein Kopf war einfach nur leer. Sein Herz vergaß zu schlagen und er zu atmen. Was sollte er jetzt tun? Wie konnte er sie retten? Was wollte Azul mit ihr? Wollte er Arran? Aber für was? Es gab kaum etwas von dem Arran mehr wusste als Azul. „Rojo. Sie kommen." Rascal versuchte die Aufmerksamkeit seines Bosses zu gewinnen. Arran hob tatsächlich den Blick und sah im Rückspiegel Autos heranfahren. „Steig aus und verschwinde Rascal." Sprach Arran die ersten Worte. Dann sammelten sich langsam seine Gedanken. Er brauchte etwas Zeit. Wenigstens ein wenig. Rascal hatte sich schon abgeschnallt, da fuhr Arran einfach wieder los. Es presste einen verwirrten Rascal ins Polster. „ROJO?!" Arrans Blick wurde ernst. „Ich weiß, das du ein Spitzel bist Rascal." Sagte er plötzlich, als er fast nichts mehr zu verlieren hatte. Als es nicht mehr wusste, wie es weiter gehen sollte. Er wusste er würde gehen wo auch immer Azul ihn haben wollte und singen was auch immer er hören wollte. Rascal hob seine Waffe und zielte genau auf Arrans Kopf, doch Arran störte sich nicht daran. „Ich werf dich am Hafen raus. Finde Rico und Leo. Sag ihnen das ich dich schicke und sag ihnen: >Las Floras ist die Lösung.< Sie werden verstehen. Sie werden dir helfen. Sie werden dem Militär helfen." Rascal ließ langsam seine Waffe sinken. „Las Floras? El Lirios alte Gang?" Arran nickte. „Ich weiß nicht wie, aber diese Vergangenheit ist etwas, von dem mich Blanco fernhalten wollte." „Wieso verrätst du mir das?" Fragte Rascal misstrauisch, während sie dem Hafen immer näher kamen. „Ich muss sie retten und das kann ich weder bei Lirio noch bei Mortes. Das kann ich nur, wenn sie irgendwann mal weit weg von hier ist." Rascal ließ endgültig seine Waffe sinken und sah ihn ernst an. „Du hoffst ich hol sie da raus und bring sie in ein Zeugenschutzprogramm." Erkannte Rascal langsam und Arran nickte. „Rascal, sie ist unschuldig. Sie ist wegen mir in das alles hier reingerutscht. Sie hat es verdient." Eine Stille entstand, während Rascal nachdachte. Dann endlich nickte er. „Gut, aber ich kann dir nichts versprechen." Er sicherte seine Waffe, nur um sie in die Hose zu stecken. Sie waren noch ein Stück vom Hafen weg, doch sie konnten schon das rote Feuer der brennenden Container sehen. Das war der Ort an dem Arran anhielt. Rascal war nicht mehr angeschnallt und so öffnete er die Tür und hüpfte aus dem Wagen. Sie warfen sich einen letzten Blick zu, dann verschwand der Spitzel zwischen den Häusern und Geräten. Auch Arran stieg langsam aus, doch er verschwand nicht zwischen den Häusern. Er lief um den Wagen herum und stellte sich davor. Sah mit erhobenen Händen zu, wie die Fahrzeuge auf ihn zufuhren. Waffen sich auf ihn richteten. Er erwartete in einer Salve durchlöchert zu werden, doch das wurde er nicht. Nein. Sie stiegen tatsächlich aus, die Waffen auf ihn gerichtet. „Dreh dich zum Auto!" Brüllte jemand mit Sturmhaube. Er gehorchte ohne auch nur eine Sekunde an Gegenwehr zu denken. Er hatte sich kaum umgedreht, da drückte ihn jemand gegen das Auto. Jemand riss seine Hände herunter und legte ihm Handschellen an. Jede einzelne seiner Waffen wurden ihm abgenommen. „Ich würde dich Bastard umbringen, wenn ich könnte." Hauchte ihm ein hasserfüllter Feind zu. Sicher hatte Rojo ihm schon wichtige Freunde genommen. Arran konnte nicht gerade behaupten, das er sich bei Mortes beliebt gemacht hatte. Man zerrte ihn mit einem Ruck vom Auto fort und ihm wurde ein Sack über den Kopf gestülpt. Er würde also endlich herausfinden, wo sich Mortes Versteck befand. Das einzige, das Lirio nie herausfinden konnte. Hätten sie es gewusst, Lirio hätte längst einen direkten Angriff auf Mortes gewagt. Jetzt also würde er es kennen lernen und er wusste, er würde es dort nicht mögen.
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Sein roter Himmel - Su Cielo Rojo
RomanceManchmal fängt es als Freundschaft an. Als kleine Kinder, die wie Geschwister aufwachsen. Zusammenwachsen, bis sie sich ein Leben ohne einander nicht mehr vorstellen können. Wohin kann eine solche Verbindung führen, in einer Stadt, die unter den stä...