Kapitel 63

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Eine seltsame Stille setzte ein, als Arran und Naia das Zimmer wieder verließen. Man konnte fühlen, wie alle ihre Muskeln anspannten. Bereit Arran ein weiteres Mal von seinem Mord abzuhalten. Eben noch hatte Arran locker gewirkt, doch er war es nicht. Sein Herz klopfte ihm hart in seiner Brust und er spürte wie verkrampft seine Gesichtsmuskeln waren. In dieser festgefahrenen Situation ließ er seine Augen über alle Anwesenden streifen, ehe sein Herz für einen Moment stoppte. Nicht weit entfernt neben Juan saß der Kerl. Er hatte ein Eispack in den Händen mit dem er eine seiner Wangen kühlte, während seine Platzwunde verklebt worden war. Arran musste schlucken, als der Impuls zurück war, den Kerl windelweich zu prügeln. Noch immer hatte er seine Waffe. Es wäre ein leichtest. Er war ein guter Schütze. Entgegen seines Bedürfnisses trat er langsam auf Juan und den Typen zu. Alle Augen lagen auf ihm. Auch Naias. Doch zu seiner Überraschung hörte er keine Schritte hinter sich. Sie war an der Tür stehen geblieben. Vertraute sie ihm? Glaubte sie, das er das jetzt durchziehen würde? Er wusste nur, wie Wut in ihm aufstieg und wie etwas anderes in ihm dagegen ankämpfte, bis er plötzlich direkt vor Juan und dem Typen stand. „Ich lasse dir viele Freiheiten Rojo. Aber du wirst keinen meiner Männer erschießen. Ihr steht auf der gleichen Seite. Vergiss das nicht." Arran starrte erst Juan an und dann den Typen. Gott er verspürte den Drang seine vergangenen Träume wahr werden zu lassen, doch stattdessen nickte er in die Richtung des Kahlkopfes. „Wie heißt du?" Fragte Arran Naias Rat befolgend. Würde einen Namen zu bekommen irgendetwas an seinen Gefühlen ändern? „Ethan." Antwortete der Typ. Ethan. Arran fragte sich noch immer was er mit diesem Namen sollte. Er hatte gehofft er würde Naias Bitte verstehen, wenn er den Namen hatte. Doch es half ihm nicht. So tat er, für was er hergekommen war. Er preschte vor und verpasste dem Kerl noch einen Schlag auf seine schmerzende Wange. „Nur das wir uns verstehen Ethan. Ohne Naia, wärst du jetzt Tod. Du hast meine Mutter erschossen und im Grunde hast du Rojo erschaffen. Du solltest ihr danken, denn ich habe jeden Grund dich kalt zu machen." Zu seiner Überraschung hatte Juan diesmal nicht eingegriffen. Arran hatte wahrgenommen, wie alle zuckten, als er den Schlag verteilte, doch niemand mischte sich ein. Scheinbar würden sie nur eingreifen, wenn er die Waffe zog, die er wieder in seine Hose gesteckt hatte. Der Schlag hatte Ethan auf seine vier Buchstaben verfrachtet. Er leckte im Mundinneren herum. Dort musste Blut sein, denn er verzog das Gesicht. Dann aber, stand er auf. „Die hab ich verdient." Erkannte er, ehe er Arran direkt anblickte. „Ich hab viel Scheiße gebaut in meiner Jugend. Aber nur das wir uns verstehen Rojo. Hier drinnen sind einige, die auch dich gerne erschießen möchten. Du hast uns allen einen Freund genommen. Du verdankst es allein Juan, das wir dich nicht fertig machen." Hatte er das? Er löste seinen Blick von Ethan und blickte herum. Er sah nickende Köpfe, die Ethan wortlos zustimmten. Er sah aufflammende Wut in manchen Augen. Das Zucken von Fingern an Abzügen, die sie nicht drückten und Waffen, die sich nicht auf ihn richteten. Arran hatte nie darüber nachgedacht, wie vielen Familien er wohl die Angehörigen genommen hatte. Er hatte versucht niemals jemanden unschuldiges zu erwischen, doch Freunde hatte er trotzdem entzweit. „Was ist, wollt ihr mir auch alle eine verpassen?" Rief er selbstbewusst in den Raum hinein. Einige sprangen regelrecht auf, doch da trat Juan vor. „Es reicht jetzt. Wir brauchen Rojo und das nicht im Krankenhaus. Klärt das, wenn wir unser Ziel erreicht haben." Blickte tauschten sich. Nur mit viel Widerwillen setzten sich die Aufgesprungenen wieder hin. „Rojo, Naia. Bitte folgt mir. Lasst uns in Ruhe reden." Ein letztes Mal blickte Arran zu Ethan. Er konnte es nicht glauben, das er nach all den Jahren diesen Kerl einfach so damit davon kommen ließ, doch er wandte sich tatsächlich ab und ließ den Kahlkopf zurück. Jetzt hörte er Schritte hinter sich. Schnelle, weil Naia versuchte zu ihnen aufzuschließen, bis sie über eine Treppe hinweg im ersten Stock in einen Raum gingen. Ohne jeden Zweifel war es eigentlich als Schlafzimmer gedacht gewesen, doch jetzt befand sich hier ein Schreibtisch, der nicht ansatzweise den Stil des restlichen Gebäudes einfing. Er wirkte nach all den schönen Möbeln völlig fehl am Platz. Juan setzte sich in aller Ruhe auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch und Naia und Arran nahmen auf Stühlen vor dem Schreibtisch platz. Es wurde also Zeit, sich anzuhören, was Juan zu sagen hatte.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt