Gestern noch war ihr Leben eine Achterbahnfahrt gewesen. Von der Freude auf dem Rummel zu der bitteren Tragödie ihres Raubes bis hin zum neuen Gefühl von Familie. Es hatte alles gegeben. Mehr als eine Tag füllen sollte. Mehr noch als eine Woche oder ein Monat füllen sollte. Doch es war nun einmal so passiert. So erwachte Arran an einem Sonntag Morgen in Naias Bett. Für einen Moment war er irritiert. Er sah die Sternendecke, die nun nicht mehr leuchtete und verstand nicht wo er war, bis die Erkenntnis ihn langsam erreichte. Er richtete sich so schlagartig auf, das Naia neben ihm murrte. „Oh Sorry. Aber Naia!" Sagte er fassungslos. Es war kein Traum gewesen oder? Er brauchte Gewissheit. Verschlafen drehte sich Naia von ihm weg, doch er schüttelte an ihr bis sie mürrisch ein Auge öffnete und über ihre Schulter zu ihm blickte. „Was denn?" Brummte sie bis ihr klar wurde, wer dort neben ihr war. „Arran!" Entwich es ihr und mit einem Schlag richtete auch sie sich auf. „Guten Morgen Arran! Una Familia!" Erkannte sie und er nickte eifrig. Es war wirklich kein Traum gewesen! „Una Familia Naia!" Fassungslos umarmten sie sich, ehe sie auch schon aufsprangen. Sie stürmten regelrecht aus dem Zimmer und wie zu erwarten waren Nana und Summer bereits wach. Summer saß mit einem Kaffee am Tisch, schälte Kartoffeln und redete mit Nana, während diese Spiegeleier brutzelte. „Guten Morgen. Gut geschlafen?" Fragten die Frauen und sofort standen die Kinder vor den Beiden. „Mama!" „Nana!" Sagten sie gleichzeitig und die Frauen lächelten. „Ihr habt uns gehört mh?" Fragte Summer und Arran blickte ertappt drein. So beugte Summer sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Es ist also kein Traum?" Fragte Naia fröhlich und Nana hob begeistert ihren Pfannenwender. „Si, mi Cielo. Somos una familia! Wir sind jetzt eine Familie!" Naia hopste sofort auf und ab. Auch Arran wurde ganz hibbelig, als er das sah. „Das heißt wir ziehen wieder um und räumen das Zimmer auf?" Seine Finger zeigten auf das Rümpelzimmer und Nana lachte. „Ja. Das ganze Viertel wird uns helfen!" Rief sie glücklich. „Wirklich?" Fragte Naia begeistert und Arran sah herum. „Aber die schauen doch immer nur!" Brummte er, doch Nana schüttelte den Kopf. „Nicht hier. Verás. Du wirst sehen. Siéntate. Setzt euch. Esst Frühstück. Heute wird ein anstrengender Tag!" „JAAA!" Rief Naia fröhlich und holte sich zwei Schüsseln. Für sich und Arran. Arran holte die Löffel und dann die Milch. Naia die Cornflakes. „Für was sind die Spiegeleier und Kartoffeln?" Fragte Arran nun neugierig. „Unser Mittagessen. Wir werden später keine Zeit mehr dafür haben und ihr sollt gut essen." So aßen sie alle zuasmmen ihr Frühstück und schon jetzt hatte Arran das Gefühl, das er immer hierher gehörte. All die Zeit, in der er seine Nachmittage hier verbracht hatte, hatte er sich eingelebt. Es war richtig und es fühlte sich gut an. Auch seine Mutter sah glücklich aus. Das Essen war kaum fertig gekocht und das Frühstück gegessen, da klingelte es bereits. „Ah Cesco!" Erkannte Nana als sie die Tür öffnete. Der Mann mit seiner unverwechselbaren Schiebermütze trat ein nur um sie kurz vom Kopf zu ziehen. Er wedelte mit ihr zum Gruß, dann trat er ein. „Josefa! Grüß dich!" Hinter ihm standen noch weitere Männer. Sie nickten alle zum Gruß und Summer sah buff drein. „So viele?" „Si si! Viel zu tun." Sagte Nana kurz. Dann sah sie zu den Kindern. „Wollt ihr helfen?" „JA!" Sagten Beide bestimmt. Während Nana mit einigen Freunden das Extrazimmer leerte und sie die Sachen aufs Dach in den kleinen Dachschuppen brachten, räumte Naia ihr Zimmer auf. Es würde nicht alles in das Extrazimmer passen, so würden sie auch etwas bei Nana und ihr einräumen. Naia störte sich nicht einen Moment daran und auch Arran nicht. Als Summer mit Cesco zur ihrer ursprünglichen Wohnung zurück ging, ließ sie Arran ganz bewusst zurück. Er musste das Chaos kein zweites Mal sehen. Stattdessen blieben Naia und Arran so lange im Cafe und spielten Brettspiele. Nana hatte den Laden geöffnet, doch statt etwas zu verkaufen, trugen Freunde Essen herein, für jeden, der heute hier half. Auch Jacob und seine Mutter waren gekommen, doch die drei Freunde fraßen sich eher durch das Essen als zu helfen. Sie konnten beobachten, wie die Männer ein großes Bett und Schränke vorbeitrugen. Arran hatte keinen davon je gesehen und so vermutete er, es war wie mit dem Essen. Das Viertel schenkte es ihnen. Konnte ein Viertel wirklich auch so sein? Er hatte sich immer wie ein Außenseiter gefühlt, doch jetzt wurde das vergessen. Jetzt, wurde er Teil von allem. Er und seine Mam.
Es war bereits später Nachmittag, als sie endlich alles verräumt hatten. Nun hatte er also wirklich ein neues Zuhause. Er betrachtete den Raum, der mit all dem Plunder so winzig gewirkt hatte. Erst jetzt viel auf, wie groß er eigentlich sein konnte. Wenn er an das alte Schlafzimmer in der winzigen Wohnung zurückdachte, dann hatte er hier im Grunde mehr Platz. Ein paar seiner Sachen standen zwar bei Naia, aber das waren vor allem Spiele. Sein Schreibtisch stand nun hier und dort war noch immer das viel größere Wohnzimmer. Doch er hatte kaum Zeit das alles zu genießen. Kaum stand der letzte Koffer in ihrem Zimmer, da winkte Nana sie zu sich. „Na kommt. Wir feiern! Willkommen im Barrio!" Dabei umarmte sie Summer und Arran. Anschließend deutete sie über die Schulter. „Na kommt!" Wiederholte sie, wie sie oft Dinge wiederholte. Sie führte sie die Treppe hinweg nach unten. Arran hatte es davor schon gesehen, trotzdem staunte er nicht schlecht. Er hatte selbst mitgeholfen das Essen auf die Plastiktische vor dem Cafe zu stellen, doch jetzt war dort eine Menge von Menschen. Sie alle jubelten fröhlich. „Willkommen im Barrio!" Riefen sie und Arran blieb kurz die Spucke weg. Er hob den Blick und er sah eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Glückseligkeit auf dem Gesicht seiner Mutter. „Das ist alles für uns?" Fragte Summer fassungslos und Nana lachte. „Wir suchen jeden Grund um zu Feiern!" Kurz darauf begann jemand auf Instrumenten zu spielen. Es wirkte mehr als improvisiert und doch war es perfekt. Cesco begann sein Tanzbein mit Nana zu schwingen und sie bewiesen, das man auch im höheren Alter wirklich schön Salsa tanzen konnte. Es war Naia, die Arrans Hand ergriff. Es war bereits so selbstverständlich für sie Beide geworden. „Komm tanzen wir!" „Aber ich kann nicht tanzen!" Erwiderte Arran. „Und ich mag kein Tanzen!" „Du hast es doch gar nicht probiert." Sie zog ihn einfach mit, aber er mochte es wirklich nicht. Er wirkte so steif im Vergleich mit den anderen und sie lachten ihn deswegen aus, bis er genervt die Arme verschränkte. Es war Naia, die ihm dann den Grundschritt von Salsa beibrachte. Das war eigentlich ganz ok, erkannte er, auch wenn er das niemals zugeben würde. Irgendwann, war es einfach egal wie man tanzte. Irgendwann hatten sie einfach zusammen Spaß. Fast jeder aus dem Fußballclub war hier. Kiki, Ella, Jacob, Rico. So viele. Zu seiner Überraschung tanzte Naia, doch sie tanzte nie in der Mitte. Sie hielt sich stets etwas im Hintergrund und er stand bei ihr. Es war ok so, denn Hauptsache sie hatten sich und jetzt, würden sie Familie sein.
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Sein roter Himmel - Su Cielo Rojo
RomanceManchmal fängt es als Freundschaft an. Als kleine Kinder, die wie Geschwister aufwachsen. Zusammenwachsen, bis sie sich ein Leben ohne einander nicht mehr vorstellen können. Wohin kann eine solche Verbindung führen, in einer Stadt, die unter den stä...