Kapitel 38

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Es war traurig für Arran. Traurig, das Nana nun fort war. Dennoch war er dankbar es erlebt haben zur dürfen. Er hatte Nana mit einem Lächeln verabschiedet. Es war ok. Allerdings für Naia war es nicht ok. Sie hatte ihr Leben mit Nana verbracht. Nana war für Naia die Mutter, die sie verloren hatte. Während Nanas Hände kälter wurden, klammerte Naia sich an ihnen fest. Ihre Stirn an die Hand gehalten. Flüsterte ihr leise Gebete zu, während ihre Tränen den Boden benetzten. Es war ein Bild, das Arran weniger ertrug, als den Abschied von Nana. So stand er auf und lief zu ihr herüber. Nur um sie vorsichtig von hinten zu umarmen. Naia ließ es zu. Sprach weiter ihre Gebete, bis sie das Ende erreichte und sich schließlich umdrehte. Ihr Gesicht an seiner Brust versteckte, als könnte das die Wahrheit vor ihr verstecken. Sie weinte stumm, während ihre Finger an seinen Hoodie griffen. Er konnte für sie nicht mehr tun, als über ihren Rücken zu streichen. Ihr damit zeigen, das sie nicht allein war. Doch wie lange wollte er das tun? Am anderen Ende des Raumes konnte er die Uhr sehen. Es war kurz vor 6. Schon bald würde man sein Verschwinden bemerken und dann? Er konnte Naia unmöglich hier allein lassen. Vor allem, nachdem er wusste, das ihr Onkel zurück kommen könnte. Sie musste diesen Gedanken spüren, denn sie krallte sich fester in seinen Hoodie, als wollte sie ihn niemals gehen lassen und er wollte nicht gehen. All die Jahre hatte er immer mehr Heimweh verspürt und nun war er endlich zurück. Er war bei ihr. Es fühlte sich so surreal an, wieder bei ihr zu sein. Für einen Moment stellte er sich sogar vor, einfach hier zu bleiben. Für immer. Und all die Scheiße, die er erlebt hatte, zu vergessen. „Du musst los, nicht wahr?" Durchbrach eine brüchige Stimme all diese Fantasien. Er wollte nicht. Er wollte nicht zurück. >Du warst ein idioto. Aber es ist nicht zu spät. Triff die richtige Entscheidung. Rette unseren Himmel.< Er hatte nicht bewusst darüber nachgedacht, trotzdem hauchten ihm Josefas Worte entgegen, als war sie noch immer hier. Triff die richtigen Entscheidungen. Rette unseren Himmel. Um das zu tun, musste er sie fort bringen. Dorthin, wo der Einfluss der Kartelle nicht das Leben der Menschen prägte. Dort wo Los Mortes und El Lirio sie nicht fanden. Doch egal wo das war, so sehr er mit ihr gehen wollte. Niemand verlässt die Gang. Niemand verlässt die Familie. Wer ging, wurde ein Verräter und ein Verräter, lebte nicht lang. Er wollte gerade den Mund öffnen, da klopfte es an der Tür. „Naia. Kind. Bist du hier?" Der Arzt. Arran wollte nicht und doch löste er sich von Naia. Sie sah fürchterlich aus. Ihre Augen waren rot und geschwollen. Ihr Haar zerzaust. Er wollte sie wieder an sich drücken und doch stoppte er. >Du musst los, nicht wahr?< Der Arzt durfte ihn nicht sehen. Niemand durfte wissen, das er hier war. Wieder sprach Naia etwas an, das er nur gedacht hatte. „Mein Zimmer." Flüsterte sie leise und er verstand. Egal was für Schwierigkeiten er später kriegen würde. Er konnte jetzt nicht gehen. Nicht jetzt, wo sie ihn brauchte. Also stand er auf und nickte ihr zu, ehe er in ihrem Zimmer verschwand. Blieb an der Tür stehen und lauschte ins Wohnzimmer. Er hörte wie Naia die Tür aufschloss. Dr Guzmans Stimme war wie immer viel zu laut. „Wie geh- Oh nein." Er hatte sie entdeckt. Er hatte Naias Gesicht gesehen. Verloren begann Dr Guzman irgendetwas zu stammeln, als überschlug sich sein Hirn bei dem Versuch die richtigen Worte zu finden. Es gab keine. Aus Feigheit war er nicht gekommen und so schwebte die Schuld nun über ihm. Vielleicht hätte er Nana genauso wenig retten können, wie Naia und Arran es konnten. Doch dort war ein ‚aber vielleicht doch' und dieses aber stand unausgesprochen im Raum. Schnelle Schritte erklangen, als Dr Guzman zum Sofa lief. „Wie lange schon?" Er klang auf einmal ernster, als hatte auch er einfach auf funktionieren geschalten. Diese Frage brach Arran das Herz. Es musste die Schlimmste für Naia sein. Kurz war dort Stille, vermutlich war ihre Stimme zu brüchig um zu antworten. Sie musste sich etwas sammeln, bevor sie weiter sprechen konnte. „Kurz nachdem ich zurück war. Gegen... zwei." Arran wollte die Tür aufreißen und sie an sich drücken. Sie klang so unglaublich verletzlich. Er ertrug es nicht, doch seine Angst, das man sie zusammen sah und es die Runde machte. Diesen Gedanken ertrug er noch weniger. So stand er stumm da, während Dr Guzman einen Krankenwagen rief. Nicht um Nana zu retten, sondern um sie fort zu bringen. Er erklärte, wie es weiterging. Er stelle ihr einen Schein aus, damit solle sie zum Bestatter. Dieser würde ihr mit allem weiteren helfen. Arran hörte, wie Dr Guzman zu telefonieren begann und Arran hätte ihm am liebsten aus dem Haus geschmissen damit er zu Naia konnte, doch dann erklang eine Stimme, die ihn beruhigte. Cesco. „Naia!" Rief er schockiert aus. Schnelle Schritte liefen in den Raum hinein. Stoppten kurz. Umarmte er Naia? Dann eilten die Schritte weiter. „Josefa.." Sehnsucht und Schmerz lagen in Cescos Stimme. Es wunderte Arran nicht. Niemanden würde es wundern. Josefa und Cesco hatten es nie öffentlich gemacht. Nicht geheiratet oder groß Dates gehabt. Doch sie beide hatte mehr verbunden, als nur Nachbarschaftsfreundschaft. Jeder wusste das und niemand hatte sich eingemischt. Für die Beiden war es ok gewesen und so war es das auch für alle anderen. Mit Cesco war ein Teil ihrer Familie die Tür herein gekommen und Arran wusste, das Cesco ihr helfen konnte. Ihr beistehen könnte, wie sonst niemand in diesem Viertel. Für den Moment war Arran erleichtert und so zog er endlich sein Handy hervor. Er brauchte jetzt Zeit. Wenigstens für ein paar Tage. Er musste nachdenken und für sie da sein. >Es ist noch nicht zu spät.< Es war vor allem dieser Satz, der Arran nicht los ließ. War es wirklich noch nicht zu spät? Es war ein Traum den Josefa ihm zum Abschied mitgegeben hatte. Es war nicht zu spät. Ein Hauch von Vergebung hatte in ihren Worten gelegen. Als hatte er das Recht um Vergebung zu bitten und für seine Taten zu büßen. „Oh Josefa!" Entwich es Cesco laut und Arrans Hauch von Vergebung verschwand. Der alte Mann begann zu schluchzen und auf spanisch Gebete zu sprechen. In diese Gebete hinein tippte er eine Nachricht an die einzigen Zwei, die ihm jetzt helfen konnten. >Ich hab was wichtiges zu erledigen. Haltet mir den Rücken frei.< Die Nachricht war so schnell getippt und an Rico geschickt. Er bekam fast genauso schnell eine Antwort. >Geht klar. Kannst dich auf uns verlassen Rojo.< Rojo. Gab es wirklich die Chance, das Rojo Vergebung fand?

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt