Kapitel 11

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Arran rannte wie übliche seine Abschlussrunde mit Jacob oder besser gegen ihn. Sie waren gleich auf und rannten so schnell sie konnten. Wollten sich überbieten und der bessere sein. Arran war anfangs nicht so fit wie Jacob gewesen. Immerhin war Arran lieber drinnen und vor dem Fernseher gehockt. Doch Kinder waren anderst als Erwachsene. Sie lernten schnell und sie entwickelten sich schnell. Langsam begann Arran zu Jacob aufzuholen und vermutlich war es ihr Gestreite, das die schnelle Entwicklung förderte. „Vergiss es Arran. Ich bin schneller!" Presste Jacob durch die Zähne hindurch und Arran tat es seinem Widersacher gleich. „Nicht mehr lang!" Knurrte der Rothaarige und sie warfen sich kurz Seitenblicke zu. Tatsächlich schnauften mittlerweile Beide und sie waren weit vor den anderen. „Letzte Runde!" Rief Olivier ihnen zu und es war als wollten sie deswegen noch einmal schneller werden. Arrans Lunge brannte schon und zu seiner Genugtuung sah er, das auch Jacob nicht mehr so leicht vor ihm herum hopsen konnte. Auch er wirkte angestrengt und Schweiß glänzte im unerbittlichen Schein der Sonne auf seiner Haut. Wenn sie anhielten, würden sie beide aussehen wie frisch aus der Dusche gestiegen, aber sie rochen bei weitem nicht so. Es war ein Pfiff und die Beiden blieben völlig erschöpft stehen. Stützen sich an ihren Oberschenkeln und brauchten einige Atemzüge, ehe Arran zu grinsen begann. „Was ist los, Jacob? Wirds langsam anstrengend für dich?" Der Rothaarige blickte leicht zwischen seinen Haaren hinweg auf und Jacob tat es ihm gleich. Funkelte ihn an, ehe er selbstbewusst strahlte. „Hahaha vergiss es. Das war nur eine Aufwärmübung für mich." „Du glühst aber ganz schön, dafür das das nur eine Aufwärmübung war!" Erkannte Arran zufrieden und Jacob atmete ein letztes Mal tief ein und aus ehe er sich aufrichtete als wäre nichts. „Du solltest nicht immer von dir auf andere schließen!" „Streitet ihr euch schon wieder?" Fragte Kiki ungläubig und Naias Kichern war zu hören. „Lass sie, das machen sie gerne." Die beiden Mädchen waren auf den Platz getreten und halfen Olivier die Wasserflaschen zu verteilen. Ein drittes Mädchen hatte sich ihnen mittlerweile angeschlossen. Ella. Eine hübsche halb Brasilianerin, halb Mexikanerin. Sie hatte dunkle Haut, braunes Haar und intensiv karamellfarbene Augen. Arran war jedesmal wieder fasziniert, wenn er die Augen der Südamerikanerin sah. Ihre Augen wirkten wie ausgedacht und zogen einen regelrecht in den Bann. Doch Ella konnte mit dieser Aufmerksamkeit nicht umgehen. So wie Arran seine roten Haare oft unter seiner Kapuze versteckte, versteckte Ella sich schüchtern hinter Kiki und Naia und trug oft eine Capi, die sie tief ins Gesicht zog. Apropo Capi. Als Naia ihm die Flasche reichte, blickte er sie streng an. „Du hast sie ja schon wieder nicht auf." Sagte er, als war es selbstverständlich das man wusste, was er gerade gedacht hatte. Naia aber schien das wirklich zu können. „Die passt nicht zu meinem blauen Kleid!" Antwortete sie trotzig und drückte ihm das Wasser regelrecht in die Hand, ehe sie ihn anfunkelte, als hätte er sie gerade beleidigt. „Dann zieh es nicht an!" Motzte Arran zurück und Naia verschränkte einfach die Arme vor der Brust, während Kiki Jacob ein Wasser reichte. „Aber das ist mein Lieblingskleid!" „Dann kauf dir eine Capi, die dazu passt!" „Aber ich will das Buch von meinem Taschengeld kaufen!" „Du kriegst noch eckige Augen vom ganzen Lesen! Bücherwurm!" „Dir täte lesen auch mal gut. Grobian!" Sie funkelten sich wütend an, als Ricardo dazwischen ging. „Hey hey. Wir wollen an der Fluss. Kommt ihr mit?" Arran und Naia stoppten sofort mit ihrem Gestreite und sahen sich stattdessen nachdenklich an. Ihre verkrampften Arme lösten sich. Sie sollten eigentlich nach dem Training gleich heim kommen, doch würde es wirklich auffallen, wenn sie kurz mit zum Fluss kamen? Sie waren bis jetzt noch nie mitgekommen und die anderen erzählten immer mit Begeisterung davon. Ihre Blicke hingen aneinander, ehe sie zu dem selben Schluss kamen. Sie würden sich eine Ausrede einfallen lassen. „Ja wir kommen mit!" Sagten sie wie aus einem Munde und alle begannen zu lachen. „Endlich! Es ist wirklich toll!" Die Kindermenge strahlte und sie packten schnell ihre 7 Sachen zusammen, ehe sie die Sportbeutel auf den Rücken spannten und loseilten. Die Jungs in ihrer Meute und die drei Mädels hinterher. Arran redete in Ruhe mit Ricardo, während Jacob auf Ricardos anderer Seite lief. Sie wechselten noch immer kein Wort, das nicht notwendig war, doch immerhin stritten sie nicht mehr die ganze Zeit. Selbst Arran war es aufgefallen und er wusste das sie ihre Feindschaft bereits zur Genüge im Fußball ausleben konnte. Als würde es die Spannung zwischen ihnen nehmen. Kurz lächelte er und blickte über die Schulter. Nicht weit entfernt lief Naia. Die Köpfe mit ihren zwei Freundinnen zusammengesteckt. Immerhin. Sie trug endlich die Capi. Als hätte sie das gespürt, blickte sie auf. Sie sah seinen Blick und streckte ihm die Zunge raus. Genervt tat er das selbe zurück, ehe sie sich doch angrinsten und wieder auf ihre Gespräche achteten.

Es war nicht weit bis zum Fluss. Sie mussten nur ein Stück weg vom Cafe und über den großen Veranstaltungsplatz. Hier war oft der Rummel und Arran freute sich nach den Erzählungen seiner Fußballjungs darauf. Sie sagten das alles bunt leuchten würde. Doch als sie jetzt über die Fläche liefen, war sie nur erfüllt von Erwachsenen, die für einen Spaziergang darüberliefen. Freunden, die auf Picknickdecken lagen. Menschen, die auf Handtüchern schliefen und Pärchen, die Händchen hielten. Die Kindergruppe kümmerte nichts davon. Stattdessen liefen sie bis zum Geländer. Der Fluss war schon vor einer Ewigkeit in eine Betonbett umgeleitet worden. So lag hinter dem Geländer eine Betonwand, die ein paar Meter in die Tiefe auf einen Betonweg führte. Dort waren kleine Metalltreppen für den Einstieg und es badeten bereits einige Kinder darin. Sprangen von dem Betonweg ins kühle Nass und schwammen zur Treppe zurück. Arrans Freunde würden sich dem nun anschließen. Sie waren alle noch Jung und so kümmerte es sie nicht als sie einfach ihre Kleidung bis auf die Unterhose auszogen. Auch störten sie sich nicht an den Motiven der Unterhosen. Nur Jacob lachte kurz in Arrans Richtung. „Raketen mh?" Und Arran sah genauso zurück. „Berge mh?" Sie funkelten sich kurz an, ehe Ricardo den Kopf schüttelte. „Klärt das am Dienstag auf dem Feld. Los lasst uns endlich baden!" Damit stürmte er als erstes los. „Arschbombe!" Rief er laut und kugelte sich in der Luft zusammen nur um dann mit viel gespritze im Wasser zu landen. Einer nach dem anderen folgte Ricardo, bis sie alle im Wasser waren. Alle außer einer. Naia. Sie saß am Rand und baumelte mit den Füßen im Wasser herum. Niemanden fiel es auf, niemanden außer Arran. Langsam schwamm er zu ihr zurück und sah zu ihr hinauf. „Warum kommst du denn nicht rein?" Fragte er und Naia sah wie nur selten traurig auf die Wasseroberfläche. „Nana sagt ich soll nicht baden." „Wegen dem Unfall?" Fragte Arran. Um besser reden zu können, kletterte er die Metalltreppe hoch und setzte sich neben Naia. Obwohl er nass war, war es an der Luft nicht im geringsten kalt. Es war zwar Herbst, doch in Milestone wurde es niemals kalt. „Oder kannst du nicht schwimmen?" Naia sah schlagartig auf. „Ich kann schwimmen!" Dann senkte sich wieder ihr Blick. „Dann doch der Unfall?" Fragte Arran erneut, als kümmerte es ihn nicht, wie oft er die selbe Frage stellen sollte, bis er eine Antwort bekam. Wieder schüttelte Naia den Kopf. „Der Arzt sagt, mir geht es schon besser." „Was dann?" Naia spielte mit den Zehen ihrer Füße. Schlang sie ineinander und zog sie wieder auseinander. Es war ihr unangenehm. „Sie sagt das Wasser ist ungesund." Es waren Ella und Kiki, die zu den Beiden zurückgeschwommen waren. „Mach dir keine Sorgen!" Sagte Kiki bestimmt und Naia und Arran sahen überrascht auf. „Ich war schon oft im Fluss. Mama hat das auch immer gesagt, aber das stimmt gar nicht!" „Wirklich nicht?" Fragte Naia hoffungsvoll und Kiki nickte. „Wirklich nicht. Mir geht es doch auch immer gut!" Arran beobachtete, wie Naias Augen zu leuchten begannen und auch er hatte darüber nachgedacht. „Sicher hatte sie wegen deinem Unfall nur Angst." Fügte er noch überlegend hinzu und Naias Augen begannen immer größer zu leuchten. „Stimmt und mir geht es ja besser!" Sagte sie glücklich und endlich stand sie auf. Arran tat es ihr gleich und hielt ihr die Hand hin. „Wollen wir zusammen springen?" Fragte er fröhlich und Naia nahm seine Hand gerne an. Denn zusammen, hatte man weniger Angst.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt